Hamburg. Hamburg nimmt mehr als 44 Millionen Euro von Temposündern ein – so viel wie noch nie. Eine Radarfalle spielt eine ganz besondere Rolle.
Da klingelt die Kasse: In Hamburg sind erstmals mehr als 44 Millionen Euro an Bußgeldern gegen Temposünder verhängt worden. 2023 waren es exakt 44.129.5798 Euro. Das sind mehr als eine halbe Million Euro mehr als 2022. Die Rekordsumme ist auch Ergebnis immer stärkerer Verkehrsüberwachung in Hamburg.
Vor allem die Anschaffung der mobilen Blitzanhänger hat dazu geführt, dass die Einnahmen so hoch sind. Richtig viel eingebracht haben dürfte der Wegfall einiger Tempo-60-Bereiche wie an den Elbbrücken, wo nun wieder eine Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern gilt. Dafür spricht, dass im vergangenen Jahr die Höhe der Einnahme durch „mobile und sonstige Verkehrsüberwachung“ im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen und die der stationären Anlagen gestiegen ist.
Mobile Geschwindigkeitsüberwachung brachte etwas weniger als 2022 ein
Die „Bringer“ bleiben allerdings, trotz des Rückgangs der Einnahmen, die mobilen Blitzer. Zwar zählen auch die klassischen Radarwagen der Verkehrsdirektion der Polizei und die Laser-Messgeräte der Polizeiwachen dazu. Die mobilen Anhänger dürften den Löwenanteil der mehr als 32 Millionen Euro gebracht haben, die nach Messungen mobiler Blitzer an Bußgeldern verhängt wurden. 619.446 Auto-, Motorrad- oder Lastwagenfahrer waren vergangenes Jahr durch mobile Geschwindigkeitsüberwachung bei einem Tempoverstoß erwischt worden. Im Jahr davor waren es noch 710.135 Temposünder, die in eine mobile „Radarfalle“ gingen und zusammen dafür fast 33,7 Millionen Euro zahlten.
Der Vorteil der mittlerweile 18 mobilen Blitzanhänger: Sie können eigentlich überall in der Stadt aufgestellt werden. Zwei weitere solcher Geräte sollen noch angeschafft werden.
ADAC findet die Geschwindigkeitskontrollen „richtig“
Der ADAC-Hansa findet die Kontrolldichte richtig. „Wer Tempobeschränkungen verhängt, muss auch dafür sorgen, dass sie eingehalten werden“, so Sprecher Christof Tietgen. Gleichzeitig macht er eine Einschränkung: „Solche Geräte müssen auch mit dem Ziel aufgestellt werden, die Sicherheit zu erhöhen und nicht die Kasse zu füllen.“
Dass die mobile Geschwindigkeitsüberwachung greift, zeigt die Einschätzung der Innenbehörde. Geschwindigkeit sei zwar weiterhin eine der häufigsten Unfallursachen, dennoch sei es gelungen, Geschwindigkeitsüberschreitungen in Hamburg deutlich zu reduzieren, heißt es aus der Innenbehörde. Dabei greift man noch auf eine Studie der Unfallforschung der Versicherer (GDV) aus dem Jahr 2022 zurück, die Rückgänge von fast 50 Prozent in den Tempo-50-Bereichen ausweist. Neun von zehn Autofahrern hielten sich laut Studie an Tempo 50. Auch bei Tempo 30 oder in verkehrsberuhigten Bereichen seien erhebliche Rückgänge feststellbar. Dieser Trend dürfte sich angesichts der gesunkenen Zahl von erwischten Temposündern trotz zweier zusätzlich angeschafften Blitzanhänger auch in diesem Jahr fortgesetzt haben.
Stationäre Blitzer brachten 1,8 Millionen Euro mehr ein
Dass die Einnahmen nicht eingebrochen sind, ist den 47 stationären Überwachungsanlagen in Hamburg zu „verdanken“, von denen neun kombiniert Geschwindigkeit und Rotlicht überwachen. Sie blitzten 11.690.506 Euro ein – rund 1,8 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Zahl der mittels stationärer Blitzer erwischten Temposünder ist von 278.106 in 2022 auf 320.243 im vergangenen Jahr gestiegen.
Eine Rolle könnten dabei die beiden Überwachungsanlagen an den Elbbrücken spielen. Dort galt bis Anfang des Jahres Tempo 60 als Höchstgeschwindigkeit. Seitdem ist auch hier, wie überall innerorts, Tempo 50 vorgeschrieben. Das hat zu einem echten „Blitzrekord“ geführt. Allein in den ersten Tagen nach der Umstellung wurden um die 6000 Fahrzeuge geblitzt. Im gleichen Zeitraum waren es vor der Umstellung lediglich 350 gewesen.
Blitzer an den Elbbrücken ist auf Rekordkurs
Bis August kamen so rund 1,5 Millionen Euro nur durch diese Anlage in die Stadtkasse. Damit dürfte der Blitzer an den Elbbrücken die Anlage in der Stresemannstraße, die bislang als einträglichste Einnahmequelle bei der Geschwindigkeitsüberwachung galt, als Spitzenreiter ablösen. Den Eindruck hat auch der ADAC-Hansa. „Nach der Umstellung gab es bei uns deswegen viele Beschwerden“, so Tietgen.
Gezahlt hat ein Temposünder, der von einem mobilen Blitzer in 2023 erwischt wurde, durchschnittlich 52,37 Euro. Im Vorjahr waren es noch im Schnitt 47,38 Euro. Für eine zu rasante Fahrt vorbei an einer stationären Messanlage waren 2023 durchschnittlich 36,51 Euro fällig. Im Vorjahr waren es noch 35,44 Euro gewesen.
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Im Langzeitvergleich sind die Einnahmen durch mobile Geschwindigkeitsüberwachung regelrecht „explodiert“. 2017 nahm die Stadt so noch 15,8 Millionen Euro ein, 2018 – als die ersten Blitzanhänger zum Einsatz kamen – stiegen die Einnahmen auf 20,4 Millionen Euro. 2021 waren es bereits 22,7 Millionen Euro. Der große Sprung kam im Jahr danach. Die Einnahmen verdoppelten sich. Das lag nicht an der Fahrweise der Hamburger, sondern an noch mehr Blitzern und vor allem daran, dass die Bußgelder im November 2021 deutlich angehoben wurden.