Hamburg. Auch Signa-Arbeiten an den Flüggerhöfen unterbrochen, weil Bauunternehmen nicht bezahlt wurde. Bezirksamtschef: „Dramatische Situation“.

  • Nach dem Elbtower hat das Unternehmen Signa nun auch einen Baustopp am Rödingsmarkt bekannt gegeben. Auch hier geht es vorerst nicht weiter mit der Sanierung
  • Hamburgs Bausenatorin Karen Pein (SPD) hat mittlerweile genug und findet deutliche Worte, was für Folgen die zahlreichen Baustopps in der Hansestadt für die Signa haben könnte.

Die dramatische Lage des finanziell schwer angeschlagenen Immobilienunternehmens Signa spitzt sich immer weiter zu. Nun gibt es nach Abendblatt-Informationen auch einen Baustopp bei dem Gebäudeensemble Flüggerhöfe am Rödingsmarkt in der Hamburger Innenstadt.

„Wir haben Ende vergangener Woche die Arbeiten eingestellt, weil noch Zahlungen der Signa ausstehen. Solange wir das Geld nicht bekommen haben, werden wir dort nicht weiterarbeiten“, sagte Christian Roggenbuck, Geschäftsführer des traditionsreichen Bauunternehmens Max Hoffmann mit Sitz in Schenefeld bei Hamburg.

Wie berichtet, gibt es auch beim Wolkenkratzer Elbtower in der HafenCity einen Baustopp. Das hatte Matthias Kaufmann, Geschäftsführer der Lupp-Gruppe, die mit dem Rohbau des 245-Meter-Hochhauses an den Elbbrücken beauftragt ist, am Donnerstag bestätigt. Der Grund sind ausstehende Zahlungen der Signa.

Elbtower-Desaster geht weiter: Jetzt auch Baustopp am Rödingsmarkt

So wie bei den Flüggerhöfen. Eigentlich sollte das denkmalgeschützte Gebäudeensemble bis 2024 fertiggestellt sein. Dort entstehen Flächen für Büros, Einzelhandel und Wohnungen.

Doch jetzt herrscht auch hier Stillstand. Die Signa, die zum weit verzweigten Firmengeflecht des österreichischen Milliardärs René Benko gehört, möchte diese Häuser verkaufen. Doch es wird wohl keinen Investor geben, der ein halb fertiges Projekt kauft, bei dem nicht weitergebaut wird, weil Handwerker kein Geld erhalten haben.

Bezirksamtschef Neubauer hofft darauf, dass eine Lösung für den Gänsemarkt gefunden wird

Bekannt ist auch, dass das Projekt auf dem Areal der inzwischen abgerissenen Gänsemarkt-Passage in der Innenstadt vorerst nicht realisiert wird. Für dieses Bauvorhaben, darunter rund 11.700 Quadratmeter Bürofläche, hat die Signa bislang keine Mieter gefunden. Aber ohne den Nachweis einer Vorvermietungsquote geben die Banken auch keine Kredite für das 250-Millionen-Euro-Projekt.

Mit Sorge beobachtet Mittes Bezirksamtsleiter Ralf Neubauer (SPD) die aktuelle Entwicklung. „Das ist eine dramatische Situation. Im Bezirk Mitte sind ja gleich drei Projekte betroffen. Wir haben umgehend die Ansprechpartner der Signa zu Gesprächen eingeladen“, sagte Neubauer dem Abendblatt.

Doch dem Vernehmen nach ist die Kommunikation mit dem Immobilienunternehmen schwierig. Neubauer legt das Hauptaugenmerk auf den Gänsemarkt. „Das ist eine sehr prominente Lage und da wollen wir uns keine lange Brache leisten. Die Signa muss uns dringend eine Lösung aufzeigen, und die kann nur heißen, dass dort – wer auch immer – die Baulücke im Herzen der Innenstadt schließt.“

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Elbtower: Baustelle in der HafenCity steht weiterhin still

Aktuell führt der Gehweg am Gänsemarkt wegen der Baustelleneinrichtung über die Straße. Neubauer sagt: „Wir haben die Signa aufgefordert, den Gehweg mindestens provisorisch wiederherzustellen, solange die Bautätigkeiten ruhen.“

So soll der Elbtower aussehen. Das Gebäude in der Hamburger HafenCity wurde vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield entworfen.
So soll der Elbtower aussehen. Das Gebäude in der Hamburger HafenCity wurde vom Büro des Stararchitekten David Chipperfield entworfen. © SIGNA | SIGNA

Unterdessen steht die Baustelle am Elbtower weiterhin still. Wie berichtet, hatte die zuständige HafenCity Hamburg GmbH aus dem Abendblatt von dem Baustopp auf dem Areal an den Elbbrücken erfahren.

Laut einer Sprecherin ist die HafenCity Hamburg GmbH am Freitag von der Signa über die „Bauunterbrechung“ informiert worden. Für weitere Informationen bezüglich der Baustelle verweist die Sprecherin an die Signa. Die Signa hat die Bauunterbrechung im Gewerk Rohbau des Elbtowers inzwischen bestätigt.

Elbtower-Desaster: Bausenatorin verweist auf mögliche Strafen

„Bei dem Bauvorhaben des Elbtowers handelt es sich um ein Projekt im Risiko des privaten Investors. Die Stadt Hamburg erwartet, dass das Bauvorhaben entsprechend der im Kaufvertrag vereinbarten zeitlichen Fristen und qualitativen Merkmale fertiggestellt wird“, sagt Karen Pein, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen der Freien und Hansestadt Hamburg.

„Sollte die Bautätigkeit, wie von der Signa in Aussicht gestellt, zeitnah wieder aufgenommen werden können, entspricht der Baufortschritt nach wie vor dem im Kaufvertrag vereinbarten Zeitplan.“ Im Falle des Nichteinhaltens vereinbarter Meilensteine zum Baufortschritt seien im Grundstückskaufvertrag zunächst Vertragsstrafen und im weiteren Verlauf Wiederkaufsrechte für die Freie und Hansestadt Hamburg in Bezug auf das Grundstück sowie umfangreiche Eintrittsrechte in die bestehenden Planungs- und Bauverträge vereinbart. „Dies ermöglicht es der Stadt Hamburg unter anderem, die bislang erbrachte Bauleistung rückzubauen, diese an einen Dritten zur Vollendung zu veräußern oder den Bau selbst fertigzustellen.“

Immobilien Hamburg: Der Elbtower sollte bis Ende 2025 fertiggestellt sein

Der 245 Meter hohe Wolkenkratzer soll eigentlich bis Ende 2025 fertiggestellt werden. Bislang ist das Hochhaus rund 100 Meter hoch. Dort sollen Büros und ein Hotel der Nobu-Gruppe einziehen. Auch eine Aussichtsplattform in der 55. Etage für die Öffentlichkeit ist geplant.

Zu den Mietern, die bereits präsentiert wurden, gehört unter anderen die Hamburg Commercial Bank (HCOB), die noch am Gerhart-Hauptmann-Platz in der City ihren Standort hat.