Hamburg. Der neue Chef der KaDeWe Group, Michael Peterseim, wagt in schwierigen Zeiten einen Blick in die Zukunft des Hamburger Edelkaufhauses.

  • Die Insolvenz der Signa Holding hat Folgen für Hamburg
  • Am Elbtower herrscht wegen der Holding von René Benko Baustopp
  • Was bedeutet die Signa-Pleite für das Alsterhaus?

In den Schaufenstern des Alsterhauses vermittelt die strahlende Weihnachtsdekoration ein Bild von heiler Welt. Aber hinter der schönen Fassade rumort es. Die Nachrichten über die schwere Krise der Signa Holding überschlagen sich dieser Tage. Am Mittwoch hatte der Immobilienkonzern in Wien einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung gestellt.

Auch das Nobelkaufhaus an der Alster gehört als Teil der KaDeWe Group wie der Elbtower und die ehemalige Gänsemarkt-Passage zum Firmenimperium des Milliardärs René Benko. Michael Peterseim (54), ein promovierter Physiker und seit November Vorsitzender der Geschäftsleitung der KaDeWe Group, erklärt im Abendblatt-Gespräch, wie es jetzt weitergeht.

Hamburger Abendblatt: Bei vielen Hamburgern wächst gerade die Sorge, dass die Krise des Immobilienkonzerns Signa auch das Alsterhaus erfassen könnte. Wie ist die Situation?

Michael Peterseim: Ihre Sorge ist unbegründet. Es geht uns gut. Das Alsterhaus gibt es seit mehr als 100 Jahren, und seien Sie sicher: Das Alsterhaus wird es auch in 100 Jahren noch geben. Signa ist Miteigentümerin, ja. Aber dort läuft ja nun ein geordneter, strukturierter Prozess. Wir gehören bekanntermaßen mehrheitlich der thailändischen Central Group, dem größten Handelskonzern Asiens, einem traditionsreichen, börsennotierten Händler. Das sind ausgewiesene Experten im Einzelhandel, finanziell stark aufgestellt und sehr für uns engagiert. Sie sehen mich heute sehr entspannt.

Michael Peterseim ist seit 1. November neuer CEO der KaDeWe-Group, zu der auch das Alsterhaus gehört.
Michael Peterseim ist seit 1. November neuer CEO der KaDeWe-Group, zu der auch das Alsterhaus gehört. © TheKaDeWeGroup | TheKaDeWeGroup

Eine Beteiligung von 49,9 Prozent sind aber schon ein beträchtlicher Anteil. Welche Auswirkungen hat die Insolvenz-Anmeldung der Signa Holding am Mittwoch?

Dies hat keine Auswirkungen auf unser Handeln. Wir konzentrieren uns auf unser Geschäft, das gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit besonders wichtig ist und sehr viel Spaß macht.

Nachgefragt: Gibt es Zusagen von der Central Group für eine mögliche Übernahme weiterer Anteile, sollte es notwendig sein?

Ich spekuliere nicht. Die Strategie der Central Group ist es, das weltweit führende Luxuseinzelhandelsunternehmen mit den besten Markenpartnern, der besten Sortimentsauswahl und außergewöhnlichen Kundenerlebnissen an allen ihren Standorten zu sein. Europa bleibt ein strategischer Schlüsselmarkt für die Central Group.

Alsterhaus-Modernisierung ist unabhängig von Signa durchfinanziert

Signa ist Immobilieneigentümerin und damit Vermieterin. In den vergangenen Tagen gab es Nachrichten, dass die Warenhäuser exorbitant hohe Staffelmieten zahlen. Wie ist das beim Alsterhaus?

Wir haben lang laufende Mietverträge mit den jeweiligen Objektgesellschaften. Beim Alsterhaus läuft der Mietvertrag noch mehr als 30 Jahre. Aber natürlich wird über den Mietzins ständig gesprochen. Das ist unsere Aufgabe als Geschäftsführung. Und in dieser Funktion – das liegt in der Natur der Sache – erscheint uns natürlich jede Miete zu hoch und sollte immer verhandelt werden.

In den nächsten Jahren sind im Alsterhaus weitere Investitionen und Umbauten geplant, unter anderem soll die Food Hall in der vierten Etage umgestaltet werden. Ist das Projekt in der aktuellen Situation gefährdet?

Wir haben in den vergangenen Jahren schon viel ins Alsterhaus investiert. Begonnen mit dem Erdgeschoss, das jetzt durch den Pop-up-Shop von Gucci einmal mehr aufgewertet wurde. Auch die Mode-Etagen haben wir umfangreich umgebaut. Das Einzige, was noch fehlt, ist die Food-Etage und daran anschließend die dritte Etage. Das ist für 2026 geplant und auch schon komplett durchfinanziert. Und zwar ohne Abhängigkeiten zu Signa.

Was soll dort konkret passieren?

Zusätzlich zum bestehenden Lebensmittelangebot erweitern wir den Restaurantbereich. Es wird unter anderem ein Fischrestaurant geben und ein Steakrestaurant. Verträge mit Betreibern sind noch nicht geschlossen, aber es gibt viele Interessenten.

Wie groß ist der Imageschaden für das Alsterhaus durch die Signa-Krise?

Wenn ich durch unsere Häuser gehe, nehme ich im Moment eine sehr schöne Weihnachtsstimmung wahr. Die Menschen kommen gern, im Übrigen auch viele. Wir haben Besucherzahlen wie zu Vor-Corona-Zeiten. Der Umsatz ist sogar deutlich über dem Niveau. Ich spüre vor allem Positivität und Optimismus.

Ein Wermutstropfen war allerdings der Cyber-Angriff auf die KaDeWe Group Anfang November, auch mit Folgen für das Alsterhaus. Ist inzwischen klar, was geschehen ist?

Da ist praktisch nichts passiert. Nach wenigen Stunden konnten unsere Abwehrsysteme die kriminelle, russische Hacker-Gruppe Play komplett verbannen.

Können Sie garantieren, dass die Daten der Kunden sicher sind?

Wir können garantieren, dass keine zahlungsrelevanten Daten das Haus verlassen haben. Es wurden in geringem Maße Daten gestohlen. Aber wie wir schon kommuniziert haben und nach aktuellem Ermittlungsstand, waren es keine sensiblen Daten, lediglich wenige E-Mail-Adressen. Die betroffenen Kunden haben wir inzwischen informiert

Eine Folge des Cyberangriffs ist auch, dass die Kartenzahlung im Alsterhaus nicht reibungslos funktioniert hat. Wie ist der aktuelle Stand?

Die anfänglichen Probleme rührten von unserer Entscheidung, das Netzwerk präventiv herunterzufahren, um Schaden abzuwenden. In diesen zwei, drei Tagen gab es mit unseren Zahlungsterminals Schwierigkeiten. Das ist gemessen an dem, was andere an Schäden verzeichnen müssen, glimpflich abgelaufen. Es läuft alles wieder reibungslos.

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Wie sind die Zukunftsperspektiven für das Alsterhaus?

Ich sehe eine sehr gute Zukunft für das Alsterhaus und auch für die gesamte KaDeWe-Gruppe. Wir werden 2023 das stärkste Geschäftsjahr der Geschichte abschließen und mit 800 Millionen Euro Umsatz rausgehen. Das ist doppelt so viel wie zu dem Zeitpunkt, als wir die drei Häuser im Jahr 2014 von Karstadt übernommen haben. Und auch mehr als im bisherigen Rekordjahr 2022. Wir bewegen uns auf starkem Wachstumskurs, und auch für 2024 ist die Prognose positiv. Das kommt nicht von ungefähr, sondern durch massive Investitionen. In den vergangenen acht Jahren haben wir in die drei Häuser 500 Millionen Euro gesteckt, und das zahlt sich jetzt aus.

Wo steht das Alsterhaus innerhalb der KaDeWe Group?

Das Alsterhaus ist die Grande Dame Hamburgs, da stimmen mir die Hamburger sicher zu. Es ist zwar flächenmäßig kleiner als das KaDeWe, aber genauso glamourös, inspirierend und die erste Adresse, wenn es um Shopping auf höchstem Niveau geht. Generell sind alle Häuser innerhalb der KaDeWe Group Ikonen ihrer Städte, die eng mit der lokalen Bevölkerung verbunden sind, was sich auch im Markenportfolio widerspiegelt.