Hamburg. Bei der Krankenhausreform wird es Ausnahmen geben. Lauterbach macht Zugeständnisse. Zuvor hatte es in Hamburg ein Sechsaugengespräch gegeben.

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat einen Besuch in Hamburg genutzt, um Ausnahmen bei der umstrittenen Krankenhausreform zu verkünden. Wie Lauterbach im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf am Dienstag sagte, sollen spezialisierte Kinderkliniken und auf die Behandlung von Menschen mit Behinderung ausgerichtete Häuser wie Alsterdorf von den geplanten Neuregelungen ausgenommen werden.

„Ich bin nicht per Zufall hier“, sagte Lauterbach, der vor einem Jahr schon das Integrierte Notfallzentrum am Marienkrankenhaus besucht hatte. „Wir benötigen für diese Einrichtungen eine eigene Art der Finanzierung.“ In der Reform der Länder und des Bundes ist vorgesehen, dass aus den bestehenden Kliniken Zentren gebildet werden, um Operationen und Behandlungen nur noch von ausgewiesenen Spezialisten durchführen zu lassen, um die Qualität zu steigern. Hier würde künftig nicht mehr nur nach der Zahl der Fälle oder Eingriffe bezahlt. Es gäbe außerdem sogenannte „Vorhaltepauschalen“.

Karl Lauterbach in Hamburg: Ausnahmen bei der Krankenhausreform

Andererseits fielen dann deutschlandweit in einigen Krankenhäusern vermutlich ganze Stationen weg. Ob und wie Hamburg davon betroffen sein wird, richtet sich nach den konkreten Maßgaben der Reform. Alle Hamburger Häuser bereiten sich bereits darauf vor.

Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf, das sagte auch Lauterbach, „betreibe eine ganz hervorragende Medizin“. Es ist als Spezialklinik unter anderem für Anfallsleiden wie Epilepsie bekannt. Gleichzeitig wird auf die besonderen Belange von Menschen mit Behinderung eingegangen. Der Medizin-Vorstand der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, Ulrich Scheibel, sagte, das Krankenhaus sei bedroht, weil es sich nicht in den Eckpunkten der Reform wiederfinde. „Die Folgen von Krankheiten werden bei Menschen mit Behinderung oft zu spät behandelt. Sie leiden mehr, haben mehr Schmerzen. Das trifft insbesondere auf die zu, die sich nicht verbal äußern können.“ Deshalb müsse es Ausnahmen bei der Finanzierung geben.

Unterstützung bekam das Haus von Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD). Sie sagte, Alsterdorf halte ein „einzigartiges Behandlungsangebot“ über die Grenzen Hamburgs hinaus vor. „Eine Lösung steht jetzt im Raum.“ Und an Lauterbach gewandt, sagte Schlotzhauer: „Die Verhandlungen über die Krankenhausreform sind zum Teil sehr hart.“ Lauterbach hob achselzuckend die Arme leicht an, als wolle er sagen: „So ist das.“ Schlotzhauer vertritt die A-Länder (mit SPD-Regierungsbeteiligung) in den Gesprächen mit Lauterbach und dem Bund.

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Hamburg: Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, im Gespräch mit Katrin Becker (2. v. r.) und ihrem Sohn Mattis, einem Patienten des Epilepsie-Zentrums, sowie Meike Lütjens-Kubiessa (l.), Inklusions-Lotsin, bei einem Besuch im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf. © dpa | Christian Charisius

Eigentlich sind die Bundesländer allein für die Investitionen in die Krankenhäuser verantwortlich, die Krankenkassen für die Kosten der Patientenbehandlungen. In den vergangenen Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass viele Länder – auch aus politischen Gründen – an ihren Krankenhäusern hängen. Nach Expertenmeinung braucht es in Deutschland jedoch deutlich weniger Kliniken. Hamburg als Medizin-Metropole muss sich mit der Reform ebenfalls neu aufstellen. In einem weiteren Schritt wird auch die Notfallversorgung neu geregelt.

Diese Themen standen auch auf der Tagesordnung eines Sechsaugengesprächs, das Lauterbach und Schlotzhauer vor dem Besuch in Alsterdorf mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) führten. Tschentscher, selbst habilitierter Mediziner, trifft in diesen Tagen mehrere Gesprächspartner zum Austausch über die Patientenversorgung in Hamburg.