Hamburg. Die Gründerinnen haben lange gekämpft. Jetzt geben sie ihr Geschäft ab. Doch es ist ein Neuanfang geplant. Wie dieser im Detail aussieht.

Fast schien es, als ob das Aus für den Bio- und Unverpackt-Laden Ohne Gedöns in Volksdorf nur noch eine Sache von Wochen wäre. Im Sommer hatten die Gründerinnen Maren Schöning und Peymaneh Nottbohm angekündigt, dass sie aussteigen wollen. Letzte Chance, um das besondere Geschäftsmodell doch noch im Stadtteil zu erhalten: ein Verkauf an einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin.

Praktisch in letzter Minute zeichnet sich jetzt ab, dass der Unverpackt-Laden weitermachen kann. Aber anders als gedacht. „Aus Ohne Gedöns wird eine Genossenschaft“, sagt Maren Schöning. „Das ist ein großer Erfolg.“ Die Gründungsversammlung ist auf den 21. November terminiert. In den vergangenen Wochen hätte sich ein Gründungsteam mit etwa zehn Männern und Frauen aus den Walddörfern gefunden, so die 51-Jährige. Weitere seien willkommen. Sie selbst will, anders als zunächst angekündigt, jetzt doch weitermachen: als Genossenschaftsmitglied und als Geschäftsführerin.

So geht es mit dem Unverpackt-Laden in Volksdorf weiter

Ohne Gedöns war vor sieben Jahren in Volksdorf gestartet. Nachdem das nachhaltige Geschäftsmodell ohne Verpackungsmüll im Norden Hamburgs gut angelaufen war, verkauften die Inhaberinnen in der Corona-Zeit deutlich weniger. Auch danach kamen viele Kunden nicht zurück. Krieg und Krisen, vor allem die gestiegenen Preise im Lebensmittelhandel, ließen die Umsätze in dem kleinen Geschäft einbrechen.

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Mit Sortimentserweiterungen, Lieferservice und Treueaktionen versuchten die Inhaberinnen, sich gegen die Entwicklung zu stemmen. „Es ist nicht so, dass der Laden nichts abwirft, aber wir haben uns auf einem Niveau eingependelt, das für uns nicht tragbar ist“, hatte Maren Schöning im Juli gesagt. Auch eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne Ende 2023, bei der 14.000 Euro zusammengekommen waren, konnte den Laden nicht längerfristig aus der Krise holen.

Ohne Gedöns: Genossenschaftsanteil für 150 Euro

Als Ablösesumme für Warenbestand und Einrichtung hatten die Händlerinnen 50.000 Euro angesetzt und eine Frist bis zu den Herbstferien gesetzt. Eigentlich. Vor einigen Wochen habe sich abgezeichnet, dass die Nachfolge als Genossenschaft realistisch sei, so die Mutter von drei fast erwachsenen Kindern. Inzwischen gebe es etwa 200 Interessenten, viele davon seien Stammkunden bei Ohne Gedöns.

Einen Genossenschaftsanteil gibt es für 150 Euro. Bis zu 50 Anteile können pro Mitglied gezeichnet werden, wobei sich das Stimmrecht nicht multipliziert. Ende des Jahres, spätestens im Januar, soll der Übergang abgeschlossen sein. Die Gründung wird vom Genossenschaftsprüfverband begleitet.

Sprinkenhof hat Ohne Gedöns schon eine Zusage gemacht

Die Probleme in Volksdorf sind kein Einzelfall. Auch die Inhaberin von Unverpackte Insel in Wilhelmsburg hatte im Sommer angekündigt, ihren Laden aufgeben zu müssen und ebenfalls eine Nachfolgesuche gestartet. Inzwischen ist klar, dass das nicht geklappt hat und sie ihren Laden zum Jahresende endgültig zumacht.

In den vergangenen Jahren waren bundesweit zahlreiche Läden mit dem Konzept Zero Waste unter Druck geraten und hatten geschlossen. Der Hamburger Pionier Stückgut musste Insolvenz anmelden. Konkurrent Muttels übernahm den Standort in der Rindermarkthalle und betreibt inzwischen vier Unverpackt-Läden in der Hansestadt.

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Ohne Gedöns ist nicht der erste Unverpackt-Laden, der als Genossenschaft weitergeführt wird. Unter anderem in Elmshorn war im vergangenen Jahr der Übergang gelungen. In Volksdorf ist geplant, dass die beiden Inhaberinnen ihre GmbH an die Genossenschaft verkaufen. „Wir hoffen, dass wir unseren Einsatz wieder rausbekommen“, sagt Maren Schöning. Die Vermieterin des Ladenlokals, die städtische Sprinkenhof, hat eine Weiterführung des bereits gekündigten Mietvertrags zugesagt.

So geht es mit dem Unverpackt-Laden in Volksdorf weiter

Dass Maren Schöning weiterhin im Laden stehen wird, hatte sie eigentlich so nicht geplant. „Aber ich kann es nicht lassen.“ Der Laden ist ein Herzensprojekt. Sie setzt darauf, dass die Genossenschaftsmitglieder ehrenamtlich im Laden arbeiten und neue Ideen einbringen.

Übrigens: Was der Laden abwirft, soll zunächst reinvestiert werden. Wer der Genossenschaft beitritt, soll aber trotzdem auch ganz direkt etwas davon haben. „Was genau wird noch festgelegt“, sagt Schöning. Denkbar seien Einkaufsrabatte.