Hamburg. Warenhauskonzern soll vor dem dritten Verfahren stehen. Ein Name aus der Hansestadt könnte dabei eine wichtige Rolle spielen.
Die Krise beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof spitzt sich weiter zu. Nachdem große Teile des Mutterkonzerns Signa inzwischen Insolvenz angemeldet haben, hatte das Galeria-Management zuletzt fieberhaft daran gearbeitet, eine Lösung für den Handelsriesen mit 92 Kaufhäusern bundesweit und 12.500 Beschäftigten zu finden. Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass Galeria am Dienstag den dritten Insolvenzantrag binnen drei Jahren beim Amtsgericht am Unternehmenssitz in Essen stellen wird.
Dabei könnte Stefan Denkhaus von der Hamburger Rechtsanwaltskanzlei BRL Boege Rohde Luebbehuesen eine wichtige Rolle spielen. Verschiedenen Quellen zufolge soll der Sanierungsexperte als Insolvenzverwalter eingesetzt werden, wie das Abendblatt erfuhr. Eine offizielle Bestätigung gibt es noch nicht.
Galeria-Insolvenzverwalter könnte aus Hamburg kommen
Denkhaus gilt als sehr erfahren. Er war 2006 Gründungsmitglied bei der Kanzlei BRL mit heute 400 Beschäftigten. In den vergangenen Jahren hat er unter anderem die Insolvenzverfahren des Agrarkonzerns KTG Agrar betreut sowie bei der Bäckerei-Kette Dat Backhus, dem Bootsausrüster A.W. Niemeyer und der Brauerei Joybräu, bekannt aus der TV-Show „Die Höhle der Löwen“. Aktuell ist er der Sprecher des Gravenbrucher Kreises, einem Zusammenschluss führender Insolvenzverwalter mit überregionaler Ausrichtung.
Galeria Karstadt Kaufhof hat in Hamburg noch drei Filialen, in der City, in Eimsbüttel und im Alstertal Einkaufszentrum in Poppenbüttel mit insgesamt etwa 400 Beschäftigen. Das Unternehmen ist Teil des weitverzweigten Signa-Imperiums des österreichischen Investors René Benko. Dessen Signa Holding und unter anderem zwei wichtige Immobilien-Gesellschaften haben inzwischen Insolvenzanträge gestellt.
Übergangsfrist für Galeria endet
Galeria Karstadt Kaufhof gehört zur Signa Retail Selection mit Sitz in der Schweiz. Diese hatte Ende November 2023 im Zuge der Insolvenz des Mutterkonzerns eine „Nachlassstundung“ beantragt, das Gegenstück zum deutschen Schutzschirmverfahren. Die Frist von sechs Wochen endet jetzt.
Dabei lag der Fokus darauf, einen Käufer für die wirtschaftlich angeschlagenen Handelsriesen zu finden. Bislang ist das nicht geschehen. Ob Galeria Karstadt Kaufhof Insolvenz anmelden muss, hängt nun maßgeblich davon ab, ob Signa die im Insolvenzplan zugesagten 200 Millionen Euro überweist, davon 50 Millionen Euro bereits im Februar. Da das zunehmend unrealistisch scheint, wird trotz zuletzt guter Geschäfte mit dem Gang zum Amtsgericht gerechnet.
Experten rechnen mit „harter Insolvenz“
Es wird damit gerechnet, dass es eine sogenannte harte Insolvenz wird. Das bedeutet: Im Unterschied zu den beiden ersten Insolvenzverfahren, die in Eigenverwaltung durchgeführt wurden, übernimmt jetzt ein externer Insolvenzverwalter. Dieser ist vor allem den Gläubigern verpflichtet. Dafür ist eine erfolgreiche Sanierung des Unternehmens oder ein lukrativer Verkauf meist das beste Mittel. Gelingt das nicht oder ist der zu erzielende Kaufpreis zu niedrig, muss der Insolvenzverwalter die verbliebenen Werte liquidieren. Klar ist aber in jedem Fall: Es wird dann weitere Schließungen von Standorten und Personalabbau geben.
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Unterdessen wurde bekannt, dass Galeria Karstadt Kaufhof das im Mai 2023 abgeschlossene zweite Insolvenzverfahren noch nicht verdaut hat. Der Bund hat nach eigenen Angaben erst einen Bruchteil seiner 680 Millionen Euro schweren Finanzspritze für den Essener Warenhauskonzern zurückerhalten.
Galeria-Insolvenz: Steuerzahler mit einer halben Milliarde Euro dabei
Auf eine parlamentarische Anfrage der Bundestagsabgeordneten Jessica Tatti (parteilos, Ex-Linke) hat nun Finanzstaatssekretär Florian Toncar (FDP) erstmals konkrete Zahlen genannt. Danach hat der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) von den an Galeria gezahlten Bundesmitteln in Höhe von 680 Millionen Euro erst 40 Millionen Euro zurückerhalten. Weitere Erlöse erwartet das Finanzministerium aus der Verwertung von Sicherheiten.
Viel schwerer wiegen freilich die Verluste, die der Bund durch die Galeria-Krise zu verkraften hat. Sie dürften gut und gern bei einer halben Milliarde Euro liegen. Denn nach Angaben des Staatssekretärs muss eine vom WSF bezahlte Stille Einlage in Höhe von 250 Millionen Euro aufgrund des zweiten Insolvenzverfahrens „vollständig abgeschrieben werden“. Das Nachrangdarlehen von ursprünglich 430 Millionen Euro wird nach seinen Angaben nur noch in Höhe von 88 Millionen Euro fortgeführt und verzinst.