Hamburg. Seit dem Wassereinbruch vor drei Jahren wurde das Schiff des Spezialeinsatzkommandos nicht mehr flottgemacht.
- Vor vier Jahren sollte das Hamburger SEK ein neues Boot für Einsätze bekommen
- Die Stadt kaufte auch für 540.000 Euro ein top-modernes Gefährt für das Einsatzkommando
- Das Speedboot ging jedoch im Nu kaputt. Seitdem tobt ein Streit, wessen Schuld das sei.
Vor vier Jahren wurde das Mehrzweckboot für das Hamburger Spezialeinsatzkommando (SEK) vorgestellt. 540.000 Euro an Steuergeld hatte es sich damals die Stadt kosten lassen, um auf „maritime Bedrohungslagen in Hamburg und im Nordverbund“ reagieren zu können und „innovativ“ als „zuverlässiger Partner im Kreise der Spezialeinheiten“ aufgestellt zu sein. Mittlerweile ist aus dem „Must-have“ offenbar ein „Kann-Projekt“ geworden. Nachdem das Boot im April 2021 durch einen Wassereinbruchunfreiwillig auf Tauchstation gegangen war, streitet man sich mit dem Hersteller um die Schuldfrage. Ob das SEK ein neues Boot bekommt, steht dabei in den Sternen.
So schnell das Speedboot auch über die Gewässer dank der zwei starken Außenborder flitzen konnte, so schleppend war schon die Beschaffung. Seit 2009 hatte man sich mit dem Kauf eines solchen Einsatzmittels für das SEK beschäftigt. 2017 begannen konkrete Planungen. Es konnte eine komplette taktische Gruppe transportieren und war für Einsätze wie Geiselnahmen oder Terrorlagen auf Schiffen im Hafen und auf anderen Gewässern gedacht.
Polizei Hamburg: SEK-Speedboot sollte eigentlich Jetskis ersetzen
Bis dahin hatte man eine kleine Flotte Jetskis gehabt, die jeweils zwei Beamte transportieren. Der Vorteil des neuen Bootes lag für die Polizeiführung auf der Hand. Es sei schneller als alle anderen Boote der Wasserschutzpolizei und man könne von dem Mehrzweckboot aus agieren, weil es eine feste Standfläche biete, hatte der damalige Polizeivizepräsident Morten Struve erklärt.
Am 19. April 2021 dann der Wassereinbruch: Dass das Mehrzweckboot nicht auf den Grund des Travehafens sank, lag daran, dass es fest vertäut am Anleger der dortigen Wache der Wasserschutzpolizei gelegen hatte. Die Feuerwehr konnte das Boot leerpumpen und so wieder retten. Allerdings waren durch den Wassereinbruch erhebliche Schäden auch an der technischen Ausstattung entstanden.
Danach kam es zu einem Rechtsstreit mit dem dänischen Hersteller, der das Unikat nach den Bedürfnissen der Hamburger Polizei gebaut hatte. Es gab Gutachten und Gegengutachten. Die einen, so hieß es, hätten technische Mängel, die anderen Handhabungsfehler für den Untergang verantwortlich gemacht.
Polizei Hamburg strebt trotz Rechtsstreits außergerichtliche Lösung an
Am liebsten hätte man die Sache ohne Urteil im gegenseitigen Einvernehmen vom Tisch. Doch auch das zieht sich hin. „Es wird weiterhin eine außergerichtliche Lösung angestrebt“, so Polizeisprecher Joscha Ahlers. „Ein Vergleich ist noch nicht zustande gekommen. Die Verhandlungen dauern aber noch an. Vor diesem Hintergrund ist noch keine Entscheidung über eine Neubeschaffung erfolgt.“
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Ein neues Boot für die Spezialeinheit wird es, so vermuten Insider, auch nicht so schnell geben. Denn was die Hamburger Polizei will, so heißt es, sei bei den vorgegebenen Maßen des Bootes nicht umsetzbar. Es sei mit der ganzen Ausrüstung einfach zu schwer.
Polizeigewerkschaft: Unbegreiflich, auf SEK-Boot zu verzichten
„Dass Hamburg als große Hafenstadt auf das Boot für seine Spezialeinheit verzichten will, das ja aufgrund von Bedrohungsszenarien konzipiert und angeschafft wurde, die ja immer noch ihre Gültigkeit haben, ist für mich unbegreiflich“, sagt Thomas Jungfer, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft.
Im Ernstfall müssen die Männer vom Spezialeinsatzkommando auf die Jetski oder die Boote der Wasserschutzpolizei zurückgreifen. Die hatte im Oktober 2020 drei neue „Mehrzweckschlauchboote“ in Dienst gestellt. Der Name täuscht. Die knapp neun Meter langen Boote mit Alurumpf haben richtig Power und sind bis zu 40 Knoten schnell, was etwa Tempo 80 entspricht. Allerdings sind sie nur für drei Mann konzipiert.