Hamburg. Noch überwiegen Erkältungsviren in Hamburg. Doch die Zahlen zu Covid können trügerisch sein. Wer unsicher ist, sollte eine Maske tragen.
Die Kurve zeigt wieder nach oben: Deutlich mehr Menschen in Deutschland haben schwere Atemwegserkrankungen. Insgesamt gingen zuletzt die Zahlen der Arztbesuche wegen dieser Leiden zwar zurück. Doch es häufen sich die Fälle, in denen diese Patienten sogar ins Krankenhaus müssen. Infekte, Infektionen – und natürlich ist das Coronavirus zurück. Eine Grippewelle wird erst zu einem späteren Zeitpunkt erwartet. Aufgrund der hohen Impfquoten gerade in Hamburg verlaufen die Covid-19-Fälle zwar zumeist „mild“. Doch was heißt das schon für Patienten, die fiebern, husten und mindestens tagelang im Job fehlen? Und: Mit dem Alter steigt das Risiko, trotz Impfung einen schwereren Verlauf zu bekommen.
Im Infektionsradar des Bundes ist deutlich zu sehen, dass die Corona-Viruslast im Abwasser in den vergangenen vier Wochen sehr gestiegen ist. Atypisch für den Sommer gab es zuletzt einen zwischenzeitlichen Höchststand im Juli 2024. Doch was ist nach der Pandemie noch typisch? Die „Jahreszeiten“ für Corona und Erkältungen sowie RSV-Viren und möglicherweise die Grippeviren (Influenza A und B) haben sich augenscheinlich verschoben. Nach dem Hoch im Juli sackte die Zahl der Corona-Infektionen wieder ab, um von Anfang September bis heute wieder kräftig zu steigen.
Corona in Hamburg zur Erkältungssaison 2024/2025 zurück
Das Robert-Koch-Institut (RKI) schreibt in seinem Wochenbericht: „Die ARE-Aktivität (ARE = akute respiratorische Erkrankungen) liegt bereits auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Das ARE-Geschehen wird weiterhin hauptsächlich durch Rhinoviren und Sars-CoV-2 bestimmt. Die Zahl schwer verlaufender Atemwegsinfektionen liegt auf dem Niveau der Vorjahre. Durch den Feier- und Brückentag in der 40. Kalenderwoche sowie den Beginn der Herbstferien in einigen Bundesländern können die Werte stärker schwanken und sich nachträglich noch erhöhen.“
Die Inzidenzen, die in der Pandemie noch verlässlich schienen, sind jetzt schwammig. Wenn da hohe Zahlen auftauchen, klingt das dramatisch. Doch es wird nur noch im Abwasser gemessen und ausgewählte Praxen schicken ihre Ergebnisse ans RKI. Das kann das wirkliche Geschehen verwässern. In den Hamburger Arztpraxen wird kaum noch getestet. Denn Corona ist zu einer „normalen“ Infektionskrankheit herabgestuft worden. Die Zahlen für die Schulkinder seien zuletzt gesunken, so das RKI, die in der Gruppe der 35- bis 59-Jährigen gestiegen.
Bei den Corona-Impfempfehlungen gilt laut RKI:
- Drei Spritzen gelten als „Basis“.
- Wer kerngesund und unter 60 ist, braucht keine jährliche Auffrischungsimpfung.
- Wer eine Vorerkrankung hat, sollte sich am besten vor der Infektsaison im Herbst impfen lassen.
- Die auf neue Varianten angepassten Corona-Impfstoffe sind bereits in den Praxen.
- Wer über 60 ist oder im Heim lebt, sollte sich ähnlich wie zur Vorbeugung gegen Grippe einmal im Jahr impfen lassen.
- Wer unter 60 ist und viele berufliche Kontakte und damit ein höheres Infektionsrisiko hat, dem ist eine Impfung ebenfalls empfohlen.
- Impfen lassen sollte sich zudem jeder ab 6 Jahren, der eine enge Kontaktperson zum Beispiel in der Familie hat, bei der eine Corona-Impfung keine gute Immunantwort bringt, der also aufgrund von Krankheit trotz Impfung nicht gut gegen Corona geschützt ist.
Hamburger Hausärztin Dr. Jana Husemann: „Wer viel husten oder niesen muss, sollte eine Maske tragen“
In Hamburg ist die Zahl der Arztbesuche wegen Atemwegserkrankungen leicht über dem Bundesdurchschnitt. Von einer größeren Krankheitswelle kann man aber (noch) nicht sprechen. Viele Arbeitgeber empfehlen Impfungen oder bieten sie selbst an. Bei der Hamburger Hochbahn (und vielen anderen Unternehmen) wird das offensiv beworben. Busfahrer oder U-Bahn-Führer sind aktuell von keiner besonderen Krankheitswelle betroffen, heißt es.
- Corona-Impfung: Klägerin fordert 150.000 Euro Schmerzensgeld
- „Katastrophale Zustände in Praxen“: Ärzte und Patienten bangen
- Am UKE: Senatorin Katharina Fegebank bittet zur Operation
- Chefarzt-Affäre am UKE: Jetzt ein Fall für das Arbeitsgericht
Die Vorsitzende des Hamburger Hausärzteverbands, Dr. Jana Husemann, sagte dem Abendblatt: „Wer sich mit einer Infektion unter Leute begibt, sollte das Ansteckungsrisiko für die anderen so gering wie möglich halten, indem man beispielsweise in die Armbeuge niest und hustet.“ Benutzte Taschentücher sollten entsorgt und die Hände häufiger gewaschen werden. „Wer viel husten und niesen muss, sollte eine Maske tragen. Bei stärkeren Infekten empfiehlt es sich, zu Hause zu bleiben und sich auszukurieren.“