Hamburg/Wien. Nach dem Auszug des Warenhaus-Konzerns Galeria will Signa das Gebäude zum Büro-und Geschäftshaus umbauen. Aber es tut sich nichts.
Die Schaufenster sind mit schwarzer Folie beklebt. Wo Karstadt früher Kochutensilien, Handtücher und Bettwaren ausgestellt hat, wird jetzt ein Bauprojekt der Signa-Gruppe angepriesen. Einen neuen Namen für das „kleine“ Karstadt, auch unter dem Namen Thalia-Haus bekannt, gibt es schon: Alstertor Nr05. Aber seitdem im März die frühere Verbindungsbrücke zum großen Karstadt abgerissen und das große Loch in der Fassade mit Spanplatten gesichert wurde, hat sich an dem Gebäudekomplex zwischen Kleiner Rosenstraße, Gerhart-Hauptmann-Platz und Alstertor von außen sichtbar nichts getan.
Droht mitten in der Hamburger Innenstadt an prominenter Stelle eine weitere Bauruine? Wie berichtet befindet sich der Immobilienkonzern Signa in einer dramatischen finanziellen Schieflage. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, zieht sich Unternehmensgründer und Milliardär René Benko aus der Führung zurück und tritt als Vorsitzender des Beirates der Signa Holding GmbH zurück.
Darüber war bereits in der vergangenen Woche spekuliert worden. Jetzt übernimmt der erfahrene Sanierer Arndt Geiwitz offiziell den Vorsitz des Beirats sowie des Gesellschafter-Kommitees der Signa-Holding. Die Familie Benko Privatstiftung bleibt aber weiterhin größter Gesellschafter der Holding.
Elbtower-Stopp: Wie geht es mit dem Ex-Karstadt-Gebäude in Hamburg weiter?
In Hamburg sind mehrere Projekte von der Krise des Unternehmens betroffen. So ruhen die Arbeiten am Prestigeprojekt Elbtower in der HafenCity und im Komplex Flüggerhöfe am Rödingsmarkt, weil Signa Rechnungen beauftragter Baufirmen nicht bezahlt hat. Auch auf dem Areal der früheren Gänsemarkt-Passage herrscht Stillstand. Dort soll die stockende Vermietung für den geplanten Neubau „Am Gänsemarkt“ der Grund sein. Offenbar sucht Signa schon seit Längerem Käufer für einige der Objekte.
Mehrere schriftliche und telefonische Anfragen zu dem ehemaligen Karstadt-Haus beantwortete Signa nicht. Eine Mitarbeiterin, die auf der Internetseite des Projekts „Alstertor Nr05“ als Ansprechpartnerin für Vermietungsanfragen genannt wurde, wusste bei einem Anruf nichts von ihrer Zuständigkeit. Im Moment ist der Stand des Bauprojekts unklar. Nach Abendblatt-Informationen liegt beim zuständigen Bezirksamt Mitte eine Bauvoranfrage vor, die aber offenbar noch nicht beschieden wurde.
70 Millionen Euro für Umbau des ehemaligen Kaufhauses
Leer ist das Gebäude bereits seit Ende vergangenen Jahres. Galeria Karstadt hatte zunächst die Lebensmittelabteilung geschlossen, dann das Angebot an Stoffen, Heimtextilien, Betten, Küchenbedarf sowie Kinderkonfektion und Spielwaren ins Hauptgebäude verlagert. Auch der Zugang zu den Parkdecks ist versperrt. Die Pläne sehen vor, dass das Thalia-Haus – wie der Warenhaus-Konzern im Eigentum der Signa-Gruppe – mit einer Mischnutzung aus Handels- und Gewerbeflächen im Erdgeschoss und Teilen des ersten Stocks sowie Büros und Wohnungen in den oberen Geschossen umgebaut wird.
Nach dem Abriss der Brücke, die 45 Jahre lang die beiden Karstadt-Häuser verbunden hatte, sollte nach Angaben der Tochterfirma Signa Real Estate zeitnah auch der Abbruch der vier Parkdecks erfolgen. Den Planungen zufolge ist vorgesehen, die verbleibenden drei Geschosse des Gebäudes aufzustocken. Dabei soll eine Holz-Beton-Konstruktion eingesetzt werden. Als Investitionssumme hatte Signa 70 Millionen Euro veranschlagt. Als Baubeginn war Anfang 2024 avisiert worden.
Das ist zunehmend unrealistisch. Bei einem Ortstermin des Abendblatts waren weder Abriss- noch Bauarbeiten sichtbar. Es gibt auch keinen Hinweis auf Firmen, die an der Immobilie arbeiten. Im Untergeschoss des Gebäudes befindet sich zugänglich von der Rückseite über die Straße Raboisen noch ein Warenlager von Karstadt, das auch weiterhin in Betrieb ist.
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Unterdessen läuft in der Signa-Unternehmenszentrale in Wien der Umbau für die Zeit ohne René Benko. Sanierer Arndt Geiwitz, der bereits Galeria aus der Insolvenz geholt hat, soll nun die Restrukturierung der gesamten Gruppe organisieren. „Signa braucht jetzt Ruhe und Ordnung. Wir werden diese wichtigen Aufgaben mit Bedacht und Vernunft angehen. Es gilt, langfristige Lösungen zu finden.“ Er forderte alle Beteiligten auf, sich an diesem Prozess zu beteiligen. „Die Qualität des Signa-Prime-Portfolios ist hervorragend, die Entwicklungsperspektive der Development-Projekte, die in den Toplagen der deutschsprachigen Metropolen liegen, ist sehr gut.“