Hamburg. Spezialschiff des SEK für Terrorlagen versank im Hafen. „Schon traurig“: Ersatz gibt es nicht, dafür aber Jetski für Bedrohungslagen im Hafen.

  • Für Terrorlagen im Hafen Hamburg: SEK-Boot war ein Unikat für 540.000 Euro
  • Wassereinbruch: 2021 sank das Boot im Travehafen
  • Gewerkschaft: Bedrohungsszenarien haben immer noch ihre Gültigkeit

Das Spezialeinsatzkommando (SEK) der Hamburger Polizei ist buchstäblich „ausgebootet“. Nach einigen Pleiten, Pech und Pannen sowie einem juristischen Hickhack steht mittlerweile fest: Die Elite-Polizisten der Hansestadt bekommen kein neues Boot. Es sind kein Haushaltstitel für ein maritimes Fahrzeug, das deutlich über eine halbe Million Euro kosten würde, eingestellt. Intern, so heißt es aus der Polizei, sei bereits kommuniziert worden, dass es auch keine weiteren Pläne für ein neues Boot gebe. Damit sind die Fähigkeiten der Spezialeinheit der Hafenstadt Hamburg, auf maritime Lagen reagieren zu können, beschnitten.

2020 war das auf die Bedürfnisse des SEK zugeschnittene Boot vorgestellt worden. In schnittiger Fahrt wurde auf der Süderelbe gezeigt, welche Power in den Motoren steckt und welche Kapazität das Boot hat. Für 540.000 Euro war das Unikat angeschafft worden, um auf „maritime Bedrohungslagen in Hamburg und im Nordverbund“ reagieren zu können und „innovativ“ als „zuverlässiger Partner im Kreise der Spezialeinheiten“ aufgestellt zu sein.

SEK Hamburg: Spezialboot war für „maritime Bedrohungslagen“ angeschafft worden

Die Idee, als Hafenstadt für das SEK ein spezielles Boot zu beschaffen, ist alt. Seit 2009 hatte man sich mit der Anschaffung eines solchen Einsatzmittels für das SEK beschäftigt. 2017 begannen konkrete Planungen. Es sollte eine komplette taktische Gruppe transportieren können und war für Lagen wie Geiselnahmen oder Terrorlagen auf Schiffen im Hafen und auf anderen Gewässern gedacht. Heraus kam dann ein Boot, das schneller als alle anderen Boote der Polizei war, das eine komplette Gruppe des SEK transportieren konnte und das über spezielle Technik verfügte.

Das Spezialboot des SEK Hambugr versank im April 2021 im Travehafen.
Das Spezialboot des SEK Hambugr versank im April 2021 im Travehafen. © Andre Zand-Vakili | Andre Zand-Vakili

Gut ein Jahr lang übten die Spezialkräfte mit dem Boot. Dann versank es im Travehafen. Ein Wassereinbruch hatte das SEK-Boot, das unterhalb des Wasserschutzreviers 2 festgemacht war, auf Tauchstation geschickt. Dass das Mehrzweckboot nicht auf den Grund des Travehafens sackte, lag daran, dass es fest vertäut war. Die Feuerwehr konnte das Wasser aus dem Boot abpumpen und so wieder stabilisieren. Allerdings waren durch den Wassereinbruch erhebliche Schäden auch an der technischen Ausstattung entstanden.

Im Travehafen ging das SEK-Boot ungewollt auf „Tauchstation“

Anschließend kam es zu einem Rechtsstreit mit dem dänischen Hersteller, der das Unikat nach den Bedürfnissen der Hamburger Polizei gebaut hatte. Auf Gutachten folgten Gegengutachten. Die einen, so hieß es, hätten technische Mängel, die anderen Handhabungsfehler für den Untergang verantwortlich gemacht.

Dass das Boot nicht wieder flottgemacht wurde, hatte einen anderen Grund. Es hatte sich gezeigt, dass das Boot nicht den Bedürfnissen der Spezialeinheit entsprach. Die seien aber, bei den vorgegebenen Maßen für das Boot, vor allem mit Blick auf das Gewicht der Ausrüstung nicht umsetzbar.

Polizeiexperte weist auf weiter existierende Bedrohungsszenarien im Hafen hin

„Es ist schon traurig, dass Hamburg als eine Stadt mit einem großen und weltweit bedeutsamen Hafen nicht über die Fähigkeit verfügt, selbst auf alle denkbaren maritime Lagen, die den Einsatz des SEK erfordert, reagieren zu können“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Es ist ja aufgrund von Bedrohungsszenarien konzipiert und angeschafft worden, die immer noch ihre Gültigkeit haben.“

SEK
Jetzt verfügt das SEK für „maritime Lagen“ über solche Jetski. © André Zand-Vakili

So beschränkt sich das „Arsenal“ des SEK auf Jetski, von denen die Spezialeinheit eine kleine Flotte hat. Die sind aber eher dafür geeignet, wie eine Übung im Frühjahr 2019 auf der Außenalster zeigte, Alsterdampfer zu entern. Auch hat das SEK Zugriff auf die „Mehrzweckboote“ der Wasserschutzpolizei, von denen im Herbst 2020 drei Stück in Dienst gestellt wurden. Sie wären aber eine Notlösung.

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Denkbar ist auch, dass die Polizei auf die Anschaffung eines neuen Hubschraubers setzt. Die beiden vor 20 Jahren angeschafften Maschinen vom TYP EC135, über die die Hubschrauberstaffel verfügt, gelten als Auslaufmodelle. Vielmehr gibt es Bestrebungen, den EC145 zu beschaffen, den bereits die meisten Länderpolizeien im Einsatz haben und der ebenfalls von Airbus hergestellt wird. Er ist größer und kann vor allem mehr Last in die Luft bringen. Das ist gerade in Hinblick auf mögliche Terrorlagen interessant, um Spezialkräfte zu einem Einsatzort zu bringen – natürlich auch auf Schiffe.