Hamburg. S-Bahn Hamburg überzeugt auch im Bundesvergleich. Nur Berlin besser. 1200 neue Fahrradstellplätze sollen Übergang zum Rad vereinfachen.
Das sind einmal gute Nachrichten für S-Bahn-Nutzer, und den ein oder anderen mögen sie überraschen: Die Hamburger S-Bahn ist pünktlicher als viele andere Betreiber in Deutschland. Das geht aus einer Statistik des Bundesverkehrsministeriums hervor. Im Jahr 2023 erreichten 96,5 Prozent der Züge in Hamburg pünktlich ihren Halt. Damit liegt die Hansestadt weit oben im deutschlandweiten Vergleich und wird nur noch knapp von der Berliner S-Bahn übertroffen mit einer Pünktlichkeit von 96,6 Prozent. Aber: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Pünktlichkeit der Hamburger S-Bahn verschlechtert, allerdings nur um einen Prozentpunkt.
Bundesverkehrsministerium vergleicht deutschlandweit neun S-Bahn-Netze
Mit dieser Statistik hat das Bundesverkehrsministerium auf die Anfrage des Bundestagsabgeordneten Matthias Gastel (Grüne) geantwortet. „Die S-Bahnen fahren zunehmend hinter ihren eigenen Fahrplänen her. Die Ursachen haben vielfach mit Störungen an der Infrastruktur und zu knapp bemessenen Kapazitäten in überlasteten Bahnknoten zu tun“, sagt Matthias Gastel.
Deutschlandweit erreichten die S-Bahnen 2023 eine Pünktlichkeit von 92,5 Prozent, fast ein Prozentpunkt weniger als im Vorjahr. 2020 betrug die Pünktlichkeit noch 96,5 Prozent. Schlusslicht ist die S-Bahn Rhein-Ruhr mit einer Pünktlichkeit von nur 85,2 Prozent. Matthias Gastel kritisiert diese Entwicklung und sieht Handlungsbedarf: „Was es braucht, sind auf lange Zeit höhere Investitionen in eine leistungsfähigere und weniger störanfällige Infrastruktur.“
Hamburgs S-Bahn-Chef Kai Uwe Arnecke überrascht mit Pünktlichkeitsbilanz
Die S-Bahn Hamburg überraschte bereits im Januar mit einer guten Pünktlichkeitsbilanz für das Jahr 2023. „Wir haben trotz negativer Einflussfaktoren wie Streiks, Baustellen und dem späten Wintereinbruch im Jahr 2023 eine Pünktlichkeit von 94,5 Prozent bei der S-Bahn Hamburg geschafft“, sagte der S-Bahn-Chef Kai Uwe Arnecke kürzlich dem Hamburger Abendblatt. Vor allem die S3 mit einer Kapazität von bis zu 1500 Fahrgästen pro Zug habe sich bewährt.
Der Hamburger S-Bahn-Chef hält eine weitere Verbesserung der Pünktlichkeit in diesem Jahr für möglich. „Wenn diese Einflussfaktoren nicht mehr in diesem Maße da sind, können wir 2024 sogar noch ein bisschen besser werden“, sagte Arnecke. Erst im Dezember 2023 wurde für die S-Bahn ein neues Liniennetz eingeführt.
3 Minuten oder 6 Minuten? Verspätung wird unterschiedlich definiert
Laut der S-Bahn Hamburg betrug die Pünktlichkeit 94,5 Prozent, während das Bundesverkehrsministerium einen Wert von 96,5 Prozent angibt. Der Grund liegt in der unterschiedlichen Bemessung von Pünktlichkeit. Die Deutsche Bahn zählt einen Zug ab 5:59 Minuten als verspätet. „Der Schwellenwert für die Pünktlichkeit liegt aber nicht überall bei 5:59 Minuten, sondern teilweise zum Beispiel bei 2:59 Minuten“, sagt ein Sprecher der Bahn. Auch in Hamburg gilt ein Zug ab 2:59 Minuten als verspätet. Der Statistik des Bundesverkehrsministeriums liegen Daten der Deutschen Bahn zugrunde, daher die unterschiedlichen Werte.
1200 neue Fahrradstellplätze sollen dieses Jahr gebaut werden
Um attraktiver zu werden und mehr Hamburgerinnen und Hamburger zum Umsteigen zu bewegen, soll in diesem Jahr die Verknüpfung von Bahn und Rad verstärkt werden. Mit rund 1200 neuen Fahrradparkplätzen wird das „Bike+Ride“-Angebot 2024 in Hamburg ausgebaut. An insgesamt elf Standorten werden neue Fahrradstellplätze entstehen. 440 Stellplätze werden außerdem saniert und modernisiert. Die meisten neuen Fahrradstellplätze entstehen am Hauptbahnhof und an der S-Bahn-Station Billwerder-Moorfleet.
„Das Ausbauprogramm läuft auf hohen Touren weiter. Ende des laufenden Jahres wollen wir in ganz Hamburg mehr als 28.000 Fahrradstellplätze im Betrieb haben“, sagt Jan Krampe, Geschäftsführer der P+R-Betriebsgesellschaft. Dadurch sollen Rad und Bahn besser verknüpft und die Nutzung von Verkehrsmitteln abseits des Autos komfortabler gemacht werden.
Bis 2030 insgesamt 40.000 Fahrradstellplätze in Hamburg
Laut Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) sei die Fahrradnutzung in Hamburg in den letzten Jahren stark gestiegen. Auch die Fahrgastzahlen des HVV haben sich nicht zuletzt durch das Deutschlandticket erhöht. „Die Stellplätze sind hamburgweit gut nachgefragt, mit ihrem konsequenten Ausbau setzen wir ein klares Signal für die Mobilitätswende und schaffen weitere Anreize, noch mehr Wege im Umweltverbund zurückzulegen“, sagt Verkehrssenator Tjarks. Das Fahrradparkhaus an der Kellinghusenstraße allerdings wird nur wenig genutzt.
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Mit dem Ausbau des „Bike+Ride“-Angebots solle nachhaltige, umweltschonende Mobilität auch in den äußeren Stadtteilen gefördert werden, „etwa durch neue Anlagen in Billwerder-Moorfleet, Billstedt oder Wilhelmsburg“, so Tjarks. Dieses Jahr werden zunächst am Hauptbahnhof über 200 neue Stellplätze entstehen.
Laut der P+R Betriebsgesellschaft laufe die Umsetzung erfolgreich. Das Ziel von 28.000 Fahrradstellplätzen bis 2025 soll bereits in diesem Jahr erreicht werden. Das Gesamtziel des „Bike+Ride“-Angebots liegt bis 2030 bei 40.000 Stellplätzen.