Hamburg. Wichtige Immobilienfirmen aus dem Benko-Reich stehen vor einer Schrumpfkur. Was Hamburger Kaufhäusern droht. Entscheidung im Januar.
Das Geschäft bei Galeria Karstadt in der Mönckebergstraße brummt. „Wir hatten ein gutes Weihnachtsgeschäft“, sagt die Chefin des Kaufhauses in der Hamburger Innenstadt, Anne-Marie Tenzer. Auch in den wichtigen Tagen vor dem Jahreswechsel ist ordentlich Betrieb. Parallel laufen die Vorbereitungen für den ersten verkaufsoffenen Sonntag 2024 am 7. Januar. Das klingt positiv, aber nach der Insolvenzanmeldung von zwei weiteren Kerngesellschaften der Signa-Gruppe ist die Zukunft der Warenhaus-Kette erneut äußerst unklar.
„Die Aufbruchstimmung ist verpufft“, sagt Nils Reinhardt, Betriebsratvorsitzender bei Galeria Karstadt in der Mönckebergstraße. Stattdessen gebe es wieder Ängste und Sorgen unter den gut 200 Beschäftigten des Hauses angesichts der neuen Negativ-Meldungen. „Das nimmt alle mit und ist sehr kräftezehrend.“ Besonders hart, so der Arbeitnehmervertreter, sei die Unsicherheit. Erst Mitte des Jahres waren die Karstadt-Häuser in Wandsbek und Harburg geschlossen worden.
Bangen bei Galeria Karstadt an der Mönckebergstraße
Nachdem das Firmenimperium des österreichischen Unternehmers René Benko gerade Stück für Stück in sich zusammenfällt, machen Spekulationen über eine neuerliche Insolvenz von Galeria die Runde. Am Freitag hat der Immobilienentwickler Signa Developement Selection ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Am Tag zuvor hatte das schon die Signa Prime Selection getan. Mit Folgen für den Handelskonzern: Zu Signa Prime gehören auch 18 Kaufhausimmobilien, darunter das 1912 gebaute Karstadt-Haus an der Mönckebergstraße. Die Filialen in Eimsbüttel und im Alstertal Einkaufszentrum (AEZ) in Poppenbüttel haben andere Besitzer.
Betroffen ist auch das Alsterhaus, das ebenfalls zum Signa-Prime-Bestand zählt. Das Luxus-Kaufhaus gehört zur KaDeWe-Group. Das Unternehmen, an dem neben einer anderen Signa-Firma mehrheitlich die thailändische Central Group beteiligt ist, äußerte sich auf Anfrage nicht zu möglichen Konsequenzen. Im Abendblatt hatte Firmenchef Michael Peterseim gesagt, dass er keine Auswirkungen der Insolvenzen im Signa-Imperium auf die Gruppe erwarte.
Galeria-Management äußert sich nicht zu möglicher Insolvenz
Bislang hat sich die Galeria-Führung nicht zu den Auswirkungen geäußert. Klar ist aber: Die Zeit drängt. Entscheidender Stichtag ist der 8. Januar. Einen Tag später endet die sechswöchige Frist für eine Prüfung der angespannten wirtschaftlichen Lage von Galeria Karstadt Kaufhof. Dabei könnte die Insolvenz von Signa Prime bisherigen Rettungsplänen aus der Firmen-Zentrale in Essen einen Strich durch die Rechnung machen. Dazu gehörte, eine Reglung über die Mietzahlungen an Signa in Höhe von jährlich 180 Millionen Euro zu finden. Insider bezweifeln, ob es dazu angesichts der angekündigten Sanierung und einer radikalen Verkleinerung des Immobilienbestands kommt.
Unklar ist auch, ob die zugesagte und dringend benötigte Finanzspritze der ebenfalls insolventen Signa Holding in Höhe von 200 Millionen Euro kommt. Aktuell werden bei Galeria dem Vernehmen nach verschiedene Optionen geprüft, wie auch Gespräche mit potenziellen Käufern geführt. Wenn das nicht rechtzeitig klappt, droht der Warenhaus-Kette mit 92 Filialen und 15.500 Beschäftigten trotz operativer Gewinne eine Insolvenz.
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Ausgang mal wieder offen. Aber eine Folge könnte sein, dass Galeria endgültig zerschlagen wird. „Sollte es zu einer Insolvenz kommen, braucht Galeria einen neuen Eigentümer, der Kompetenz in der Handelsbranche mitbringt“, fordert deshalb die Hamburger Ver.di-Handelsexpertin Heike Lattekamp.
Bangen bei Galeria, Entscheidung im Januar
Für die Beschäftigten ein bitteres Szenario zum Jahreswechsel. „Wir geben unser Bestes und versuchen, positiv gestimmt zu bleiben“, sagt Michael Zuther aus dem Betriebsrat bei Galeria im AEZ. Angesichts der prekären Lage nicht einfach durchzuhalten. „Erst in der ersten oder zweiten Januarwoche werden wir mehr wissen“, sagt Galeria-Betriebsrat Nils Reinhardt aus der Mönckebergstraße.