Hamburg. Die Hamburger Tochterfirma JustWash will über den Onlinehandel Kunden mit Interesse an Mode und Kleidung gewinnen.

Waschmittel gehören nicht zu den Dingen, bei denen der Einkauf einen hohen Spaßfaktor hat. Man braucht es eben, genau wie Rasierklingen, Windeln oder Klopapier. In der Regel tendiert das Interesse, sich näher mit den Eigenschaften unterschiedlicher Produktangebote zu beschäftigen, gegen null – auch weil man angesichts der Auswahl zwischen Vollwaschmitteln und Feinwaschmitteln, Farbwaschmitteln und Wollwaschmitteln schnell den Überblick verliert. Experten sprechen von Low-Involvement-Produkten. „Die meisten nehmen immer das Gleiche und wissen nicht genau, warum eigentlich“, sagt Jennifer Schäfer. Die 28-Jährige ist eine Hälfte des Start-ups JustWash, das seit einigen Monaten ein neues Waschmittel im Abo anbietet. „Wir wollen richtiges Waschen einfach machen“, sagt Co-Gründer Jan-Eric Syring. Es ist auch ein Experiment: Den Versuch, ein Waschmittel direkt und ausschließlich online zu verkaufen, hat bislang noch niemand gestartet.

Einkauf einfacher als im Supermarkt

„Wir haben schon bei der Entwicklungsphase sehr eng mit Konsumenten zusammengearbeitet“, sagt Syring. Der 31-Jährige war vorher Markenmanager bei Unilever und kennt sich aus mit Waschmitteln. Hohe Qualität, angenehmer Duft, unterschiedliche Verpackungseinheiten – immer wieder sei das Sortiment an die Kundenwünsche angepasst worden, sagt er.

Seit März ist JustWash in vier Varianten als Vollwaschmittel, für farbige, schwarze und weiße Wäsche in Paketen mit zehn oder 50 Cups erhältlich. Um die Kunden bei der Auswahl und der Verbrauchsplanung zu unterstützen, bieten die Jungunternehmer einen Onlineschnelltest an, über den sie Informationen zum Waschverhalten sammeln. Sieben Fragen insgesamt, die ausgesprochenen Empfehlungen sind allerdings vorhersehbar. Mit einem Mausklick landen die Produkte im virtuellen Warenkorb, werden ohne Liefergebühren zugeschickt und – bei Bedarf – rechtzeitig nachgeliefert. „Der Onlineeinkauf soll einfacher sein als im Supermarkt“, sagt Jennifer Schäfer, die vom Start-up Daily Dress kommt, das über eine Art virtuellen Kleiderschrank individualisierte Outfits-Tipps anbietet.

Hinter JustWash steht die Start-up-Schmiede Nu Business des Konsum­güterkonzerns Unilever, über die neue digitale Geschäftsmodelle entwickelt werden sollen. „Das Gründerzentrum bietet den Rahmen, die Projekte arbeiten selbstständig“, sagt Christian Leihner, der bei Unilever als Head of Business Innovation firmiert und für den Austausch mit dem Mutterunternehmen zuständig ist. Für den 39-Jährigen geht es bei Nu Business darum, „neben dem Kerngeschäft Wege aufzuzeigen, wie es Unilever auch in 100 Jahren noch gibt“. Das britisch-niederländische Unternehmen, das seine Deutschland-Zentrale in der HafenCity hat, hat Waschmittelmarken wie Coral, Omo und Sunil im Sortiment.

Abo-Modelle bisher erfolglos

Seit Mai 2019 bietet Unilever auch Produkte des nachhaltigen US-Reinigungsmittelherstellers Seventh Generation, dessen Flaschen zu 100 Prozent aus recyceltem Kunststoff bestehen. Newcomer JustWash ist das erste Projekt der neuen Einheit Nu Business. Das Budget sei ausreichend, um die Produkteinführung zu finanzieren, so Leihner. Eine konkrete Summe will er nicht nennen. Nach Abendblatt-Informationen liegt sie unter einer Million Euro.

Der Verkauf über Abo-Modelle war vor einigen Jahren mal der große Trend. Von Feinkostprodukten über Schreibwaren, Schuhen, Männerunterwäsche und Babywindeln bis zu frisch gepresstem Orangensaft gab es alles Mögliche im Abonnement. Viele der Start-ups der ersten Zeit gibt es inzwischen nicht mehr. Behauptet haben sich Nischen-Anbieter wie Foodist mit monatlichen Feinkost-Boxen, Kern-Energie für Nuss-Abos oder der Kosmetikproben-Versender Glossy Box. Wirklich durchgesetzt hat sich das Modell vor allem bei Streamingdiensten.

Beispiele sind Netflix, Dazn und Spotify. Auch für Biogemüse- und Obstkisten wie Grüne Kiste, Gemüse-Abo Sannmann oder Biokiste Hamburg gibt es zahlreiche Abonnenten. Dazu kommt das Segment der Verbrauchsartikel mit Windeln (Lillydoo, Windelnkaufen) Rasierklingen (Morning Glory, Shave Club) oder Socken (Blacksocks). Inzwischen bietet Amazon über ein Spar-Abo Rabatte bei regelmäßigen Lieferungen – ohne Anmeldegebühr und jederzeit kündbar.

Zehn Prozent Preisnachlassbei Abo-Bestellung

Auch JustWash lockt die Kunden über Rabatte zum Abschluss eines Abos für den regelmäßigen Waschmittel-Nachschub. Zehn Prozent Nachlass verspricht das Start-up pro Bestellung. Allerdings ist der Basispreis hoch. Knapp 40 Cent pro Waschgang in vordosierten Caps kostet JustWash und ist damit sogar teurer als ähnliche Produkte der Traditionsmarke Persil. „Unsere Kunden sind Menschen mit einem hohen Interesse an Mode und Kleidung“, sagt Jennifer Schäfer. Die Marketing-Expertin hat das Start-up Daily Dress mitgegründet, das im vergangenen Jahr an die Otto-Tochter Picalike verkauft worden war. Im März wechselte sie zum Unilever-Inkubator. Über die Zahl der Kunden wollen die Start-up-Gründer keine Auskunft geben. Bislang werden Käufer über soziale Medien auf das neue Waschmittel aufmerksam und entscheiden sich, es auszuprobieren.

Die Resonanz sei positiv, sagt Co-Gründer Syring. Auf der Internetseite schwärmen Kunden von guten Waschergebnissen, angenehmem Duft, praktischer Handhabung. Inzwischen würden auch mehr und mehr Abos, die jederzeit kündbar sind, abgeschlossen. Gemessen werden die Jungunternehmer aber daran, wie schnell sie für ihre Produktidee einen Markt schaffen können. Bis Ende des Jahres haben sie Zeit – dann wird Bilanz gezogen. Inzwischen gibt es auch schon weitere Ideen für das Unilever-Innovationslab: Neue Vertriebswege für Eiscreme zum Beispiel schweben Nu-Business-Chef Leihner vor.