Hamburg. Coffeecycle wurde als Schülerfirma gegründet. Jetzt ist das Unternehmen auf Wachstumskurs – die Hintergründe der Erfolgsgeschichte.

Passagiere auf Aida-Schiffen haben es vielleicht schon entdeckt. In den Bordshops der Kreuzfahrtreederei werden seit Kurzem Seifen des Hamburger Start-ups Coffeecycle angeboten. Das Besondere: Die wohlriechenden Waschstücke werden ganz nachhaltig mit altem Kaffeesatz produziert und – das ist der Clou – in großen Teilen kommt der recycelte Inhaltsstoff sogar aus den Kaffeemaschinen an Bord der Aida-Flotte. „Das ist Kreislaufwirtschaft, genau wie wir uns das vorstellen“, sagen die Gründer Leonardt Mücke und Liam Matzen.

Die Kooperation läuft seit dem Frühjahr und ist für die Jungunternehmer ein großer Erfolg. „Aida ist auf uns aufmerksam geworden. Dann haben sie Kontakt aufgenommen“, sagt Leonardt Mücke. Inzwischen bekommt Coffeecycle regelmäßig Kaffeesatz, der aktuell in Behältern auf der „Aida Nova“ gesammelt wird. „In jeder unserer Seifen stecken ungefähr sieben Gramm Kaffeesatz. Das ist etwa die Menge, die bei einem Espresso übrig bleibt“, sagt Liam Metzen. Umgerechnet reicht eine Fuhre demnach für gut 7000 Seifen.

Kreuzfahrten: Aida-Bordshop verkauft Coffeecycle-Seifen

Die Seifen bestehen aus Oliven- und Kokosöl, alles in Bioqualität. Und natürlich aus Kaffeesatz, der mit einer Art Peeling-Effekt die Haut von toten Zellen und Verschmutzungen reinigt. Das Koffein sorgt – praktisch als i-Tüpfelchen – zudem für gute Durchblutung. Aktuell gibt es Coffeecycle-Seife mit Pfirsich- und Orangenduft. Gefertigt wird in einem Betrieb in der Nähe von Frankfurt. Der reguläre Preis liegt bei 8,90 Euro für ein 100-Gramm-Stück und 13,90 Euro für das 150-Gramm-Stück.

Eine weitere Kollektion, die in Handarbeit in einem Familienbetrieb in Marseille hergestellt wird, ist für 11,90 Euro pro 100-Gramm-Seifenstück im Angebot (mit Sheabutter). Nicht gerade günstig. „Die Resonanz ist gut“, sagt Leonardt Mücke. Bislang wurden insgesamt 20.000 Seifen verkauft, unter anderem beim Edelkaufhaus und Versandunternehmen Manufactum.

So sehen die Coffeecycle-Seifen nach dem Relaunch aus. Der Preis für ein 100-Gramm-Seifenstück liegt bei 8,90 Euro.
So sehen die Coffeecycle-Seifen nach dem Relaunch aus. Der Preis für ein 100-Gramm-Seifenstück liegt bei 8,90 Euro. © Coffeecycle | Coffeecycle

Es läuft bei Coffeecyle. Und das ist nicht selbstverständlich. Denn gestartet haben die beiden heute 20-Jährigen ihre Firma schon während der Schulzeit im Rahmen eines Wirtschaftsschwerpunkts am Gymnasium Eppendorf. 2021 schaffte es das Team bis ins Finale des bundesweiten Wettbewerbs business@school der Unternehmensberatung Boston Consulting Group.

Im Sommer 2021, kurz vor Beginn ihres Abiturjahrs, gründeten die jungen Hamburger Coffeecycle – mit 7000 Euro Startkapital aus ihren Barista-Jobs. Die ersten Umsätze haben sie in kleinen Cafés wie Malina Stories in Barmbek gemacht, in denen sie einerseits Kaffeesatz abholen konnten und die ihre Seifen auch verkauft haben.

Mehr Wirtschaftsthemen

Während andere Abiturienten nach dem Abschluss durch die Welt reisen, Geld verdienen oder einen Freiwilligendienst absolvieren, haben die Coffeecycle-Gründer jede Minute und viel Geld in ihr Start-up investiert. Seit dem Herbst studiert Leonardt Mücke in Rotterdam Internationale Betriebswirtschaftslehre, mit einem Stipendium für junge Firmengründer. Liam Metzen arbeitet bei einer Filmproduktionsfirma in Berlin und bereitet sich auf sein Regie-Studium in Potsdam vor. „Wir machen auf jeden Fall weiter“, sagt er. Vieles läuft digital, einmal im Monat sind die beiden in Hamburg, unter anderem, um Kaffeesatz bei Partnern abzuholen. In den nächsten Monaten planen sie, einen Minijobber zu beschäftigen. „In den nächsten Monaten können wir uns das leisten.“

Auf Aida-Schiffen gibt es die Seifen schon, jetzt kommt ein Hotel dazu

Inzwischen haben sie weitere Vertriebsquellen aufgetan. Unter anderem gibt es ihre Seifen in fünf Hamburger Campus-Suite-Filialen, auch bei Rewe Stanislawski in Winterhude und in den Filialen von Edeka Niemerszein liegen sie in den Regalen. „Insgesamt sind wir bei 60 Einzelhändlern vertreten“, sagt Leonardt Mücke. Anfang des Jahres geht Coffeecycle in die nächste Phase. Im Innside Hotel in Hamburg sollen künftig nicht nur wie auf den Aida-Schiffen Coffeecycle-Seifen mit dem Kaffeesatz aus dem eigenen Haus verkauft werden. „Erstmals stellen wir auch kleine Seifen für die Bäder her.“ Genau so haben sie es sich vorgestellt.