Hamburg . Die Hubschrauberstaffel fliegt mehrfach am Tag – aber nie ohne triftigen Anlass. Gründung war eine Konsequenz der Flut von 1962.

Als 1983 der Film „Das fliegende Auge“ in die Kinos kam, waren die Möglichkeiten des titelgebenden Hubschraubers noch Zukunftsmusik. Doch die Realität hat die Fiktion längst überholt. Denn die beiden Hubschrauber der Hamburger Polizei vom Typ EC 135 können mehr als man sich in Hollywood vorstellen konnte. Die Maschinen sind mit so hochsensibler Kameratechnik ausgestattet, dass auf dem Hubschrauber ein dritter Arbeitsplatz eingeführt wurde. Neben einem Piloten und einem Techniker ist auch immer in Operator an Bord, der die Kamera bedient.

Nach Straftätern fahnden, Menschen suchen, die in Not sind, Beweissicherung in Form von Fotos und Videos aus der Luft, der Transport von Spezialkräften, Verkehrsüberwachung oder auch Aufklärungsflüge bei Demonstrationen – das sind die Hauptaufgaben der Hubschrauberstaffel, wie Oliver Garber erklärt. Der Erste Polizeihauptkommissar hat die Staffel gerade als Chef übernommen.

Hubschrauberstaffel der Polizei Hamburg: Fliegende Augen über der Stadt

Die Besatzungen – insgesamt vier Piloten, vier Bordtechniker und fünf Operator – und die beiden Maschinen sind ein Team aus Know-how und Technik. Was der Hubschrauber alles kann? Das ist geheim. Beim Thema Scheinwerfer aber lupft Garber den Schleier, zumindest ein bisschen. „Aus 700 Metern Höhe kann man nachts ein Fußballfeld so ausleuchten, dass dort gespielt werden kann.“ Die Kamera verfügt auch über Wärmebildtechnik, sagen Insider. Mit ihr ließen sich Details auch in großer Entfernung verfolgen.

Was den Hubschrauber als unterstützendes Einsatzmittel außerdem so attraktiv macht: Er ist schnell an Ort und Stelle. „Wir erreichen von unserem Standort in Fuhlsbüttel aus die entferntesten Punkte der Stadt innerhalb von sieben Minuten“, sagt Garber. Und: „Von oben sieht man mehr. Bei Umweltdelikten beispielsweise ist das Ausmaß oft nur aus der Luft zu erkennen.“

Einsatz in der Nacht: Ohne triftigen Grund starten die Hubschrauber nicht

Eingesetzt wird der Hubschrauber auch nachts. Manchmal steht er dann längere Zeit an einer Stelle in der Luft. Gerade zur Schlafenszeit empfinden Hamburger das mitunter als störend. „Wir machen so etwas aus gutem Grund“, sagt Garber. „In so einem Fall wird in der Regel nach einem Straftäter gefahndet oder nach einem Menschen gesucht, der sich in Lebensgefahr befindet.“ Ohnehin würde der Hubschrauber nur zu konkreten Einsätzen abheben. „Streifenflüge ohne Anlass machen wir nicht“, sagt Garber.

Dass die Hubschrauber nie ohne guten Grund abheben, wissen viele Hamburger offenbar nicht. So beklagen sich manche Anwohner bei den örtlichen Wachen oder auch offiziell über die Beschwerdestelle der Polizei, wenn ein Hubschrauber nachts am Himmel ist.

Zwei Hubschrauber hat die Hamburger Polizei im Einsatz

Beide Hubschrauber kommen auf etwa 500 Flüge im Jahr. Dazu gibt es für die Hubschrauberstaffel Einsätze im Rahmen des Nordverbundes. Oft geht es nach Schleswig-Holstein. Dort verzichtet man bei der Polizei auf eine kostenintensive Hubschrauberstaffel und greift stattdessen auf die Hamburger Maschinen zurück. Im Gegenzug nimmt Hamburg auch mal Maschinen aus Niedersachsen oder von der Bundespolizei in Anspruch. Die 17-köpfige Hubschrauberstaffel, von denen 13 Beamte zum fliegenden Personal gehören, kann nicht rund um die Uhr einsatzbereit sein.

Gelegentlich werden mit den beiden „Libellen“, wie sie auch genannt werden, sogar Straftäter geflogen. Mit an Bord waren bereits Reemtsma-Entführer Thomas Drach, Terrorhelfer Mounir El Motassadeq und Kiez-Pate Ringo Klemm. Für sie ging es per Hubschrauber in Haft oder zur Abschiebung.

Sturmflut hat gezeigt, dass Hamburg eine Hubschrauber-Staffel braucht

Gegründet wurde die Hubschrauberstaffel im August 1964. Es war die erste, die bei einer Länderpolizei eingeführt wurde. Die verheerende Sturmflut zwei Jahre zuvor hatte Hamburg gezeigt, wie wichtig Hubschrauber für die Polizei sind. Zwar gingen Hamburger Polizisten bereits seit 1961 zur Aufklärungsflügen in die Luft – das allerdings als Passagier in gecharterten Maschinen.

Ihren schwärzesten Tag erlebte die Hubschrauberstaffel am 6. August 1996. Bei einer Übung in der Neustädter Bucht stürzte eine der damals drei verfügbaren BO 105 ab. Fünf Polizisten starben. Das Seil, an dem unter dem Hubschrauber ein Personenrettungsnetz hing, war in den Rotor geraten. Drei Rotorblätter rissen ab. Die Maschine stürzte ins Wasser.

Hubschrauber-Staffel: Polizei hinkt mit Modernisierung hinterher

Ein dritter Hubschrauber wurde nach dem Unglück nicht wieder angeschafft. Im November 2004 wurden dann die neuen Maschinen vom Typ EC 135 eingeführt. Sie haben damit auch schon wieder fast 20 Jahre auf dem Rotor.

Darum gelten die Maschinen bereits als Auslaufmodell. War Hamburg bei der Einführung der Hubschrauberstaffel noch Vorreiter, so hinkt die Stadt bei der Modernisierung hinterher. Die meisten Länderpolizeien haben das Modell EC 145 bereits bekommen oder zumindest bestellt, das ebenfalls von Airbus hergestellt wird. Dieses Hubschraubertypus ist größer und kann vor allem mehr Last in die Luft bringen. Das ist gerade mit Blick auf mögliche Terrorlagen interessant. Denn in so einem Fall müssen die Spezialkräfte ganz schnell zum Einsatzort gebracht werden.