Hamburg. Zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts verkleinert sich der angeschlagene Warenhaus-Konzern. Was geplant ist – und was unklar bleibt.

Wer gern bei der Warenhaus-Kette Galeria Karstadt Kaufhof einkauft, muss sich in den nächsten Wochen auf viele Veränderungen einstellen. Das Unternehmen steht nach der neuerlichen Insolvenzanmeldung vor einer ungewissen Zukunft, die weitere Schließung von Kaufhäusern auch in Hamburg droht.

Mitten im beginnenden Weihnachtsgeschäft wird zudem das Karstadt-Stammhaus an der Mönckebergstraße deutlich verkleinert.

Einzelhandel Hamburg: Karstadt räumt das Thalia-Haus

Galeria räumt das Thalia-Haus an der Kleinen Rosenstraße­, das über die sogenannte Karstadtbrücke angebunden ist, etwas früher als zunächst geplant bereits zum Jahresende. Die Eingangstüren sind inzwischen dicht. Ein Zettel verweist auf den gegenüberliegenden Eingang.

Drinnen sieht es trostlos aus. Schon seit Wochen ist die Lebensmittelabteilung geschlossen, das Angebot an Stoffen, Heimtextilien, Betten und Küchenbedarf wurde ins Hauptgebäude verlagert und stark reduziert. Nur die Kinderkonfektion befindet sich noch im dritten Stock. Das Gebäude, wie der Warenhauskonzern Galeria im Eigentum der Signa Gruppe, soll vom nächsten Jahr an umgebaut werden und eine neue Nutzung bekommen.

Teil-Abriss des Karstadt-Anbaus beginnt schon im Januar

„Wir werden das Thalia-Haus teilweise erhalten“, sagt der Hamburger Niederlassungsleiter der Signa Real Estate, Torben Vogelgesang, auf Anfrage. Alle Parkhausflächen inklusive der Zufahrtspindel werden demnach abgerissen. Los geht es im Januar mit dem Abbruch der Verbindungsbrücke zwischen den beiden ehemaligen Karstadt-Häusern. Eine entsprechende Genehmigung liege vor, so Vogelgesang.

Im Laufe des nächsten Jahres soll dann der Abriss der Parkflächen folgen. Den Planungen zufolge werden die verbleibenden drei Geschosse des Thalia-Hauses aufgestockt. Dabei soll eine Holz-Beton-Konstruktion eingesetzt werden. Aktuell liefen Gespräche mit der Stadt Hamburg über die Zahl der Stockwerke. Mit einem Baubeginn rechnet Vogelgesang frühestens Ende 2023.

Für den Umbau sind 70 Millionen Euro eingeplant

Signa veranschlagt 70 Millionen Euro für Planungs- und Baukosten, um den Gebäudekomplex zu revitalisieren, wie es in der Fachsprache heißt. Geplant ist eine Mischnutzung mit Handels- und Gewerbeflächen im Erdgeschoss und Teilen des ersten Stocks. Darüber sollen Büros und Wohnungen entstehen. Dazu, wie viele Wohnungen geplant sind, äußerte Vogelgesang sich nicht.

Das hängt auch mit einem anderen Gebäude am Gerhart-Hauptmann-Platz zusammen – der ehemaligen Landesbank-Passage, die ebenfalls zum Imperium des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko gehört. Dort sind ebenso weitreichende Veränderungen geplant. Allerdings erst, wenn der derzeitige Mieter, die Hamburg Commercial Bank, in den Elbtower umzieht. Geplant ist das 2026. „Wir wollen neuen Wohnraum schaffen, aber die Frage ist, wo das am besten funktioniert“, sagt der Signa-Immobilienexperte. Auch dazu sei das Unternehmen mit der Stadt in Abstimmung.

Einzelhandel Hamburg: Zur Zukunft des Haupthauses äußert man sich nicht

Zu dem Paket aus mehreren Einzelmaßnahmen rund um den Gerhart-Hauptmann-Platz kommen jetzt zudem Bauarbeiten am großen Karstadt-Haus. „Die Fassaden sind sanierungsbedürftig und müssen erneuert werden“, sagt Vogelgesang. Schon länger wird über eine Öffnung des Gebäudes zum Platz gesprochen. Der Baubeginn ist für 2023/24 vorgesehen.

Wie es mit dem Umzug in das Gebäude weitergeht, ist offen. Diese Abteilungen aus dem Thalia-Haus sind jetzt im fünften Obergeschoss des Stammhauses untergekommen: Bettenstudio, Bettwaren, Elek­tro-, Bad- und Küchenartikel, Heimtextilien, Kurzwaren und Stoffe sowie Spielwaren. In der ersten Etage gibt es nach der Schließung des Restaurants ein kleines Café, die Lederwarenabteilung wurde eingedampft. Im zweiten Obergeschoss ist derzeit ein Weihnachtsmarkt. Eine Anfrage zu den weiteren Planungen für das Haus beantwortete Galeria nicht.