Hamburg. Bauantrag für das Neue Klöpperhaus eingereicht. Wie es in den anderen leeren Kaufhäusern von Galeria in Hamburg weitergeht.
Offiziell heißt das Gebäude Neues Klöpperhaus, aber für die meisten Hamburger ist es immer noch der Kaufhof. Fast genau drei Jahre ist es her, dass die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof aus dem Komplex am Eingang der Mönckebergstraße in der Hamburger Innenstadt ausgezogen ist. Seit Jahresbeginn steht er komplett leer. Ein ziemlich trostloser Anblick, die denkmalgeschützte Backsteinfassade ist wegen Steinschlaggefahr mit Netzen verhängt.
Aber es tut sich was: Im Inneren wird seit Monaten alles herausgerissen, was von der mehr als 50-jährigen Kaufhof-Ära übrig ist. „Wir rechnen damit, dass wir in zwei Monaten damit fertig sind“, sagt Nils Skornicka, der den Umbau des Ensembles für das Immobilienunternehmen Tishman Speyer leitet.
Galeria Kaufhof Karstadt: Früheres Kaufhaus an der Mö – das sind die neuen Pläne
Nach einigen Verzögerungen hat die neue Eigentümerin der Top-Immobilie den Bauantrag für das Millionenprojekt Anfang September eingereicht. Entstehen sollen auf acht Geschossen mehr als 35.000 Quadratmeter Büro-, Wohn- und Einzelhandelsflächen.
Die größte Veränderung ist, von außen nicht sichtbar, in der Mitte geplant: ein großes Atrium vom Erdgeschoss bis ganz nach oben, das Tageslicht in den 1913 als Kontorhaus gebauten Komplex bringen soll. Neu sind 16 bis 18 Wohnungen, die in der sechsten, siebten und achten Etage terrassenartig ausgebaut werden sollen.
„Der grobe Rahmen ist abgestimmt, jetzt geht es an die Detailplanung“, sagt Skornicka. Nicht nur der Bezirk Mitte, auch Oberbaudirektor und Denkmalschutz sind angesichts der städtebaulichen Bedeutung an dem komplexen Abstimmungsprozess beteiligt. Zuletzt ging es unter anderem um die Dachgestaltung. Mit dem Baubeginn, der dann auch von außen zu sehen sein wird, rechnet der Immobilienmanager Ende des Jahres. 2025 soll das Gebäude in neuem Glanz erstrahlen. Der Abriss des Parkhauses und der Neubau eines sogenannten Atelierhauses an der Steinstraße verzögert sich absehbar auf Ende nächsten Jahres.
Karstadt Sports: Kultur statt Shoppen
Seit dem Auszug von Karstadt Sports im Oktober 2020 läuft die Suche nach einem langfristigen Zukunftskonzept für das ehemalige Sportkaufhaus an der Mönckebergstraße. Aktuell wird das Gebäude, das zum Immobilienbestand der R+V Versicherungen gehört, unter dem Namen „Jupiter“ als Kunst- und Kulturraum genutzt. Auf sechs Etagen gibt es bei freiem Eintritt Ausstellungen, temporäre Ateliers, Veranstaltungen oder Pop-up-Stores. Möglich ist das über das Programm Frei_Fläche und den Fonds für kreative Zwischennutzung, den der Senat 2021 beschlossen und mit mehreren Millionen Euro ausgestattet hat.
Der Vertrag mit der Stadt Hamburg und der für den Betrieb zuständigen Hamburg Kreativ Gesellschaft läuft bis Ende 2023. „Im Moment gibt es noch keinen neuen Stand“, sagt Enno Isermann, Sprecher von Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD). Ähnlich äußerte sich auch eine Sprecherin der Eigentümerin. Gut möglich, dass es nach zwei Verlängerungen im nächsten Jahr mit dem „Jupiter“ weitergeht. „Wir sind sehr zufrieden“, so der Behördensprecher.
Karstadt Wandsbek: Neuer Stadtteil-Mittelpunkt geplant
Auch wenn die Schließung des historischen Karstadt-Standorts an der Wandsbeker Marktstraße im Juni dieses Jahres einige Monate früher kam als angekündigt: Die Planungen für die Zeit nach der Kaufhaus-Ära laufen schon länger. Die Union Investment Real Estate, Eigentümerin des 1924 eröffneten Gebäudes mit der markanten Sandsteinfassade, hatte schon nach dem Bekanntwerden erster Schließungspläne vor mehr als 2,5 Jahren ein alternatives Nutzungskonzept vorgelegt. Vorgesehen ist ein Mix, „in dem Wohnen, Gastronomie, Einzelhandel, eine private Hochschule und viele andere sich ergänzende Nutzungen zusammengeführt werden“, so Ronald Behrendt von Union Investment.
Einen entsprechenden Beschluss zum Bebauungsplan Wandsbek 85 fasste der Planungsausschuss der Bezirksversammlung Wandsbek im vergangenen Jahr. Der beinhaltet auch, dass ein Gebäude aus dem Jahr 1966 sowie das angeschlossene Parkhaus abgerissen und durch zwei Neubauten ersetzt werden. „Wir arbeiten mit Volldampf an der Umsetzung“, sagt ein Unternehmenssprecher. Auf einer Gesamtfläche von 1,2 Hektar in direkter Nachbarschaft zum Einkaufszentrum Quarree soll ein neuer Mittelpunkt für den Stadtteil entstehen. Das Investitionsvolumen liegt im dreistelligen Millionenbereich.
Karstadt Harburg: Stadt kauft Kaufhaus
Erst am vergangenen Freitag hatte die Stadt Hamburg bekannt gegeben, dass sie von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht und das ehemaligen Karstadt-Kaufhaus in Harburg erworben hat. Eine überraschende Wendung im Poker um das 7000-Quadratmeter-Grundstück mitten in der stark gebeutelten Harburger Innenstadt. Und ein Signal.
Dadurch soll die geordnete Entwicklung des sogenannten „Schippsee-Quartiers“, zu dem auch das Karstadt-Areal gehört, sichergestellt und städtebauliche Fehlentwicklungen an der Schnittstelle zwischen Harburger Binnenhafen und Innenstadt Harburg unterbunden werden, hieß es in der Pressemitteilung aus dem Haus von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD). Der Preis für den Deal wurde nicht genannt.
Im Juni hatte der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof den Standort wenige Jahre vor dem 100. Geburtstag geschlossen. Kurz zuvor hatte das Gelände den Besitzer gewechselt und war an einen unbekannten Käufer aus Israel veräußert worden. Gespräche über eine mögliche Nachnutzung der in die Jahre gekommenen Kaufhaus-Immobilie, die zuvor geführt worden waren, waren damit hinfällig. Wie es jetzt konkret weitergeht, ist noch offen. In dem Bereich wurden bereits einige Maßnahmen angeschoben, unter anderem ist der Herbert-und-Greta-Wehner-Platz umgestaltet worden.
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Karstadt Bergedorf: Stillstand in der Baulücke
Es ist kein schöner Anblick: Seit einem Jahr klafft am Markt in Bergedorf, wo früher Karstadt im sogenannten Spezialhaus Waren verkauft hat, eine riesige Baulücke. Anfang 2021 war der Standort wie auch das größere Kaufhaus am Sachsentor geschlossen worden. Die Planungen für die Nachnutzung laufen, allerdings gibt keine konkrete Zeitschiene. Beteiligt sind an dem Verfahren neben Verwaltung und Bezirkspolitik auch die Reese Baumanagement als Bevollmächtigte der Eigentümerin, einer private Vermögensverwaltung mit Sitz in Deutschland.
Dabei ist viel Geduld gefragt. Am Bergedorfer Markt war im vergangenen Jahr ein Wettbewerbsverfahren abgeschlossen worden. Entstehen sollen ein historisch anmutendes Gebäude mit Giebeln und Rundbögen, mit Einzelhandelsflächen sowie, durch eine Gasse getrennt, ein mehrgeschossiger Klinkerbau. Geplant ist die Schaffung von 45 Wohneinheiten. Fertigstellungstermin: offen. Nächster Schritt ist die Aufstellung eines Bebauungsplans. Auch am Sachsentor wird es noch einige Zeit bis zum Neustart dauern. Hier wurde noch nicht mal der hochbauliche Wettbewerb gestartet. Danach muss ebenfalls noch ein B-Plan aufgestellt werden.
Mitarbeit: Lars Hansen (Harburg) und Christina Rückert (Bergedorf)