Hamburg. Während Corona bot Axel Strehlitz PCR-Tests an der Reeperbahn und erweiterte seinen Geschäftsbereich. Was die Blut-Tests bringen, was sie kosten.
- CaboCheck ist ein Blut-Test mit einem Piks in den Finger
- Apotheken lassen die Blutproben in Fachlaboren auswerten
- Was die Tests kosten und was sie messen können
Die Hamburger Clubs, die Hotels, die Restaurants waren die ersten Opfer der Corona-Pandemie. Einer, den man durchaus als Top-Gastronom bezeichnen darf, wollte sich nicht damit abfinden. Axel Strehlitz (Klubhaus St. Pauli, Das Dorf, Wunderbar) baute Corona-Testzentren auf (Corona Freepass) und bot sogar im großen Stil PCR-Tests an der Reeperbahn an. Schließlich sollte das gewohnte Ausgeh-Geschäft mit größtmöglicher Sicherheit ja wieder aufgenommen werden. Mittlerweile hat sich das Know-how aus der Pandemie mit neuer Technik und leicht verständlichen digitalen Anwendungen bei Strehlitz zu einem eigenen Betriebszweig entwickelt.
Während er weiter wartet, ehe sein neuer Laden im XXL-Einkaufzentrum Westfield in der HafenCity eröffnen kann, arbeitet Strehlitz mit seinem Geschäftspartner Heiko Fuchs an dem Vierfach-Test Combo4 (Corona, RS und Grippeviren Influenza A und B), der in der Erkältungssaison Kindern und Erwachsenen schnell Gewissheit bringt. Und er hat sein Test-Portfolio „vertieft“. Mit dem CaboCheck macht Strehlitz jetzt auch in Blut. In Zusammenarbeit mit Apotheken bietet seine Firma Healyzer (Health Analyzing Technologies) einen Gesundheitscheck an, der so funktioniert: In den Apotheken wird mit einem Mini-Piks eine winzige Blutprobe genommen.
Hamburger Bluttest aus der Apotheke: Allergien, Blutzucker, Cholesterin, Vitamine
Das sollen die Tester nicht zu Hause eigenständig machen. Denn beim Blutabzapfen drücken Laien ihre Fingerkuppen oft arg zusammen. So kommt „Quetschblut“ dabei heraus, das viel Plasma enthält.
Die Blutprobe aus der Apotheke mit dem Kapillarblut geht in ein professionelles Labor und wird dort ausgewertet. Die Labore haben dafür auch neben ihrem Tagestestgeschäft aus Arztpraxen und Kliniken zumeist ausreichend Technik und Personal, weil sie sie während Corona Testkapazitäten aufgebaut haben.
Je nachdem, welchen Vorsorge- oder Kontrolltest man bucht, erhält man das Ergebnis innerhalb von zwei bis drei Tagen über einen Link in einer E-Mail. Die Art der umfangreichen Tests reichen von Allergie-Bestimmungen und Blutzucker über Cholesterinwerte, Vitamine bis hin zu Corona-Antikörpern.
Die Preise bei den Partner-Apotheken reichen für einzelne Tests von 49,90 Euro bis 169,90 Euro. Unternehmer Strehlitz glaubt, dass bei dem anhaltenden Trend von Selbstoptimierern und Fitnessbewussten der Bedarf da ist. Zudem achten deutlich mehr Menschen auf ihre Ernährung und den sich daraus ergebenden Nährstoffhaushalt.
„CaboCheck stoppt die Abwanderung der Kunden ins Internet“
CaboCheck verspricht, dass Bluttests Risikofaktoren und mögliche Erkrankungen frühzeitig anzeigen können. Große Blutbilder beim Arzt werden oft erst bei Hinweisen oder Symptomen gemacht, es sei denn, man zahlt sie auch dort privat.
Strehlitz und sein Team setzen darauf, dass die Apotheken „als Gesundheitsdienstleister gestärkt“ werden. „CaboCheck stoppt die Abwanderung der Kunden ins Internet“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Heiko Fuchs. Man grenze sich bewusst ab von Testkits, die im Internet für den Heimgebrauch angeboten werden. Die Aussagekraft von deren Ergebnissen sei fragwürdig.
Sinnvoller als auf der Couch auffälligen Werten hinterherzugoogeln
Anders als bei den Corona-Tests, deren Anwendung und Auswertung die meisten Nutzer schnell lernten, vertrauen Strehlitz und Co. hier auf die Arbeit von Apotheken und professionellen Facharztlaboren. Denn der Umgang mit unerwarteten Ergebnissen lässt sich mit Experten in Apotheken wohl sinnvoller besprechen, als wenn man auffälligen Laborwerten auf dem heimischen Sofa hinterhergoogelt.
Mit Mitte 50 darf sich Strehlitz freuen, dank CaboCheck einen Nachwuchspreis für „junge Unternehmen“ eingefahren zu haben. Auf der Apothekenmesse Expopharm 2024 in München gewann die Idee in der Kategorie „Neue innovative Dienstleistungen & Produkte“ beim Apostart-Award Platz eins.
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Die Konkurrenz war ebenso erfinderisch. Ein Unternehmen organisiert Drohnenflüge für Medikamente in den ländlichen Raum. Ein anderes macht Homeoffice für Apotheker möglich. Homeoffice – für einen Gastronomen wie Strehlitz nicht wirklich denkbar.