Hamburg. Feinperlig, aber alkoholfrei: Nach dem Aus von Rho Kombucha startet Jennifer Färber mit der Champagner-Alternative Manuka Jun neu durch.
Jennifer Färber ist viel unterwegs. Gestern noch Kopenhagen, am Morgen ist sie aus Berlin nach Hamburg gefahren. Demnächst fliegt sie wieder nach Abu Dhabi. Die Gründerin führt gerade viele Gespräche. Mit dabei hat sie immer eine bauchige Flasche mit dickem Korken: „Manuka Jun“ steht auf dem Etikett. Manuka? Jun? „Es ist eine Champagner-Alternative, feinperlig und alkoholfrei“, sagt Jennifer Färber. Ihr Ziel: dem exotischen Getränk in Europa zum Durchbruch zu verhelfen.
Um zu verstehen, was sie antreibt, muss man etwas ausholen. Die 33 Jahre alte Hamburgerin ist seit sechs Jahren Unternehmerin und hat eine Insolvenz hinter sich. 2018 hatte sie Rho Kombucha gegründet. In ihrer Mikrobrauerei in Hammerbrook stellte sie zunächst mit einem Partner und später allein das Trendgetränk aus fermentiertem Tee her. Das Besondere: Anders als industriell gefertigter Kombucha kam Rho Kombucha ohne Fermentierung aus.
Fast wie Champagner: Warum ein neues Getränk aus Hamburg in Abu Dhabi so beliebt ist
Die Geschäfte liefen gut. Rho Kombucha stieg zum Marktführer im Norden auf. Mit 15 Beschäftigten produzierte Färber in ihrer Anlage zuletzt 15.000 Flaschen im Monat. 2022 machte sie einen Schnitt, wollte mit einem neuen Investor an Bord einen Wachstumssprung schaffen. „Dabei haben wir viel zu viel Geld verbrannt“, sagt die Hamburgerin heute. Im November 2023 meldete sie Insolvenz an. Ein harter Schritt. Inzwischen ist die Firma abgewickelt. Sie sei ohne finanziellen Schaden aus der Insolvenz rausgekommen, sagt Färber. Auch ihren Anteil an den Markenrechten hat sie verkauft.
Wie es mit Rho Kombucha weitergeht, ist offen. Für Jennifer Färber, die sich auch in Start-up-Netzwerken engagiert, war immer klar, dass sie als Unternehmerin weitermacht. Statt in der eigenen Brauerei sitzt sie jetzt mit Laptop und Handy im lichtdurchfluteten Arbeitsbereich des Hammerbrooklyn-Digital-Campus und entwickelt ihr nächstes Geschäftsmodell.
Unterschied zu Kombucha: Jun mit Honig statt Zucker
Ganz neu ist die Idee nicht. Schon 2021 hatte Färber angefangen, mit einer weiteren Innovation rund um Kombucha zu experimentieren, und setzte dabei auf ein anderes Traditionsgetränk aus Asien: Jun, das in arabischen Ländern als alkoholfreier Champagner verkauft wird. Statt Zucker wird dem Tee beim Fermentierungsprozess Honig beigemischt. Weil sie sich für Manuka-Honig entschied, nannte sie die Hamburger Jun-Variante Manuka Jun.
2022 gründete Färber zusammen mit Matthew Pettersson, einem Importeur des edlen Honigs aus Neuseeland, die Firma Manuka Jun. Gemeinsam mit Wissenschaftlern der auf Weinbau spezialisierten Hochschule Geisenheim entwickelten die beiden ihre Idee von einem alkoholfreien Getränk im Premiumsegment weiter. „Die Basis ist weiterhin Tee, aber wir arbeiten mit Champagner-Hefen und Bakterienkulturen, die speziell auf den Manuka Jun angepasst sind“, sagt Färber. Außerdem wurde als Geschmacksergänzung Traubenmost beigemischt.
Die Veränderung zu ihren ersten eigenen Versuchen sei riesig, sagt Färber, die nach einem dualen Studium bei Mercedes-Benz ein Marketingstudium absolviert hat und sich zur Wein-Sommelière weiterbilden ließ. „Heute hat unser Manuka Jun eine feine Perlage, wie man es von Champagner kennt.“ Anders als bei anderen alkoholfreien Alternativen wird bei der Herstellung von Manuka Jun kein Alkohol entzogen. Es ist ein eigenständiges, hoch entwickeltes Getränk mit einer eigenen Geschmacksnote und „inhaltlichen Schnittstellen zu Champagner“, wie Färber es beschreibt.
Manuka Jun gibt es im Alsterhaus und in der Hobenköök
Es gibt zwei Sorten: Blanc, mit Schwarz- und Grüntee als Basis, und Rosé mit Hibiskus- und Rosenblättertee. Die erste Charge auf einem Weingut in Rheinhessen ist produziert: 3000 Flaschen, die komplett in die Arabischen Emirate, an einen Importeur in Abu Dhabi, verkauft wurden. Dass das Getränk gerade in dieser Region beliebt ist, hat zwei Gründe: Es ist komplett alkoholfrei und enthält Honig, dem im Koran eine heilende Wirkung zugeschrieben wird.
Für die zweite Charge läuft jetzt der Verkauf in Deutschland an. Der besondere Tropfen hat seinen Preis. 19,99 Euro kostet eine Flasche im Onlineshop unter manuka-jun.com. In Hamburg ist das Getränk etwa im Alsterhaus und in der Hobenköök ab 24,99 Euro erhältlich. Auch die ersten Fine-Dining-Restaurants haben den Angaben zufolge die alkoholfreie Alternative geordert.
Fast wie Champagner: Getränk ist in Abu Dhabi sehr beliebt
„Alkoholfreie Getränke-Alternativen passen zum Zeitgeist“, sagt Jennifer Färber. Motto: Trinken ohne Rausch, aber auch ohne Genussverzicht. Kein Wunder, dass sich schon die ersten Investoren bei ihr gemeldet haben. Die weitere Geschäftsentwicklung will die Gründerin jetzt in Ruhe angehen.
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Den wichtigsten Markt für ihren Manuka Jun sieht Färber in arabischen Ländern. Mitte Oktober fliegt sie wieder nach Abu Dhabi für Gespräche mit Kooperations- und Vertriebspartnern. Auch zu mehreren Scheichfamilien hat sie Kontakte geknüpft. Wenn alles klappt, kann sie am Persischen Golf auf neue Lieferverträge anstoßen. Natürlich alkoholfrei.