Hamburg. Der Österreicher wurde von Investoren zu diesem Schritt gedrängt. Was das nun für seine Hamburger Bauvorhaben bedeutet.

Der österreichische Unternehmer René Benko zieht sich laut Medienberichten aus seiner weitverzweigten Signa-Gruppe zurück. Das finanziell schwer angeschlagene Immobilienunternehmen errichtet in der Hamburger HafenCity den Elbtower.

Auf der Wolkenkratzer-Baustelle gibt es jedoch aktuell einen Baustopp, weil die mit dem Rohbau beauftragte Lupp Gruppe die Arbeiten wegen ausstehenden Zahlungen bereits seit vergangener Woche eingestellt hat.

Elbtower: René Benko soll Signa-Stimmrechte an deutschen Insolvenzexperten übergeben

Laut einem Bericht der österreichischen „Kronen-Zeitung“ übergibt Benko seine Signa-Stimmrechte an den deutschen Insolvenzexperten Arndt Geiwitz. Investoren Benkos sollen laut der „Krone“ in einem persönlichen Brief den Rückzug des 46-Jährigen von der Spitze der Signa-Gruppe und auch die Abgabe seiner Stimmrechte an einen Treuhänder gefordert haben.

Dieser Aufforderung kam Benko, dessen Signa in Hamburg Immobilien wie das Alsterhaus und das Kaufmannshaus ihr Eigen nennt, nun offensichtlich nach. „Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen“, sagte Signa-Gesellschafter Hans-Peter Haselsteiner am Freitag dem „Ö1-Mittagsjournal“.

Elbtower: Auf der Wolkenkratzer-Baustelle herrscht weiterhin Stillstand

In den kommenden Wochen wird sich zeigen, inwiefern sich der Rückzug des umstrittenen Projektentwicklers auf die Hamburger Signa-Bauvorhaben auswirkt. Wie das Abendblatt exklusiv berichtete, wird zunächst nicht mit dem geplanten Neubau auf der Fläche der inzwischen abgerissenen Gänsemarkt-Passage begonnen. Zudem pausiert das Projekt Flüggerhöfe am Rödingsmarkt – hier hatte das Bauunternehmen Max Hoffmann aus Schenefeld die Arbeiten wegen ausstehender Zahlungen eingestellt.

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Fest steht unterdessen, dass auf der Elbtower-Baustelle zunächst weiter Stillstand herrscht. Auf Abendblatt-Anfrage sagte Lupp-Geschäftsführer Matthias Kaufmann: „Wir gehen nach aktuellem Stand davon aus, dass die Baustellentätigkeit auch nächste Woche noch nicht wieder aufgenommen wird.“

So soll der Elbtower später einmal aussehen.
So soll der Elbtower später einmal aussehen. © Hamburg | SIGNA

Eigentlich sollte das 245-Meter-Hochhaus bis Ende 2025 fertiggestellt werden. Neben Büros soll dort auch ein Hotel der Nobu Gruppe mit rund 200 Zimmern einziehen und eine öffentliche Aussichtsplattform auf 225 Meter Höhe entstehen.

Linke: Benko-Desaster auch für den Hamburger Senat eine Riesenklatsche

„Das Benko-Desaster ist auch für den Hamburger Senat eine Riesenklatsche“, monierte am Freitag Heike Sudmann, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken-Bürgerschaftsfraktion. „Olaf Scholz rollte einst für Benko den roten Teppich aus und ebnete den Weg zum Elbtower-Grundstück. Jetzt drohen Scholz und Senat auf diesem Teppich auszurutschen.“

Auf Antrag der Linksfraktion werde sich der Haushaltsausschuss am 17. November in einer Sondersitzung mit dem Elbtower- und Benko-Desaster befassen. Sudmann: „Der Senat wird erklären müssen, weshalb er von dem Baustopp überrascht werden konnte und weshalb die angeblich gesicherte Finanzierung nur eine Luftnummer ist.“

AfD sieht Scholz für „Fiasko Elbtower“ in der Verantwortung

Auch die AfD-Fraktion sieht den früheren Bürgermeister und heutigen Kanzler für das „Fiasko Elbtower“ in der Verantwortung. „Das Prestigeprojekt von Olaf Scholz droht zu scheitern. Benko wird kaum in der Lage sein, weiterzubauen“, sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher Alexander Wolf: „Andere haben bereits abgewunken. Wichtig ist es, dass nicht mit Steuergeldern weitergebaut wird – das wäre sonst ein ‚Scholzoleum‘.“