Hamburg. Nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens wird die Nachfolge für das Lokal am Heidberg-Krankenhaus gesucht. Was geplant ist.
Wer in diesen Tagen das Restaurant Pink and Orange in Langenhorn besuchen möchte, steht vor verschlossener Tür. Das beliebte Lokal am Holitzberg nahe dem Asklepios Klinikum Nord Heidberg wird nach der traditionellen Betriebspause rund um Weihnachten und Neujahr nicht wieder aufmachen. Gastronomin Sophia Behr hat Insolvenz für ihr Unternehmen Smittenbyfood angemeldet. Seit dem 1. Januar läuft das Verfahren. Als Insolvenzverwalter bestellte das Amtsgericht Hamburg Arno Doebert von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte.
Schon Ende Dezember hatte Jung-Unternehmerin Behr das Aus in den sozialen Medien angekündigt. „Dieser Ort war fünf Jahre lang unsere Heimat und hat uns durch Höhen und Tiefen begleitet. Es war großartig, mit euch und für euch, aber nun ist es für uns an der Zeit weiterzuziehen“, hatte die 33-Jährige unter der Überschrift „Over and out“ gepostet.
Lokal in Langenhorn schließt: Im eisundsalzig ging es los
Ende 2018 hatte die gelernte Köchin an dem Standort das Lokal eisundsalzig eröffnet, das sich mit innovativer Bistroküche und eigener Eisproduktion schnell einen Namen machte. Dann kam Anfang 2020 die Corona-Pandemie. „Seitdem haben wir nur noch Krisenmanagement gemacht“, sagte Behr, die auch einen Cateringservice angeboten hat.
Zwar habe der Betrieb auch dank der staatlichen Überbrückungshilfen die Pandemie überstanden. „Aber der finanzielle Puffer war aufgebraucht“, so die Gastronomin. Als der Ukraine-Krieg und die Inflation für weitere Umsatzeinbrüche sorgten, machte Behr einen Schnitt und eröffnet im März 2023 das Lokal am gleichen Standort als Pink and Orange neu – mit neapolitanischer Pizza und besonderer Weinkarte. Doch als zuletzt eine hohe Nachzahlung für Energiekosten kam, ging ihr finanziell die Luft aus.
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„Das Konzept hat sich am gewählten Standort leider nicht durchgesetzt“, sagte Insolvenzverwalter Arno Doebert gegenüber dem Abendblatt. Eine Wiedereröffnung im neuen Jahr sei nicht mehr möglich, da sich kein Investor für eine Übernahme des Betriebs in seiner aktuellen Form gefunden hat und eine Fortführung im eröffneten Verfahren unter Vollkosten nicht umsetzbar gewesen sei. Betroffen von der Insolvenz sind seinen Angaben zufolge neben der Inhaberin neun Beschäftige, darunter ein Auszubildender und zwei Aushilfen.
Für das Pink and Orange sieht er keine Fortführungsperspektive. Die Gläubigerversammlung ist Mitte März angesetzt. Aber es kann gut sein, dass an dem Standort demnächst ein anderer Betrieb eröffnet wird. Er stehe im Austausch mit der Vermieterin und Interessenten, die den Standort auf die Realisierbarkeit anderer Konzepte prüfen, so Doebert.
Lokal in Langenhorn schließt: Wie es am Holitzberg weitergeht
Wer und was das ist, ist noch nicht spruchreif. Die Branche steht schon seit Längerem unter Druck. Nach einer aktuellen Studie des Finanzinformations-Dienstleisters Crif könnten in diesem Jahr 412 Gaststätten und Restaurants in der Hansestadt finanziell auf der Kippe stehen.
Gastronomin Behr, die ihre Ausbildung bei Hannes Schröder in seinem Unternehmen Küchenfreunde gemacht hat, will jetzt erst mal angestellt arbeiten. Aber sie sagt auch: „Gastronomie ist eine schöne Branche.“ Ein neues Lokal unter ihrer Führung ist wohl durchaus eine Perspektive.