Hamburg. Schikane oder kluge Politik: In vielen Quartieren brauchen Anwohner Parkausweise. In diesen Straßen hat Stadt die größten Einnahmen.

Die Einrichtung von Bewohnerparkgebieten in Hamburg ist umstritten: Befürworter versprechen sich davon Erleichterungen für Anwohnern bei der Parkplatzsuche und einen Anreiz zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel, Kritiker wittern Schikane gegen Autofahrer. Aber unabhängig von allen verkehrspolitischen Überzeugungen sind die Bewohnerparkzonen für die Stadt auch ein einträgliches Geschäft: Im Jahr 2022 hat sie allein für Bewohnerparkausweise, Besucherparkausweise und Ausnahmegenehmigungen für Handwerker und Gewerbetreibende insgesamt 5.324.858 Euro eingenommen, wie der Senat auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion mitteilt.

Für 2023 waren im Wirtschaftsplan des Landesbetriebs Verkehr (LBV) sogar rund 6 Millionen für Bewohnerparkausweise, für Besucherparkausweise etwa 1 Million Euro und für alle Ausnahmegenehmigungen – etwa für Handwerker und Pflegedienste – rund 1,7 Millionen Euro veranschlagt, so der Sprecher der Hamburger Verkehrsbehörde, Dennis Heinert, auf Anfrage. Die Mittel fließen pauschal in den Hamburger Haushalt, sind keiner speziellen Verwendung zugeordnet.

Verkehr Hamburg: Fast 300.000 Euro Einnahmen allein am Hofweg

Zu diesen Summen müssen die Einnahmen aus den Parktickets, die Nicht-Anwohner an den Automaten lösen müssen, noch hinzugerechnet werden. Um welche Größenordnung es sich da handelt, lässt sich beispielhaft im Bewohnerparkgebiet Hofweg auf der Uhlenhorst zeigen. Allein von März 2023, als die Zone neu geschaffen wurde, bis zum Jahresende nahm die Stadt 131.455 Euro durch Bewohnerparkausweise ein. Zusätzlich bezahlten Autofahrer an den überwiegend neu aufgestellten Parkautomaten bis 31. Januar 2024 rund 160.000 Euro. Der Senat weist jeweils darauf hin, dass die Zuordnung der Parkautomateneinnahmen zu einzelnen Bewohnerparkzonen nur annäherungsweise möglich sei. Der CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker spricht von einer „Millionen-Abzocke für Hamburgs Bürger“.

Aus der Senatsantwort auf die Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion ergibt sich auch, in welchen Bewohnerparkzonen 2022 die höchsten Einnahmen erzielt wurden. Die oben genannten Gebiete auf der Uhlenhorst und in Hohenfelde waren erst im März 2023 eingerichtet worden, daher lagen ihre Jahreserlöse niedriger. Die höchsten Einnahmen nur durch die Bewohnerparkausweise gab es 2022 im Generalsviertel (234.345 Euro), Lutterothstraße (233.330 Euro) und Hoheluft-Ost (210.740 Euro). In diesen Parkgebieten gab es im Einzelnen den höchsten Umsatz aus dem Bewohnerparken, also den ausgestellten Bewohnerparkausweisen:

  1. E308 Generalsviertel: 234.345 Euro
  2. E310 Lutterothstraße: 233.330 Euro
  3. N106 Hoheluft-Ost: 210.740 Euro
  4. AE199 Glücksburger Straße: 200.750 Euro
  5. N107 Kellinghusenstraße: 186.585 Euro
  6. AE103 Kaifu: 183.075 Euro
  7. N108: Tarpenbekstraße: 180.270 Euro
  8. A105 Alma-Wartenberg-Platz: 172.200
  9. E309 Eppendorfer Weg: 162.260 Euro
  10. E312 Apostelkirche: 146.140 Euro
  11. A106 Fischers Park: 145.740 Euro
  12. A107 Spritzenplatz: 145.150 Euro
  13. A101 Gerichtsviertel: 134.815 Euro
  14. E301 Grindelhof: 132.655 Euro
  15. AE102 Weidenallee: 127.865 Euro
  16. A104 Palmaille: 111.965 Euro
  17. A100 Sternschanze: 110.385 Euro
  18. A110 Röhrigstraße: 110.385 Euro
  19. AE101 Alsenplatz: 110.235 Euro
  20. M101 Schaarmarkt: 108.605 Euro

Darüber hinaus erzielte die Stadt Einnahmen aus dem Besucherparken, Spitzenreiter waren hier 2022:

  1. AE103 Kaifu: 71.878,50 Euro
  2. AE100 Glücksburger Straße: 62.730 Euro
  3. MA202 Paulinenplatz: 58.508 Euro
  4. A107 Spritzenplatz: 56.077 Euro
  5. E308 Generalsviertel: 55.014 Euro
  6. A101 Gerichtsviertel: 53.317,50 Euro
  7. A105 Alma-Wartenberg-Platz: 52.610 Euro
  8. AE101 Alsenplatz: 52.337,50 Euro
  9. M101 Schaarmarkt: 51.991,50 Euro
  10. E310 Grindelhof: 50.541 Euro

Der CDU-Verkehrspolitiker Richard Seelmaecker spricht von einer „Millionen-Abzocke für Hamburgs Bürger“. Er kritisiert auch, dass die Behörde die Auswirkung des Bewohnerparkens in neuen Gebieten nicht weiter untersuchen will. In Harvestehude hatte die Evaluation 2023 ergeben, dass die Auslastung der Parkplätze um durchschnittlich zehn Prozent zurückgegangen sei. Die CDU sieht indes keinen Beleg für stadtweit klare Erfolge.

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Die Hamburger Verkehrsbehörde weist immer wieder darauf hin, dass der öffentliche Raum in der Stadt ja begrenzt sei. Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) will mit den Bewohnerparkgebieten auch einen „Anreiz für den Umstieg“ schaffen, beispielsweise auf ÖPNV und Fahrrad, aber auch auf innovative Carsharing-Modelle, die stadtweit gefördert würden. Unter dem Strich steht dahinter auch die Überlegung, dass Autofahrer mit dem Kauf eines Pkw nicht automatisch das Anrecht auf eine Fläche in der Stadt erworben haben, um diesen auch abzustellen.