Hamburg. Pünktlichkeit ist schlechter geworden. Woran das liegt, welche Linien vorn sind, wie sich Nutzerzahlen entwickeln, was die CDU fordert.

Sind die vielen Baustellen, unbesetzte Stellen oder Krankheitswellen die Ursache? Die Pünktlichkeit der Hamburger Linienbusse hat sich im vergangenen Jahr verschlechtert. So kamen von den Bussen der Hamburger Hochbahn 6,9 Prozent mit mehr als fünf Minuten Verspätung an den Haltestellen an, wie der rot-grüne Senat auf eine Kleine Anfrage der CDU-Bürgerschaftsfraktion mitteilt, die dem Abendblatt vorliegt. Insgesamt absolvierten die Busse der Hochbahn in Hamburg jährlich demnach rund fünf Millionen Fahrten. Rund 345.000 Fahrten waren mehr als fünf Minuten verspätet.

Bei den Bussen der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) waren demnach sogar 12,4 Prozent verspätet. Allerdings gilt bei den VHH ein Bus auch bereits ab drei Minuten als verspätet. 1,7 Prozent der Hochbahn-Busse waren laut Senat mehr als zehn Minuten verspätet, rund 0,4 Prozent sogar mehr als 20 Minuten. Auf die Zahl der Fahrten hochgerechnet kamen 20.000 mehr als 20 Minuten zu spät ans Ziel.

Verkehr Hamburg: „Busse stecken in Staus und Baustellen fest“

„Insgesamt waren mehr als 470.000 Busfahrten verspätet – 24 Prozent mehr als 2022“, kritisiert CDU-Fraktionschef Dennis Thering. „Viel zu häufig stecken Hamburgs Busse in Staus und Baustellen fest.“ Außerdem seien im vergangenen Jahr 83 Prozent mehr Busse ausgefallen als im Jahr davor – „ganze 83.000 Fahrten“, hat Thering ausgerechnet.

Im Jahresverlauf hatten die Verspätungen zugenommen, wie im Herbst eine Anfrage der Linksfraktion ergeben hatte. Fuhren im Januar 2023 noch 95 Prozent aller Hochbahn-Busse in Hamburg pünktlich, so lag diese Quote seit April bis August durchgehend unter 94 Prozent. Im Juli waren nur noch 92,8 Prozent aller Hochbahn-Busse pünktlich, im August 93,2 Prozent. Der Senat listete damals auch die unpünktlichsten Buslinien der Stadt auf.

Auch Streiks und Personalmangel Ursache: 200 Stellen vakant

Eine weitere Ursache für die Verspätungen und sogar Ausfälle könnten der Personalmangel sein. Im Jahr 2023 waren bei der Hochbahn 420 Stellen vakant. Beim VHH ergaben sich in der Spitze „bis zu 107 offene Stellen im Fahrdienst“, so der Senat. Beide Verkehrsunternehmen hatten 2022 Busfahrerinnen und Busfahrer eingestellt (Hochbahn: 346, VHH: 204). Dennoch waren Ende Januar bei der Hochbahn 201 Stellen unbesetzt, im Februar sollten weitere 26 Busfahrer das Steuer übernehmen.

Der Senat nennt als Ursachen für die Verspätungen selbst außerdem „Streiks, Verkehrsstaus, Polizei- und Feuerwehreinsätze, Fahrzeugschäden, spontane Erkrankungen des Fahrpersonals oder andere plötzliche Ereignisse“, die sich durch betriebliche Steuerung nur schwer beeinflussen ließen.

Hamburgs Busse fahren 2100-mal die Länge des Äquators

Insgesamt transportierten Busse in Hamburg 2023 nach Angaben des rot-grünen Senats 341.073.808 Fahrgäste und legten dabei 84.606.912 Kilometer zurück – mehr als 2100-mal die Länge des Äquators. Die durchschnittliche Tages-Fahrgastzahl erhöhte sich demnach im Verlauf des Jahres von gut einer Million auf knapp 1,3 Millionen zum Fahrplanwechsel Ende vergangenen Jahres. Zuwächse gab es auch bei S- und U-Bahnen. „Durch diesen positiven Trend bei der Fahrgastzahlentwicklung können sich Standzeiten mitunter erhöhen“, schrieb der Senat. Seit April 2023 seien an 36 Lichtsignalanlagen bestehende Busvorrangschaltungen überarbeitet beziehungsweise erstmals in Betrieb genommen worden.“

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„Hamburgs Busse transportieren 44 Prozent aller Fahrgäste und sind damit das Rückgrat des ÖPNV in der Hansestadt“, sagt Hamburgs CDU-Chef Thering. Umso schwerer wiege die Unpünktlichkeit. Insbesondere das Baustellenmanagement müsse dringend überarbeitet werden, „denn die vielen Baustellen und der Wegfall von Fahrspuren schaden nicht nur den Autofahrern, sondern insbesondere auch den Nutzern von Bussen ganz erheblich“.

Hamburger S-Bahn gehört zu pünktlichsten in Deutschland

Wichtige Stütze des Nahverkehrs – und damit der Verkehrswende – ist auch die Hamburger S-Bahn. Sie überraschte vor kurzem mit neuen Pünktlichkeitszahlen. „Wir haben trotz negativer Einflussfaktoren wie Streiks, Baustellen und dem späten Wintereinbruch im Jahr 2023 eine Pünktlichkeit von 94,5 Prozent bei der S-Bahn Hamburg geschafft“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Kay Uwe Arnecke, dem Abendblatt exklusiv. Und: Die Hamburger S-Bahn gehört zu den pünktlichsten in ganz Deutschland und wird nur von Berlin knapp übertroffen.

Auch die S-Bahn kann sich über mehr Fahrgäste freuen. Deren Zahl stieg den Senatsangaben zufolge von 541.000 zu Jahresanfang 2023 auf 695.000 Fahrgäste am Ende des Jahres. Die U-Bahnen legten von 752.000 auf 996.000 Passagiere zu.