Hamburg. Erstmals seit elf Jahren verdrängt die Hansestadt Schleswig-Holstein beim Ranking vom ersten Platz. Was uns so zufrieden macht.

Wer in die November-Gesichter mancher Hamburger blickt, mag es kaum glauben: Aber so sehen die zufriedensten und glücklichsten Deutschen aus. Das ist zumindest das überraschende Ergebnis einer aktuellen Studie. Der jährlich erscheinende SKL Glücksatlas, der am Dienstag veröffentlicht worden ist, birgt überhaupt so einige verblüffende Erkenntnisse.

Angefangen damit: Erstmals seit elf Jahren steht nicht mehr Schleswig-Holstein an der Spitze des Rankings. Die Nordlichter rutschen sogar auf Platz drei ab, finden sich hinter Bayern wieder. Hamburg kann sich sogar deutlich von dem Zweit- und Drittplatzierten absetzen. Das ist umso erstaunlicher, weil es Flächenländer im Vergleich zu Großstädten in der Regel bei solchen Erhebungen leichter haben.

Neue Studie überrascht: In Hamburg leben die glücklichsten Deutschen

„Dass Hamburg 2024 überraschend den ersten Platz im Zufriedenheitsranking belegt, widerspricht der allgemeinen Studienlage“, heißt es dazu sogar in der Pressemitteilung zum SKL Glücksatlas. Demnach mache in wohlhabenden Ländern wie Deutschland das Leben auf dem Land tendenziell glücklicher als in der Stadt. Das Stadtleben sei lauter, schmutziger, stressiger und fordernder als das Landleben. Hinzu kommen deutlich höhere Miet- und Immobilienkosten.

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Hamburg hat was, was andere Großstädte nicht haben: Eigenschaften, die typische Nachteile von Citys wettmachen, heißt es in der Studie. © Getty Images/iStockphoto | Valeriy_G

„Doch Hamburg scheint besondere Eigenschaften zu haben, die die typischen Nachteile einer Großstadt abmildern“, heißt es weiter. Gut, das ist für alle Hamburger keine Neuigkeit, die ihre Stadt schon immer als die schönste der Welt feiern. In den Befragungen der vergangenen Jahrzehnte hatte die Großstadt daher sehr oft gute Ergebnisse einfahren können. Die Spitzenposition blieb aber aus.

Glücksatlas 2024: Hamburg löst Schleswig-Holstein im Ranking erstmals ab

Die Hamburger zeichnet aber in diesem Jahr eine unschlagbar große Lebenszufriedenheit aus, die laut den Experten gar nicht mit den objektiv messbaren Faktoren zusammenpassen. So gehört Hamburg zu den teuersten Städten Deutschlands: Ein Vergleich der Lebenshaltungskosten in 80 deutschen Städten zeige, dass Hamburg die elftteuerste Stadt ist, teurer als beispielsweise Düsseldorf, Köln oder Hannover, aber zumindest günstiger als München, Stuttgart und Frankfurt. In den Befragungen schlägt sich das aber so nicht nieder.

Für viele ist sie die schönste Stadt der Welt: In Hamburg leben zudem die glücklichsten Deutschen, wie eine neue Studie beweist.
Für viele ist sie die schönste Stadt der Welt: In Hamburg leben zudem die glücklichsten Deutschen, wie eine neue Studie beweist. © Jonas Weinitschke - stock.adobe.com | stock.adobe.com

Vielmehr bewerten die Hamburger ihre Stadt subjektiv deutlich besser. Besonders positiv fällt bei den Befragungen der Bereich Gesundheit auf. Sowohl die hohe Ärztedichte als auch die überdurchschnittlich gute Krankenhausversorgung spielen dabei laut der Studie eine große Rolle. Zudem hat Hamburg offenbar den Glücksknick aufgrund der Corona-Pandemie samt den starken Einschränkungen vergleichsweise schnell überwunden.

Glücksstudie: „Hamburger schon immer zufriedener als der bundesdeutsche Durchschnitt“

„Die Hamburger waren schon immer zufriedener als der bundesdeutsche Durchschnitt. Seit der Corona-Pandemie hat sich dieser Vorsprung jedoch weiter vergrößert“, heißt es dazu in der Mitteilung. Besonders heben die Studienmacher dabei den kontinuierlichen Anstieg der Lebenszufriedenheit in Hamburg im Laufe der Jahre hervor. Dabei liegt die Hansestadt mit 7,38 von möglichen zehn Punkten (für vollkommen zufrieden) sogar über dem Vor-Corona-Niveau in 2019 mit 7,27 Punkten.

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Grundsätzlich attestieren die Glücksexperten dem Land in Sachen Zufriedenheit einen Aufschwung. „Deutschland ist wieder auf Glückskurs“, sagt Bernd Raffelhüschen, wissenschaftlicher Leiter des SKL Glücksatlas und Professor an der Universität Freiburg. „Wir haben die Corona-Folgen weitgehend überwunden, und auch die Auswirkungen der Inflation gehören der Vergangenheit an.“ So sei die Lebenszufriedenheit in Deutschland im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 0,14 Punkte gestiegen.

Glücklich ist, wer alleine lebt – auch Familien in Hamburg leiden unter hohen Kosten

Vor allem Alleinlebende, Jugendliche und junge Erwachsene sowie berufstätige Mütter zeigen sich glücklicher in den stichprobenartigen Befragungen. Zum deutlichen Anstieg der Lebenszufriedenheit trugen laut der Studie auch die hohen Tarifabschlüsse und der Rückgang der Inflation bei. Ausgenommen davon sind Familien, die weiterhin unter den Folgen der Pandemie sowie gestiegener Lebenshaltungskosten leiden.

Auch das ist ein Glücksmoment, den man in Hamburg haben kann: ein Winterspaziergang an der Alster.
Auch das ist ein Glücksmoment, den man in Hamburg haben kann: ein Winterspaziergang an der Alster. © HA | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services

Eine weitere Auffälligkeit der diesjährigen Ergebnisse: Die Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland ist wieder gestiegen. Das ostdeutsche Glücksniveau (6,79 Punkte) liegt 0,34 Punkte unterhalb des westdeutschen (7,13). 2021 war dieser Unterschied fast verschwunden. Hamburg und das unglücklichste Bundesland Mecklenburg-Vorpommern trennen sogar 1,21 Punkte. Zum Vergleich: 2019 betrug der Abstand nur 0,68 Punkte.

Hamburg liegt im Glücksatlas 2024 ganz oben – das gesamte Ranking:

  1. Hamburg (7,38 von 10 Punkte)
  2. Bayern (7,23)
  3. Schleswig-Holstein (7,23)
  4. Nordrhein-Westfalen (7,17)
  5. Rheinland-Pfalz (7,11)
  6. Baden-Württemberg (7,10)
  7. Sachsen-Anhalt (7,08)
  8. Niedersachsen (7,02)
  9. Hessen (7,01)
  10. Brandenburg (6,99)
  11. Thüringen (6,90)
  12. Sachsen (6,87)
  13. Bremen (6,76)
  14. Saarland (6,73)
  15. Berlin (6,63)
  16. Mecklenburg-Vorpommern (6,17)

So entsteht der Glücksatlas

Grundlage für den SKL Glücksatlas 2024 sind zwölf monatliche Befragungen (Juli 2023 bis Juni 2024). Laut den Organisatoren hat das Institut für Demoskopie Allensbach insgesamt 12.452 repräsentativ Befragten ab 16 Jahren in Form von mündlich-persönlichen Interviews Fragen zur Erfassung der allgemeinen Lebenszufriedenheit der Deutschen gestellt.

Seit Anfang 2022 ist die SKL (Süddeutsche Klassenlotterie) Partner der Studie mit dem Titel Glücksatlas. Die wissenschaftliche Leitung hat Prof. Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg inne. Unter skl-gluecksatlas.de sind aktuelle Daten, Analysen und Sonderstudien über die Entwicklung der Lebenszufriedenheit in Deutschland zu finden. krk