Bergedorf. Seit 2022 klafft mitten in Bergedorf eine bauliche Lücke. Es scheint, es tut sich nichts. Doch der erste Eindruck täuscht.
Das Eis schmeckt immer noch hier unter den Schirmen des Eiscafés Capriani am Bergedorfer Markt. Doch der Ausblick könnte wahrlich schöner sein: Seit nunmehr fast einem Jahr, als im Oktober der kleine Karstadtabgerissen wurde, stehen Bauzäune mit Bergedorf-Bannern an der großen Baulücke. Dahinter nichts als Sand und große Pfützen. Und ein Fortschritt, so scheint es, ist nicht in Sicht.
Ein Eindruck, der zumindest teilweise täuscht: Denn hinter den Kulissen wird im Bezirksamt Bergedorf durchaus daran gearbeitet, die Pläne für die neue Bebauung voranzutreiben. Weil diese Prozesse aber langwierig sind, wird die Karstadt-Baulücke den Ausblick beim Eisessen wohl noch eine ganze Weile trüben.
Karstadt-Baulücke: So soll es Bergedorfer Markt weitergehen
„Derzeit wird noch der Funktionsplan nach dem Wettbewerbsverfahren überarbeitet. Dieser wird dann Grundlage für den Bebauungsplan“, erklärt Sprecher Lennart Hellmessen auf Nachfrage. Im Funktionsplan werden beispielsweise die Zufahrten für die Müllabfuhr, genaue Abstände und ähnliche Grundlagen festgelegt. Auf ihn soll dann, nach einem Aufstellungsbeschluss, der neue Bebauungsplan folgen. Denn der alte Plan gibt die neue Nutzung nicht her: „Die vorhandene Kerngebietsausweisung ermöglicht beispielsweise keine regelhafte Zulässigkeit von Wohnen“, so Hellmessen.
Geplant sind hier am Markt neben Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss auch etwa 45 Wohneinheiten. Erst im Dezember 2022 war ein hochbauliches Werkstattverfahren abgeschlossen worden, an dem sich die Bergedorfer Bürger beteiligen konnten. Ein Entwurf des noch jungen Architektenbüros Henrik Becker machte schließlich das Rennen. Die Planer entwarfen ein historisch anmutendes Gebäude mit Giebeln und Rundbögen. Rechts davon soll zudem ein hohes und markantes Solitär-Gebäude entstehen.
Erste Kritik: Solitärgebäude nimmt dem Markt die Sonne
Wie schnell diese Pläne Wirklichkeit werden, muss aber das Bebauungsplanverfahren zeigen. Entscheidend für den Fortgang wird sein, ob und wenn ja wo es widerstreitende Interessen gibt. Der Eigentümer selbst hatte das Werkstattverfahren maßgeblich mitgestaltet und signalisiert nun Zustimmung zu den Plänen: Das Wettbewerbsergebnis sei für die Reese Baumanagement die planerische Grundlage für den Bergedorfer Markt, heißt es auf Anfrage aus dem Unternehmen, das die Eigentümer – eine private Vermögensverwaltung mit Sitz in Deutschland – als Bevollmächtigter vertritt. Man ziehe mit dem Bezirksamt an einem Strang.
Doch ob es so einfach ist? Schon kurz nach der Bekanntgabe des Wettbewerbsergebnisses hatte es erste kritische Stimmen gegeben: Das geplante Solitärgebäude sei deutlich zu hoch, werde dem Markt die Sonne nehmen, so kritisierten einige Bergedorfer. Kritik, die im B-Plan zur Sprache kommen könnte, wenn die Bürger erneut beteiligt und auch Gebäudehöhen festgesetzt werden. Der Eigentümer wiederum dürfte ein Interesse daran haben, sein Gelände optimal auszunutzen und könnte sich Verkleinerungsplänen widersetzen.
Auch beim großen Karstadt ist Geduld gefragt
Wegen solcher Unwägbarkeiten in den Planungsprozessen mag das Bezirksamt derzeit keine Prognose über die Zeitschiene für die Bebauung beim kleinen Karstadt geben. Übrigens auch nicht beim großen Karstadt-Gebäude: Für das Areal im Sachsentor – das demselben Eigentümer gehört und ebenfalls von der Reese Baumanagement betreut wird – sowie für den angrenzenden Bereich mit dem dahinter liegenden Parkhaus an der Schlossstraße bis zum Schlosspark hatte es im November einen städtebaulichen Wettbewerb gegeben. Hier ging es zunächst eher darum, den gesamten „Fokusraum“ auch mit den öffentlichen Flächen zu betrachten und geschickt aufzuteilen. Ein hochbaulicher Wettbewerb wird folgen müssen.
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Doch auch hier werden sich die Bergedorfer noch in Geduld üben müssen. Wie für den kleinen wird aktuell für den großen Karstadt ein Funktionsplan auf Grundlage der Wettbewerbsergebnisse erarbeitet. Ein B-Plan soll ebenfalls folgen. Eine konkrete Zeitschiene, bedauert das Bezirksamt, gebe es deshalb noch nicht.