Hamburg. Amtsgericht eröffnet Verfahren über Hamburger Getränkehersteller. Insolvenzverwalter übernimmt Geschäfte – und macht Hoffnung.
Sie hatten zusätzliche Investoren an der Hand und einen großen Auftritt in der bekannten Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“, aber am Ende hat es doch nicht gereicht: Der Hamburger Getränkehersteller Joybräu hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Hamburg hat den Hamburger Rechtsanwalt Stefan Denkhaus zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt.
Das 2016 gegründete Unternehmen Joybräu wollte sich als erster Hersteller eines Proteinbieres einen Namen machen. Nicht die Kneipentheken der Welt wollten die beiden Gründer Erik Lars Dimter und Tristan Thomas Brümmer mit ihrem Bier erobern, sondern die Fitnessbranche mit einer Alternative zu den muskelaufbauenden Proteinshakes und -riegeln.
„Höhle der Löwen“: Hamburger Joybräu meldet Insolvenz an
Es sah anfangs auch gut aus für das junge Unternehmen. In einer Kooperation mit Wissenschaftlern vom Studiengang Brauerei- und Getränketechnologie der Technischen Universität Berlin gelang die Herstellung des ersten Proteinbieres. Eine 0,33-Liter-Flasche der in einer Lohnbrauerei hergestellten ersten Joybräu-Sorte enthielt 21 Gramm Protein. Bei der Fitnessmesse Fibo bekamen die Hamburger den Innovationspreis.
Doch um bei der Sportlerernährung eine Rolle zu spielen, bedurfte es mehr. Drei neue Sorten kamen auf den Markt: ein Vitaminbier, eine Light-Version mit sieben Gramm Protein sowie eine mit 15 Gramm und Zitronensaft.
Gericht bestellt Insolvenzverwalter für Hamburger Joybräu
Corona brachte den ersten Dämpfer: Im Lockdown wurden Fitnessstudios geschlossen, der Absatz brach ein. Am Ende des ersten Corona-Jahres standen gerade einmal 325.000 Euro Umsatz und fast doppelt so hohe Kosten allein für das Personal.
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In der Vox-Sendung „Die Höhle der Löwen“ versuchten Dimter und Brümmer einen der Löwen zu einem Deal zu bewegen, um frisches Kapital zu bekommen. Am Ende platzte das Geschäft. Frisches Geld gab es dennoch: von der Hamburgischen Investitions- und Förderbank sowie von zwei Investoren.
Joybräu: Insolvenzverwalter sucht neue Investoren
Im Juni vergangenen Jahres verkündete Joybräu sogar, mit seinem alkoholfreien Sportlerbier nach China expandieren zu wollen. Das dürfte sich mit der Insolvenz jetzt wohl erledigt haben. Alle Versuche die Gründer am Montag dazu per Telefon oder E-Mail zu erreichen blieben erfolglos.
Dafür äußerte sich der Insolvenzverwalter. „Hintergrund der Insolvenzanmeldung ist eine gescheiterte Finanzierungsrunde“, teilte Stefan Denkhaus dem Abendblatt mit. Der Geschäftsbetrieb sei daher aktuell „deutlich heruntergefahren“. Den Gründern machte er dennoch Hoffnung: „Ich halte die Geschäftsidee mit dem Proteinbier aber für so innovativ, dass wir nun nach Investoren suchen, um die Firma fortzuführen.“