Hamburg. Gründerinnen von Poké Bar: Verschobene Eröffnung im XXL-Einkaufszentrum war „das i-Tüpfelchen“. Wie es jetzt weitergeht.
Seit ein paar Jahren sind Bowls besonders zur Mittagszeit sehr beliebt. Die Hamburgerinnen Maria Alberti-Moghaddam und Leslie Schwittay gehörten zu den Ersten in der Hansestadt, die den Trend erkannt haben. In ihren Poké Bars gibt es die hawaiianisch angehauchten Gerichte mit viel Gemüse, Bio-Lachs, handgeangeltem Tunfisch und was man sich sonst noch so an frischen Sachen vorstellen kann. Inzwischen betreiben sie mit ihrer kleinen Gastrokette Urban Foodie fünf Restaurants in der Innenstadt und in der Nähe des Fischmarkts.
Die Geschäfte liefen lange gut. Doch jetzt mussten die Gastronominnen die Notbremse ziehen und haben Anfang dieser Woche einen Insolvenzantrag beim Amtsgericht Hamburg gestellt. Das hat Co-Chefin Maria Alberti-Moghaddam auf Abendblatt-Anfrage bestätigt. Die gute Nachricht für viele Stammkunden: „Unsere Restaurants sind bis auf Weiteres ohne Einschränkungen geöffnet.“
Restaurant: Beliebte Gastrokette Poké Bar in Hamburg meldet Insolvenz an
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Hamburger Rechtsanwalt Ingmar Jarchow von der Kanzlei Turner legal bestellt. Knapp 40 Beschäftigte sind betroffen. Ihre Gehälter werden in den nächsten drei Monaten über Insolvenzgelder der Arbeitsagentur gesichert.
Dass die schwierige Wirtschaftslage der Gastronomie zusetzt, ist bekannt. In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Insolvenzen in der Branche bekannt. Auch die Poké-Bar-Inhaberinnen sehen die Gründe für ihre finanzielle Schieflage in der allgemeinen Entwicklung.
„Seit der Corona-Pandemie und dem direkt darauffolgenden wirtschaftlichen Einbruch sind die Kosten in den Bereichen Personal, Ware und Raumkosten geradezu explodiert“, erklären sie. Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, mit höheren Umsätzen gegenzusteuern. „Als Erstes spart man am Mittagstisch“, so Maria Alberti-Moghaddam zur aktuellen Kaufzurückhaltung.
Prekäre Lage wegen geplatzter Eröffnung des XXL-Einkaufzentrums Westfield
Besonders setzt den Unternehmerinnen aber noch etwas anderes zu. Schon 2019 hatten sie einen Mietvertrag für eine sechste Poké-Bar-Filiale im Einkaufszentrum Westfield-Überseequartier unterschrieben. „Die Verschiebung des Eröffnungstermins um vier Monate hat uns unerwartet getroffen“, sagen sie. „Das ist in unserer Lage praktisch das i-Tüpfelchen gewesen.“
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Nicht nur, dass der Ausbau ihrer Fläche in dem XXL-Einkaufszentrum nahezu fertig ist – und zudem deutlich teurer ausfiel als geplant. Die Gastronominnen sollen schon seit der Übergabe Mitte Februar die volle Miete bezahlen und haben zudem bereits eine Erhöhung der Indexmiete um 20 Prozent bekommen. Zudem seien Kosten für neu eingestellte Servicekräfte und die – verschobene – Eröffnungsfeier entstanden. Auf der Habenseite fehlen die verlorenen Umsätze der für das Unternehmen besonders wichtigen Sommermonate.
Poké Bar meldet Insolvenz an: Gründerinnen wollen kämpfen
Trotzdem wollen die beiden Gründerinnen auf jeden Fall weitermachen und um ihr Unternehmen kämpfen. „Wir arbeiten eng mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter zusammen, um die Geschäftsstrukturen in den kommenden Monaten zu optimieren“, sagen Maria Alberti-Moghaddam und Leslie Schwittay.
Was das genau bedeutet und ob eventuell Standorte geschlossen werden, ist noch offen. Klar ist aber, dass es wie bei anderen prominenten Insolvenzfällen Verhandlungen um Mietsenkungen mit den Vermietern geben soll. „Vieles ist davon abhängig, wie die laufen.“