Hamburg. Wer den Bus nimmt, wartet bisweilen lange, weil diese öfter im Stau stehen – vor allem auf diesen Strecken. So ließe sich das ändern.

Wer gezwungen ist, den Bus statt einer Bahn zu nehmen, kommt in Hamburg in der Regel langsamer ans Ziel – auch weil Busse öfter mal im Stau stehen. Deswegen sind sie in der Regel auch unpünktlicher als etwa die Hamburger U-Bahnen. Zuletzt hat sich die Pünktlichkeit der Busse in Hamburg sogar noch weiter verschlechtert. Das ergibt sich aus einer Antwort des Senats auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion.

Fuhren im Januar 2023 noch 95 Prozent aller Hochbahn-Busse in Hamburg pünktlich, so lag diese Quote seit April bis August durchgehend unter 94 Prozent. Im Juli waren nur noch 92,8 Prozent aller Hochbahn-Busse pünktlich, im August 93,2 Prozent. Dabei gelten bei der Hochbahn alle Busse noch als pünktlich, die weniger als fünf Minuten Verspätung haben. Zum Vergleich: Im Jahr 2018 lag die Pünktlichkeit der Hochbahn-Busse bei 94,3 Prozent, 2017 bei 94,4 Prozent, 2016 bei 94,7 Prozent. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2019 allerdings sank sie schon einmal auf nur 93,3 Prozent.

HVV: Pünktlichkeit der Busse zuletzt deutlich gesunken

Bei den VHH-Bussen liegt die Grenze für als pünktlich geltende Busse bei einer Verspätung von maximal drei Minuten. Hier fallen die Pünktlichkeitsquoten dementsprechend schlechter aus – und auch sie sind zuletzt gesunken. Waren im Januar dieses Jahres noch 89,8 Prozent aller VHH-Linien in Hamburg pünktlich, so ging der Wert im August auf 87,9 Prozent zurück.

Wie viele Busse gleich ganz ausgefallen sind, teilt der Senat in seiner Antwort auf die Linken-Anfrage nicht mit. „Fahrtausfälle werden bei der Hochbahn und der VHH zwar detailliert dokumentiert, aber gleichzeitig nicht in einer Form abgelegt, die eine statistische Auswertung nach den abgefragten Kriterien in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit ermöglichen würde“, heißt es etwas kryptisch in der Antwort der Verkehrsbehörde. Womöglich ist man in Sachen Digitalisierung bei den Verkehrsunternehmen noch nicht ganz so weit und legt die Daten zu Busausfällen in Form handschriftlicher Notizen in Leitzordnern ab und nicht in Datenbanken.

Verkehr Hamburg: Das sind die zehn unpünktlichsten Buslinien

Vollständig vorlegen konnte die Hochbahn dagegen die Pünktlichkeitsquoten all ihrer Buslinien von Januar bis August dieses Jahres. Im August, dem letzten dargestellten Monat, war demnach die Nachtbuslinie 640 am unpünktlichsten, die zwischen Rathausmarkt und Harburg fährt. Hier fuhren im August nur 74,6 Prozent der Busse pünktlich. Auf Platz 2 der unpünktlichsten Hochbahn-Busse landete im August die Linie 16, die zwischen Schenefeld, Innenstadt und Rahlstedt fährt. Sie kam im August lediglich bei 76,4 Prozent der Fahrten pünktlich, also höchstens 4:59 Minuten zu spät.

Das waren die unpünktlichsten Linien der Hochbahn-Busse im August 2023.
Das waren die unpünktlichsten Linien der Hochbahn-Busse im August 2023.

Auf Platz 3 der gemessen an den August-Zahlen unpünktlichsten Buslinien landete die 150, die zwischen Estebogen/Cranz und Altona verkehrt – mit einer Pünktlichkeitsquote von 81,7 Prozent. Es folgen die Linien 250 (Fischbeker Heideweg bis Altona – 82,0 Prozent Pünktlichkeit), 112 (Blankenese–Hamm – 82,1 Prozent), 451 (Burchardkai–Bubendey-Ufer – 82,8 Prozent), 17 (Feldstraße–Berne – 86,8 Prozent), 176 (Ohlstedt–Poppenbüttel – 87,1 Prozent), 153 (Harburg–Rethebrücke–Kattwykdamm–Harburg – 87,4 Prozent) und auf Platz 10 die Linie 276 (Ohlstedt–Poppenbüttel–Sasel – 87,6 Prozent Pünktlichkeit im August).

Linke: „Busse werden immer unpünktlicher. So steigt niemand vom Auto um.“

Auf die Frage der Linken nach den Ursachen für die abnehmende Pünktlichkeit der Busse antwortete die Verkehrsbehörde von Senator Anjes Tjarks (Grüne): „Busse der Hochbahn und der VHH unterliegen – wie alle anderen Verkehrsteilnehmer auch – der allgemeinen Verkehrssituation.“ Damit aber will sich Linken-Verkehrspolitikerin Heike Sudmann nicht zufriedengeben.

„Die Busse werden immer unpünktlicher. Busse, die im Stau stehen und zu spät kommen, animieren doch keine Autofahrer*innen, ihr Auto stehen zu lassen“, sagte Sudmann. „So kann der Senat sein klimapolitisch wichtiges Ziel, die Zahl der ÖPNV-Nutzer*innen bis 2030 zu verdoppeln, nie erreichen.“

Verkehr Hamburg: Zwei Vorschläge, wie Busse pünktlicher werden könnten

Daher macht Sudmann zwei Vorschläge, um die Pünktlichkeit der Busse zu erhöhen: „Wenn die Busse eine attraktive Alternative zum Auto darstellen sollen, muss der Senat jetzt mit der Errichtung vieler neuer Busspuren anfangen. Lange Linien, wie die 16 von Schenefeld nach Rahlstedt mit einer Fahrzeit von fast zwei Stunden, müssen in zwei Linien aufgeteilt werden, damit die Verspätungen sich nicht immer weiter aufsummieren.“

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Gerade auf relevanten Linien, etwa für die Stadtteile, die keinen Bahnanschluss hätten, oder auf den Querverbindungen in der Stadt sehe es schlecht aus, so Sudmann. So liege die Pünktlichkeit der Linie 16, die für den Osdorfer Born eine wichtige Verbindung in die Innenstadt darstellt, in diesem Jahr durchgängig unter 87 Prozent. Auch die quer durch die Stadt laufende Buslinie 25 von Altona nach Hammerbrook erreiche von März bis August nicht einmal 90 Prozent Pünktlichkeit.

HVV: U- und S-Bahn-Bau wird für viele Baustellen sorgen

Neue U- und S-Bahnen werde es erst in Jahrzehnten geben. Zudem würden die offenen Baugruben für die unterirdischen Haltestellen „jahrelange Behinderungen im Straßenverkehr mit sich bringen“, so Sudmann. Deswegen müsse der Senat jetzt etwas für die Pünktlichkeit bei den Bussen tun.