Hamburg. Hamburgs älteste Fleischerei ändert nach 50 Jahren ihr Konzept in Ottensen. Billy The Butcher wird Ende März eröffnet.

Wo mehr als 50 Jahre lang feine Fleisch- und Wurstwaren angeboten wurden und ein Mittagstisch auch mal mit deftiger Erbsensuppe lockte, sind die Türen seit einigen Tagen zu. Hamburgs älteste Fleischerei, die Firma Beisser, baut in Ottensen um. Hinter einem Sperrgitter teilen die Inhaber den Kunden mit, dass hier die Steak- und Burger-Bar Billy The Butcher neu eröffnet. Das Lokal, in dem an einer kleinen Fleischtheke auch frische Steaks zum Selbstbraten für zu Hause angeboten werden sollen, ist eine hundertprozentige Tochter des Familienbetriebs mit Hauptsitz in Eppendorf. Dort wird es weiterhin das Vollsortiment geben.

„Wir entwickeln uns als Unternehmen weiter und passen uns der Zeit an“, sagte Eltje Helene Felbier auf Anfrage des Hamburger Abendblatts zu dem Umbau der Filiale. Seit 2009 führt sie den Betrieb in sechster Generation gemeinsam mit ihrem Bruder Claas Rudolf Habben. Die traditionsreiche Geschichte hatte der Knochenhauer Georg Christian Beisser 1836 mit der Eröffnung der ersten Fleischerei an der Spitalerstraße begründet. Bis heute hat Beisser einen festen Kreis von Stammkunden.

Filialen in Eppendorf und Ottensen umgestaltet

Ähnlich wie ihr Urvater setzen auch die Geschwister, beide Betriebswirte, auf Premium-Fleischwaren wie Dry Aged Beef. In den vergangenen Jahren hatten sie die Filialen in Eppendorf und Ottensen umgestaltet und das Unternehmen wieder zurück in die Gewinnzone geführt. Seit dem Jahr 2014 ist Beisser im Alsterhaus mit Billy The Butcher und dem Bistro Steak & Grill vertreten. Weitere Details zur Schließung des bisherigen Ladengeschäfts an der Ottenser Hauptstraße wollte Felbier nicht nennen.

Klar ist, dass das Geschäft in der Branche schwierig geworden ist. In Hamburg gibt es laut Fleischer-Innung noch etwa 70 Fachgeschäfte. „Mit den Filialen sind es etwa 90 Verkaufsstellen“, sagt Innungsgeschäftsführer Joachim Drescher. In den vergangenen Jahren sind viele Fleischereien verschwunden. „Der Schwund betrug bundesweit vier bis fünf Prozent im Jahr“, so Drescher. „In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Zahl der Fachgeschäfte nahezu halbiert.“ Inzwischen habe sich die Lage stabilisiert. Als Gründe für den Rückgang sieht der Experte die Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter. Dazu kommt: Durch die veränderten Arbeitsbedingungen, den Zuwachs an Singlehaushalten und die Mittagsversorgung von Schulkindern in Kantinen wird weniger selbst gekocht. „Das Geschäftsmodell im Fleischereihandwerk wandelt sich“, so Drescher.

Steaks und Burger von offener Grillstation

In der neuen Beisser-Dependance in Ottensen werden Steaks und Burger an einer offenen Grillstation zubereitet. „Wir wollen weiterhin bestes Fleisch in Ottensen bieten“, sagt Eltje Helene Felbier. Die Eröffnung ist am 28. März geplant. Hinter dem Namen Billy The Butcher steckt übrigens eine Geschichte: Früher war es Tradition, dass die Fleischergesellen bei Beisser füreinander kochten. Das Rezept von Benjamin „Billy“ Ahlsweide war besonders beliebt: Fleischfrikadelle mit Schweinebauchscheiben und Spiegelei zwischen zwei gerösteten Weißbrotscheiben.