Hamburg. Tschentscher und Tjarks glänzen, Leonhard und Gallina verpesten die Luft. Warum Hamburg trotz bundesweiter Spitzenposition durchfällt.
- Deutsche Umwelthilfe hat die Klimaverträglichkeit der Dienstwagen getestet
- Hamburg im Ländervergleich auf erstem Platz
- Welcher Politiker besonders positiv auffällt
Kaum Grüne und jede Menge Rote Karten: Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Klimaverträglichkeit der Dienstwagen deutscher Spitzenpolitiker überprüft. Für Hamburgs Politiker fällt das Ergebnis gemischt aus: Im Ländervergleich belegt die Hansestadt zwar den ersten Platz, kassiert aber trotzdem eine Rote Karte. Mit durchschnittlich 126 Gramm CO₂-Ausstoß pro Kilometer (g/km) liegen die Senatoren nämlich mehr als 20 Prozent über dem europäischen Grenzwert von 95 Gramm. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) fallen hingegen besonders positiv auf.
Als einer von nur zwei Landesregierungschefs erhält Tschentscher eine Grüne Karte. Sein elektrischer Mercedes-Benz EQE 500 stößt 79 Gramm aus und liegt damit unter dem Grenzwert. Mit der Klimafreundlichkeit geht jedoch ein Preis einher. Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, sei Tschentscher mit der Reichweite des Elektroautos unzufrieden und habe bereits mehrfach auf die Bahn ausweichen müssen. Auch Winfried Kretschmann (Grüne), Ministerpräsident von Baden-Württemberg, erhält von der DUH eine Grüne Karte für seinen vergleichsweise umweltfreundlichen Dienstwagen.
Dienstwagen-Check: Hamburger Politiker mit Plug-in-Hybriden fallen negativ auf
Kultursenator Carsten Brosda (SPD), Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank (Grüne) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) schneiden beim CO₂-Ausstoß ebenfalls gut ab. Klassenprimus unter den Hamburger Senatoren ist Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne), der keinen Dienstwagen fährt und stattdessen häufig mit dem Fahrrad unterwegs ist. Auch Niels Annen (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, und Anja Hajduk (Grüne), Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, erhalten jeweils eine Grüne Karte – beide fahren ein Elektroauto.
Größte Hamburger Klimasünderin ist nach diesem Ranking Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD), die einen Plug-in-Hybrid fährt. Mit 162 g/km stößt ihr Dienstwagen ungefähr doppelt so viel CO₂ aus wie das Elektroauto des Hamburger Bürgermeisters. Eine ähnliche Klimabilanz weisen die Dienstwagen von Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne), Innensenator Andy Grote (SPD), Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD), Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) und der Senatorin für Stadtentwicklung, Karen Pein (SPD), auf – allesamt Plug-in-Hybride. Dazu muss man wissen: Einige Senatorinnen kommen auch mal mit dem Fahrrad zu Terminen.
Deutsche Umwelthilfe: Knapp drei Viertel der Spitzenpolitiker fallen durch
Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH, bezeichnet die Ergebnisse des Dienstwagen-Checks als „entlarvend“. Im 18. Dienstwagen-Check fallen knapp drei Viertel der befragten Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker durch. „Zu viele Regierungsmitglieder, einschließlich der Staatssekretärinnen und -sekretäre, setzen auf klimaschädliche Autos mit Plug-in-Hybridantrieb.“ Diese würden auf dem Papier als umweltfreundlich erscheinen, seien tatsächlich aber wahre Klimakiller.
„Angesichts der hochmotorisierten Spritschlucker, die viele Politikerinnen und Politiker fahren, wundert es nicht, dass auch die deutsche Automobilindustrie nach wie vor auf große und teure Verbrenner setzt, anstatt endlich sparsame und kleine Elektrofahrzeuge anzubieten“, sagt Barbara Metz. „Wir fordern alle Spitzenpolitikerinnen und Spitzenpolitiker auf, jetzt mit gutem Beispiel voranzugehen und – wenn ein Dienstwagen unverzichtbar ist – auf emissionsarme Fahrzeuge zu setzen.“
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Aus dem Dienstwagen-Check geht hervor, dass 186 von 252 befragten Politikerinnen und Politikern von Bund und Ländern teils deutlich oberhalb des Grenzwertes von 95 Gramm liegen. Die besonders geschützten Fahrzeuge des Bundeskanzlers, des Vizekanzlers, des Verteidigungsministers sowie der Außen- und Innenministerin und der Minister für Gesundheit und Finanzen fließen wie in den Vorjahren nicht in die Wertung ein, heißt es von der DUH.