Hamburg. Zentrale Feier zum Tag der Deutschen Einheit: Polizei setzt Hundertschaften und viel Technik ein. Wo sie besonders aufpasst.

Es soll ein friedliches, freundliches Bürgerfest werden, wenn am 2. und 3. Oktober in Hamburg die deutsche Einheit gefeiert wird. Für die Polizei ist es ein Großeinsatz und ein „Drahtseilakt“. Einerseits wird man sich auf alle Eventualitäten einstellen müssen. Andererseits ist optische Zurückhaltung gefragt.

So wird man beispielsweise auf Einsatzanzüge mit Helm und speziellen Körperschutz bei den Alarmhundertschaften verzichten, die direkt beim Bürgerfest eingesetzt sind. Sie werden sich „bürgerfreundlich“ in ihren Alltagsuniformen als Schutzmänner und Schutzfrauen präsentieren.

Polizei Hamburg: So wird die Einheits-Feier gesichert

„Wir erwarten einen wirklich friedlichen und fröhlichen Verlauf an beiden Tagen“, sagt Polizeiführer Timo Zill, der den Großeinsatz leiten wird. „Es wird nicht im Ansatz so werden wie damals beim G20-Gipfel.“ Denn im Gegensatz zu 2017 wird jetzt nicht im großen Stil gegen die Veranstaltung mobilisiert. Lediglich für den 2. Oktober ist eine Demonstration der linken Szene angemeldet. Die Teilnehmer wollen vom Heidi-Kabel-Platz am Hauptbahnhof in das Schanzenviertel ziehen.

Für die Polizei stellt das kein Problem dar. Nahezu alle Bundesländer haben für die beiden Tage Unterstützung zugesagt. 14 Hundertschaften werden anreisen. Nicht dabei sind nur die Polizeieinheiten aus Bayern, Thüringen und Brandenburg. Für die angereisten und Hamburger Einsatzkräfte werden für beide Tage 10.900 Verpflegungsbeutel gepackt. Untergebracht sind auswärtige Polizeikräfte in verschiedenen Hotels.

Bundespolizei überwacht den Flughafen und die Hamburger Bahnhöfe

Dazu kommt die Bundespolizei, die zwei eigene Einsatzabschnitte, den Flughafen und die Bahnhöfe, an den beiden Tagen haben wird. Besonders im Fokus stehen dabei die Bahnhöfe Dammtor und Jungfernstieg. Aber auch der Hauptbahnhof ist ein Schwerpunkt des Einsatzes, da viele Ministerpräsidenten – der Tag der Deutschen Einheit steht unter dem Motto „Nachhaltigkeit“ – mit dem ICE anreisen dürften. Geleitet werden beide Einsatzabschnitte der Bundespolizei nicht aus Hamburg, sondern direkt aus Hannover von dem Leitenden Polizeidirektor Andreas Meier.

Spezialeinheiten wie das Hamburger SEK werden ebenfalls im Einsatz sein. Dabei handelt es sich aber mehr um eine Bereitschaft. Die Wasserschutzpolizei wird einen Schwerpunkt im Bereich der Elbphilharmonie haben. Vier Polizeihubschrauber sind als „fliegendes Auge“ über der Stadt im Einsatz. Sie werden für Aufklärung, aber auch für Überwachung eingesetzt. Im Notfall könnten sie Angehörige von Spezialeinheiten zu einem Einsatzort transportieren.

Viele Ministerpräsidenten werden in der Elbphilharmonie wohnen

Bei der Hamburger Polizei, die den Großeinsatz aus dem Führungsstab im Polizeipräsidium leitet, sieht man drei Bereiche, die besonders geschützt werden müssen. Es sind die Elbphilharmonie, in der auch alle Ministerpräsidenten wohnen werden, der Michel und das Rathaus. Besonders dort werde, so die Ankündigung, viel Polizei sichtbar sein. Aber auch in anderen Bereichen der Innenstadt und der HafenCity werde die Polizei gut sichtbar sein. Bürger müssen sich auf Einschränkungen einstellen.

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Die Hamburger Polizei wird an beiden Tagen komplett im Einsatz sein. Die Alarmhundertschaften, bestehend aus Personal der Polizeireviere, werden aufgerufen. Dass sie beim Bürgerfest eingesetzt werden, ist kein Zufall. Da die Polizisten im Alltag die Streifenwagen besetzen, sind sie für die Aufgabe, geschult durch den täglichen Bürgerkontakt, besonders geeignet.

21 Polizeimotorräder werden die Regierungschefs eskortieren

Angefordert werden auch Polizeimotorräder aus anderen Bundesländern. Die Ministerpräsidenten sollen bei Fahrten von einer Eskorte begleitet werden. 21 Maschinen, davon 16 Motorräder der Hamburger Polizei, werden die Fahrzeuge der Ministerpräsidenten begleiten. Dabei werden sich die Kolonnen aber an die normalen Verkehrsregeln halten.

Trotzdem dürfte es im Innenstadtbereich eng werden. Auch weil Bereiche rund um den Michel und in der HafenCity abgesperrt werden und nicht befahrbar sind. Zudem werden viele Besucher nach Hamburg kommen. „Auch wenn der 3. Oktober ein Dienstag ist und viele Menschen den 2. Oktober als Brückentag für ein langes Wochenende nutzen werden und damit weniger Verkehr verbunden ist, raten wir als Polizei doch zur Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel“, sagt Zill.

Polizei Hamburg rechnet mit Klima-Klebern und Taschendieben

Denn es gibt auch einen Unbekannten. „Klima-Kleber“ könnten die beiden Tage nutzen, um Straßen zu blockieren und so besondere Aufmerksamkeit zu erhaschen. Zudem wird nicht ausgeschlossen, dass kleinere Gruppen oder Einzelpersonen die beiden Tage für Aktionen und Protest nutzen. Hierauf, so heißt es aus der Polizei, sei man eingestellt.

Eine besondere Herausforderung, die den Einsatz auch von zivilen Beamten nötig machen wird, gibt es noch. Bei der Polizei rechnet man damit, dass Taschendiebe die Menschenmengen nutzen werden, um reiche Beute zu machen. „Wir gehen davon aus, dass Tätergruppen extra anreisen werden“, so ein Beamter. Auch das habe man besonders im Auge.