Hamburg. Die Hamburger Firma Rho Kombucha stellt eine Alternative für Champagner vor. Produkte werden bis in den Nahen Osten geliefert.
In Berlin sind Kombucha-Drinks schon in aller Munde. Fairment, Kombuchery und Bouche kommen aus der Hauptstadt, diese Marken stehen in den Szenevierteln an der Spree seit Jahren in veganen Bistros neben Bowls auf der Bar. Besonders oft nippen junge Frauen an den bunten Flaschen, Menschen, die einen gesunden Lifestyle pflegen, ins Yoga-Studio gehen und eher fleischlose Kost bevorzugen.
Auch nach Hamburg ist der Trend geschwappt. Hier setzt Jennifer Färber mit ihrer jungen Firma Rho Kombucha seit 2019 auf immer neue Innovationen rund um das Getränk aus fermentiertem Tee, einem Wellnessdrink, der ursprünglich aus Asien stammt.
Kombucha-Drinks bei Rewe und Budni
Färber steht im langen, blauen Sommerkleid in ihrer Manufaktur auf dem Großmarkt. Die Dimensionen der Halle groß wie ein Tennisplatz verdeutlichen beeindruckend, wie erfolgreich die 30-Jährige bereits in dem Markt der Trendgetränke agiert.
Sie verkauft ihre Flaschen der Marke Rho Kombucha bei Rewe, Budni, in Biomärkten und in der Gastronomie. Immerhin 400 Märkte im Norden versorgt sie mit ihrer Ware. Mehrere Sorten mit Geschmacksrichtungen wie Ingwer-Limette und Hibiskus-Rosa Pfeffer sind neuerdings auch in Pfandflaschen erhältlich. 330 Milliliter kosten 2,99 Euro.
Gut für den Darm: Rho Kombucha
Drei Mitarbeiter verkleben im Lager Pakete mit den Produkten, draußen auf dem Hof wachsen Berge mit Kisten für die Supermarktketten in den blauen Himmel. In der Halle blubbert in eiförmigen Tanks die Basis des Braudrinks. Hier gärt der Tee, mit einem Tuch bedeckt. Unter dem Textil zersetzt eine Bakterienkultur, eine Art schwammig-brauner Pilz, den beigefügten Zucker.
Anders als bei industriell hergestellter Ware, die nur wenige Tage fermentiert, wird der Kombucha in Hamburg nicht pasteurisiert. Er bewahrt dadurch die lebenden Mikroorganismen, die sich ähnlich wie bei Yoghurt positiv auf den Darm auswirken können und bleibt roh. Daher der Name, Rho Kombucha, und ein Satz, den die selber recht gesundheitsorientierte Gründerin in dem Gespräch mit dem Abendblatt häufig verwenden wird: „Ich habe ein gutes Bauchgefühl“.
Getränk Jun ist in arabischen Ländern beliebt
Bei dem Prozess bildet sich auch Kohlensäure, so dass am Ende ein Produkt steht, das leicht sprudelnd und frisch-süß schmeckt, ähnlich wie Cidre. Allerdings ohne Alkohol, was Jennifer Färber auf ihre neueste Produktidee gebracht hat: Eine Art Champagner für die arabischen Länder, den Manuka Jun.
Diesem Drink wird, statt Zucker wie bei Kombucha, Honig beigemischt, so dass ein Getränk namens Jun entsteht. Ebenfalls eine Erfindung aus Fernost, wo es angeblich auf den Höhen des Himalayas von Mönchen gebraut wird. Der Hamburger Jun kommt weniger urwüchsig daher, er wird in Champagnerflaschen abgefüllt und ist bisher in Dubai, Kuwait und Katar erhältlich. 5000 Flaschen hat Färber allein im Juli verkauft, für immerhin 40 Euro pro Stück.
Manuka-Honig erreicht Preise von bis zu 1000 Euro
Der Drink hat seinen Preis, denn dem norddeutschen Jun wird edler Manuka-Honig hinzugefügt, eine Erfindung der Ureinwohner Neuseelands, der Maori, die den Honig des Manuka-Baums als Heilmittel verwenden. Auch heute noch in Foodie-Kreisen sehr begehrt, erreicht der Honig Preise von bis zu 1000 Euro.
Bei Färber ist es Manuka-Honig des Hamburger Importeurs Madhu Honey, der dem Jun zugesetzt wird. „Es ist als Ersatz für Weintrinker, zum Anstoßen oder als Aperitif gedacht“, beschreibt Färber die Bandbreite der Verwendungsmöglichkeiten ihres Jun. Auch Sterneköche haben bereits mit der Erfindung aus ihrer Brauerei experimentiert.
Getränke im Hamburger Alsterhaus erhältlich
In Hamburg ist das Getränk etwa im Alsterhaus oder in der Hobenköök im Hafen erhältlich. So edel und extravagant Jennifer Färber bei ihren Produkten agiert, so bodenständig bleibt sie in ihrer Firma. Sie steht noch häufig selber mit in der Fabrik, packt hemdsärmelig mit an und unterhält sich mit ihren Beschäftigten, die zum Teil aus Inklusionsprojekten wie „Alsterarbeit“ kommen.
Dabei bekommen Menschen mit Down-Syndrom oder psychischen Problemen die Chance, sich in der Berufswelt zu engagieren. „Das erfordert viel Sensibilität“, sagt die junge Gründerin, „aber heute mit Menschen zu lachen, die mir früher nicht in die Augen schauen wollten, gibt einem so viel zurück“.
60.000 Flaschen im Monat
Insgesamt 60.000 Flaschen im Monat stellen die Beschäftigten bei Rho Kombucha her. Bald soll eine neue Produktion die Kapazität weiter erhöhen. Anfangs, als Jennifer Färber noch gemeinsam mit einem Mitgründer das Startup entwickelte, konnte sie das Wachstumstempo und die viele Arbeit, auch am Wochenende, noch gar nicht richtig überschauen.
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Der Co-Founder stieg zwischenzeitlich aus, die Unternehmerin, die in Eimsbüttel wohnt und zur Entspannung abends gerne etwas Debussy oder Brahms auf der Geige spielt, gab dagegen nicht auf. Sie hatte sich im Studium bereits mit Marketing beschäftigt, musste sich aber in die anspruchsvolle Brautechnik einarbeiten und mit den Machtverhältnissen in der deutschen Handelslandschaft auseinandersetzen.
Unternehmensgründerin zieht positive Bilanz
Es blieb und bliebt kaum noch Freizeit. „Doch es hat sich gelohnt“, sagt die gebürtige Kasselerin, die bereits als Kind ihrer Oma beim Kombucha-Brauen über die Schulter geschaut hat. Natürlich könne jederzeit ein Konzern wie Coca Cola mit Kombucha auf den Markt kommen, doch diese Unsicherheit gehöre dazu, findet die Gründerin. Den Druck einer Selbstständigkeit auszuhalten habe sie stärker gemacht, findet Färber und zieht eine positive Bilanz: „Ich gehe immer noch jeden Tag gerne in die Firma“.