Hamburg. Hamburger sehen sich und die Stadt als weltoffen und wirschaftlich stark. Allerdings ist nicht alles Gold, was glänz. Was ihnen Sorgen bereitet.
- Umfrage der Friedrich-Ebert-Stifftung vor der Bürgerschaftwahl 2025.
- Hamburger sehen sich weltoffen und wirtschaftlich stark, haben aber auch Sorgen.
- Bei Themen, die am meisten bewegen, gibt‘s Überraschungen
Wenige Monate vor der Bürgerschaftswahl 2025 liefert eine Umfrage Ergebnisse, die man in Hamburg gerne liest: Die Bürgerinnen und Bürger sind weltoffen, tolerant. Ihre wirtschaftliche Lage bezeichnen sie in der Mehrheit als ordentlich. Die Zukunft schimmert rosig am Horizont, weil man in Hamburg unter passablen Bedingungen eine Familie gründen und alt werden kann.
So lässt sich eine jüngst veröffentlichte Studie der Forschungs- und Beratungsagentur Pollytix für die SPD-nahe Friedrich-Ebert-Stiftung zusammenfassen, die auf einer repräsentativen Befragung aus dem März beruht. Durch die Corona-Pandemie, die global bedrohlichen politischen Krisen und die Inflation scheint Hamburg besser zu kommen als andere Teile Deutschlands, ist eine der Schlussfolgerungen. Und: Wie schon in den jüngsten Abendblatt-Umfragen zu sehen, ist die Hamburger Entwicklung vor allem in der politischen Orientierung abgekoppelt vom Trübsal der Ampel in Berlin und ihrem jähen Aus.
Vor Bürgerschaftswahl 2025: Hamburgs Bürger laut Umfrage zufrieden – was dennoch aufhorchen lässt
Allerdings ist die Lage als „Insel der Glückseligkeit“ mit Schatten versehen. Knapp die Hälfte der Befragten glaubt, dass die allgemeine Entwicklung Hamburgs in die richtige Richtung gehe (48 Prozent). 40 Prozent sehen eine falsche Richtung, der Rest weiß es nicht. Der Positivwert betrug vor fünf Jahren noch 57 Prozent – sodass die Friedrich-Ebert-Stiftung von einer vergleichsweise „getrübten“ Stimmung spricht. Doch noch immer sind die Werte besser, also optimistischer als in anderen Bundesländern.
Das macht sich auch daran fest, dass das allgemeine Schimpfen über „die Politik“ sich vor allem gegen „die da“ in Berlin richtet und der rot-grüne Hamburger Senat deutlich besser oder seltener schlecht bewertet wird. 52 Prozent sind eher zufrieden oder zufrieden mit der Stadtstaat-Regierung, 26 Prozent nicht oder eher nicht. Ältere tendieren zum größeren Wohlwollen gegenüber Peter Tschentscher (SPD) und Katharina Fegebank (Grüne), finanziell besser Gestellte und weltoffene Menschen nach dieser Umfrage ebenso.
Das sind die Hamburger Nerv-Themen vor der Bürgerschaftswahl 2025
Eingetrübt wird das von einem Gefühl, dass das Leben in Hamburg immer hektischer werde, was zwei von drei Befragten sagen. Und wie vor fünf Jahren macht sich die Hälfte der Menschen Sorgen, sich Hamburg in Zukunft nicht mehr leisten zu können. Das trifft vor allem auf Jüngere zu und Menschen, die zur Miete wohnen. Überhaupt das Wohnen und die wichtigsten Themen der Hamburgerinnen und Hamburger: Die Studie sieht die Mobilität (Verkehr, ÖPNV, Baustellen) als bedeutendstes Zukunftsthema für die nächsten zehn Jahre. Das hat auch die Abendblatt-Umfrage hervorgebracht. Erst dann folgen bei der Ebert-Stiftung Soziales, Klimawandel, Bildung – vor dem Wohnen.
Das scheint innerhalb der neuen Studie nicht ganz zusammenzupassen. Die – aus vielen Gründen – lahmende Wohnungsbaupolitik wird doch allerorten von betroffenen Mietern und Suchenden sowie von Unternehmen und Wohnungswirtschaft wortreich beklagt. Nach dem Wohnen folgen Wirtschaft und Migration. In der (jüngeren) Abendblatt-Umfrage rangiert das Wohnen direkt hinter dem Verkehr auf Platz zwei der wichtigsten Themen, dahinter die komplexe Problematik mit Geflüchteten, soziale Probleme und Kriminalität.
Umfrage: Zuwanderung wird positiv gesehen, doch das hat Grenzen
In der Studie heißt es: „Neben einer eher weltoffen-pluralistischen Gruppe, die Zuwanderung weitgehend befürwortet, und einer eher national-traditionellen Gruppe, die Zuwanderung weitgehend ablehnt, gibt es eine breite Mitte, welche die verschiedenen Facetten von Zuwanderung differenziert bewertet und sich weniger deutlich positioniert.“ Die „Weltoffenen“ sind 40 Prozent der Bevölkerung, die in der Mitte 42 Prozent, die „national Orientierten“ 18 Prozent.
Somit sei Hamburg gegenüber Sachsen oder Brandenburg „überdurchschnittlich weltoffen“. Das zeigt sich auch an Parametern wie der Beteiligung oder Zustimmung zu den Demonstrationen gegen Rechtsextremismus, die in Hamburg Hunderttausende auf die Straßen brachte. Allerdings sagen 62 Prozent, sie stimmen zu oder eher zu, dass die Belastungsgrenze bei der Aufnahme von Geflüchteten oder Migranten erreicht sei.
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Der bereits x-fach beschriebene Konflikt zwischen Autofahrern, Radfahrern und Fußgängern trägt auch wieder das „Märchen von der Fahrradstadt“ in die Ebert-Studie. 48 Prozent sagen: Der ÖPNV muss besser werden, auch wenn das zunächst viele Baustellen bedeutet. Für Mega-Projekte wie die U5 ist dieser Spitzenwert bei den Befragten ein Popularitätsschub. Jedoch wollen auch 32 Prozent, dass mehr für den Autoverkehr getan wird. Mehr für Fahrradfahrer tun und damit Parkplätze oder Autospuren zurückdrängen – das wollen bloß 17 Prozent.