Hamburg. Gründerin verkauft ihre pflanzlichen Drinks über große Handelsketten. Jetzt kamen zwei schlechte Nachrichten auf einmal.
Als Jennifer Schäfer 2020 ihr Start-up Unmilk gründete, wollte sie in dem unübersichtlichen Markt pflanzlicher Milchalternativen ein Angebot machen, „das gesünder ist als die anderer Hersteller“. Mit ihrer Idee für Proteinshakes auf Haferbasis holte die Hamburgerin eine österreichische Investmentfirma ins Boot und startete in der Corona-Pandemie in der Lebensmittelbranche.
Ein bisschen wie David gegen Goliath, angesichts mächtiger Konkurrenz von Nahrungsmittel-Riesen wie Danone, Nestlé, Müller oder der schwedischen Marke Oatly. Trotzdem: Handelsketten wie Rossmann, Budni und Müller nahmen Unmilk ins Sortiment, auch in ausgewählten Edeka-, Rewe- und Kaufland-Märkten findet man die Produkte im Regal mit den veganen Lebensmitteln.
Jetzt musste die 32 Jahre alte Firmengründerin einen herben Rückschlag einstecken. In der vergangenen Woche hat Unmilk einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht Hamburg eingereicht. Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde der Rechtsanwalt Marc Heinrich von der Sozietät Esche Schümann Commichau bestellt.
Hafer statt Milch: Unmilk aus Hamburg meldet Insolvenz an
„Wir haben zwei Nachrichten erhalten, die uns zu dieser Maßnahme gezwungen haben“, sagt Geschäftsführerin Schäfer auf Abendblatt-Anfrage. „Zum einen wurden wir über die anstehende Auslistung eines großen Handelspartners informiert. Zum anderen wurde die fest zugesagte Listung eines neuen Handelskunden auf unbestimmte Zeit verschoben.“ Weitere Details nannte sie nicht.
Die gute Nachricht für Unmilk-Kunden: Die Produkte, aktuell drei vegane Protein-Shakes und zwei vegane Proteinpulver, sind im Handel sowie im Onlineshop weiterhin erhältlich. Wie es weitergeht, ist noch unklar. Zur Zukunft ihres Unternehmens sagt Schäfer: „Wir stehen ganz am Anfang des Prozesses und werden die weiteren Schritte mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter abstimmen.“
Unmilk-Gründerin ist Quereinsteigerin in der Lebensmittelbranche
Rückblick: Jennifer Schäfer ist so etwas wie eine Multi-Gründerin. Direkt nach ihrem Wirtschaftsstudium in Schottland hatte sie das Unternehmen Daily Dress, eine Art virtueller Kleiderschrank auf dem Smartphone, mitgegründet und danach in einem Start-up-Inkubator bei Unilever ein Waschmittel für den Abo-Verkauf entwickelt. Vor vier Jahren dann der Quereinstieg in die Lebensmittelbranche.
Mehr Wirtschaftsthemen
- Warum in Hamburg plötzlich so viele Konditor werden wollen
- Neuer Laden im Hamburger Karolinenviertel stellt sich gegen den Trend
- Fachkräftemangel: Von Manila an die Fleischtheke bei Edeka in Hamburg
Ihre Geschäftsidee rund um pflanzliche Milchalternativen kam gut an. Im ersten Geschäftsjahr konnte sie eigenen Angaben zufolge die Umsätze um 180 Prozent erhöhen, im zweiten um 100 Prozent. Mit ihrem kleinen Team entwickelte sie neue Produkte vom Firmensitz in Ottensen aus, darunter auch drei verschiedene Haferdrinks, und gewann mit Katjes Green einen weiteren Investor.
2023 kam der Einbruch. Angesichts inflationsbedingter Konsumzurückhaltung verkaufte Unmilk deutlich weniger, unter dem Strich ein Umsatzminus von 13 Prozent. Mit Sparmaßnahmen steuerte Chefin Schäfer gegen. Nachdem in besten Zeiten bis zu sieben Menschen bei dem Start-up tätig waren, ist sie neben einer Mitarbeiterin in Elternzeit aktuell die Einzige, die übrig ist. Auch das Sortiment ist deutlich reduziert. Die Kategorie Haferdrinks mit fünf Produkten wurde Ende 2023 komplett eingestellt.