Hamburg. Durch Ausnahmen für Firmen könnten die Plätze knapp werden. Was der Senat sagt und der Mieterverein überraschend fordert.

Kaum etwas ist der Stadt so knapp wie Platz – das zeigt auch der tägliche Kampf um Parkplätze. Das System des Bewohnerparkens scheint die Situation für Anwohner dabei zuletzt etwas entspannt zu haben. Das legen jedenfalls bereits im vergangenen Jahr erhobene Daten der Verkehrsbehörde nahe. Demnach ging die Auslastung der Parkplätze in den untersuchten Gebieten Eimsbüttel (Schlump) und St. Georg nach Einführung des Bewohnerparkens deutlich zurück.

Bald allerdings könnte der Platz womöglich für Anwohner wieder knapper werden. Denn nach massiven Beschwerden von Kammern und Vereinen soll das System so weiterentwickelt werden, dass auch Handwerker oder Firmen Parkgenehmigungen bekommen. Mancher Nutzer des Bewohnerparkens sorgt sich nun, dass es künftig wieder schwieriger werden könnte, einen Parkplatz zu finden. Denn deren Zahl steigt durch die Weiterentwicklung des Bewohnerparkens zu einem Quartiersparken und durch zahlreiche Ausnahmegenehmigungen ja nicht, die Zahl der Nutzer aber schon.

Verkehr Hamburg: Bewohnerparken soll zum Quartiersparken werden

„Insgesamt reden wir über einen begrenzten öffentlichen Raum, der nicht mehrfach vergeben werden kann“, sagt auch Verkehrsbehördensprecher Dennis Heinert. „Deshalb ist es wichtig, die richtige Balance zu halten und den Parkdruck konstant im Auge zu behalten.“ Genau das tue der Landesbetrieb Verkehr (LBV). „Die durch die Einführung des Bewohnerparkens gewonnenen Spielräume hat der LBV mit Bedacht dafür genutzt, Ausnahmegenehmigungen für ansässige Betriebe so großzügig zu vergeben, wie der aktuelle Rechtsrahmen dies zulässt.“

Das Ziel bleibe „die Weiterentwicklung des Bewohnerparkens zu einem echten Quartiersparken, bei dem ansässige Unternehmen, Sportvereine und soziale Verbände auch die Möglichkeit haben, reguläre Parkausweise zu beantragen und nicht mehr auf Ausnahmegenehmigungen angewiesen sein sollten“, so der Sprecher von Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) weiter.

Mieterverein zu Hamburg plädiert dafür, dass Anwohner auf das Auto verzichten (können)

Der Mieterverein zu Hamburg hat eine überraschende Position zum Thema: Er möchte, dass Mieter in der Stadt irgendwann gar keine Autos mehr brauchen. „Das Modell des Bewohnerparkens ist eine sinnvolle Art und Weise, mit der bestehenden Situation knappen Parkraums effektiv umzugehen“, sagte Mietervereins-Chef Rolf Bosse dem Abendblatt. „Wer nicht auf sein Auto angewiesen ist, überlegt sich, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen, was die Stadt entlastet und der Umwelt zugutekommt. Hamburgs Mieterinnen und Mieter stellen in innenstadtnahen Quartieren bis zu 80 Prozent aller Haushalte“, so Bosse.

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„Statt Änderungen beim Bewohnerparken wünschen wir uns, dass sie derart gute alternative Mobilitätsangebote vorfinden, dass sie gar kein Auto mehr brauchen. Das gilt vor allem, weil noch mehr Wohnraum benötigt wird, also ein Festhalten am Auto die Situation nur verschärft“, so der Vorsitzende des Mietervereins. „Ausbau und Verschränkung der verschiedenen Angebote des öffentlichen Nahverkehrs mit Fahrdiensten wie Moia, lastenradgeeignete Radwege und sichere Fußwege brauchen ebenso Priorität wie der Wohnungsbau.“

Bewohnerparken in Hamburg: Bitte keine Konkurrenz zwischen Anwohnern und Handwerkern

Ohne Handwerker würden Mängel in Mietwohnungen nicht beseitigt, es gäbe keine Gartenpflege, keine Treppenhausreinigung und vieles andere auch nicht, so Bosse. „Wenn Parkraum für diese Dienstleister erforderlich ist, muss er vorgehalten werden. Das darf nicht als Konkurrenz zwischen den verschiedenen Interessengruppen gewertet werden. Im Gegenteil ergänzen sich alle Nutzungen zu dem, was unsere Stadt so lebenswert macht.“