Hamburg. Laut der AOK verschärfen Krankheitsfälle den Personalmangel zusätzlich. Welche Leiden die Erzieher besonders oft aus der Bahn werfen.

Die Personalsituation in Hamburgs Kitas ist ohnehin angespannt, doch Krankheitsfälle verschärfen die Lage zusätzlich. Gerade in der kalten Jahreszeit fallen immer wieder Erzieher kurzfristig aus. Verkürzte Öffnungszeiten, Notbetreuung oder sogar kurzfristige Schließungen können die Folge sein und im schlechtesten Fall müssen Eltern von Kitakindern sich holterdiepolter um eine Ersatzbetreuung kümmern.

Daten der Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg zeigen nun, dass sich die Situation immer weiter zuspitzt. Die Krankenstände in Hamburgs Kitas sind in den vergangenen Jahren unablässig gestiegen – und der Druck auf die Erzieher, aber auch die Eltern wächst.

Kitas in Hamburg mit Rekord-Krankenstand

Im Jahr 2023 hat der Krankenstand laut der neuesten Erhebung wieder einmal einen Höchststand erreicht: 8,6 Prozent. Das bedeutet, dass im Schnitt täglich 8,6 von 100 Beschäftigten in Kindergärten und Vorschulen in Hamburg krankheitsbedingt an ihrem Arbeitsplatz ausgefallen sind.

Damit gab es noch einmal einen deutlichen Sprung, was die Zahl der kranken Beschäftigten angeht. Für das Jahr davor (2022) hatte die AOK lediglich einen Krankenstand von 7,6 Prozent verzeichnet. Die Zahl der Krankschreibungen stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 13,8 Prozent.

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In den vergangenen Jahren war der Krankenstand immer weiter gestiegen. Noch vor zehn Jahren lag er im gesamten Gebiet der AOK Rheinland/Hamburg bei 5,8 Prozent und damit deutlich niedriger, teilt die Krankenkasse mit. Die jüngsten Daten stammen aus dem „Branchenbericht Kindertagesstätten 2024“, für den das Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF-Institut) der AOK Rheinland/Hamburg die Daten von rund 17.000 AOK-versicherten Beschäftigten in Kindertagesstätten im Rheinland und in Hamburg ausgewertet hat.

Krankenstand in Hamburgs Kitas: Diese Leiden werfen Erzieher aus der Bahn

Aus dem Bericht geht hervor, dass mehr als 83 Prozent der bei der AOK Rheinland/Hamburg versicherten Erzieher im Jahr 2023 mindestens einmal krankgeschrieben waren. Am häufigsten waren Atemwegsinfekte die Ursache dafür. Sie hatten 23,4 Prozent der Arbeitsunfähigkeitstage verursacht und vor allem in den Wintermonaten den Krankenstand in die Höhe getrieben.

Eine wachsende Rolle spielen der AOK zufolge aber auch psychische Erkrankungen. Zwischen 2009 und 2023 habe es hier eine Zunahme um 100 Prozent gegeben. Depressive Episoden, Belastungs- und Anpassungsstörungen, rezidivierende depressive Störungen und andere Angststörungen gehören laut der Krankenkasse zu den zehn häufigsten Diagnosen bei Kita-Beschäftigten. Fast jeder vierte sei 2023 wegen einer dieser Diagnosen ausgefallen. Im Branchenvergleich würden das lediglich Pflegekräfte noch übertreffen.

Grund für die zunehmenden psychischen Erkrankungen sei der gravierende Fachkräftemangel, der für eine enorme Arbeitsverdichtung in den Kitas sorge. Ein nachhaltiges betriebliches Gesundheitsmanagement könne dem Trend entgegenwirken und helfen, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten. Arbeitsbedingten Erkrankungen könne vorgebeugt werden, indem die Belastung des Personals gesenkt und die Arbeitszufriedenheit erhöht wird. Auch die Themen Bewegung, Ernährung und Stressmanagement würden dabei eine Rolle spielen.