Hamburg. Citymanagerin beklagt fehlende Verbindungsachse – und plädiert für Version der US-Straßenbahn. Was die Handelskammer sagt.

Das Problem ist so alt wie die Entwicklung der HafenCity selbst – und obwohl die Eröffnung des Westfield Überseequartiers Ende April 2024 näher und näher rückt, hat die Stadt noch immer keine Lösung dafür gefunden. Wie sollen die historische Innenstadt und Shoppingmöglichkeiten in der HafenCity miteinander verquickt werden, wenn die zentrale Verbindung insbesondere für Fußgänger und Radfahrer noch immer dürftig ist?

Denn der Domachse, die über die Brandstwiete, den Domplatz bis hin zur Binnenalster verläuft, mangelt es an einer Erdgeschossnutzung, die zum Flanieren einlädt. Noch dazu teilt die sechsspurige Willy-Brandt-Straße Innenstadt und HafenCity wie ein großer Graben.

Hafencity Hamburg: Mit Cable Cars zum Shoppen? Eröffnung des Westfield rückt näher

„Ich hätte mir gewünscht, dass diese Achse zur Eröffnung des südlichen Überseequartiers attraktiv gestaltet ist“, sagt City-Management-Geschäftsführerin Brigitte Allkemper, bis zu ihrer Hochzeit kürzlich Brigitte Engler. „Man hätte sich vor vielen Jahren kümmern müssen, als klar war, was da in der HafenCity entstehen wird. Damals hätte der Fokus auf den Verbindungsachsen liegen müssen.“

Nun fürchtet Allkemper um die angestrebte harmonische Verbindung zwischen „Kern-“ und HafenCity. Verbindungswege, die „Magnetwirkung“ ausüben, seien vonnöten, um die Menschen zum Bummeln zwischen den beiden städtischen Welten einzuladen. Dafür sei eine ansprechende Erdgeschossnutzung an der Domachse ein zentrales Kriterium. Auch Gastronomien und ein Fahrradweg wären von Vorteil, sagt Allkemper.

Citymanagerin: Cable Cars in Hamburg? Nein, aber so ähnlich

Zudem plädiert sie für eine gute Busverbindung – oder sogar ein gänzlich neues Verkehrsmittel, das einen ringförmigen Streckenverlauf zwischen Innenstadt und HafenCity haben könnte.

In einem Interview mit der „HafenCity Zeitung“ hatte Allkemper dabei kürzlich das Wort „Cable Car“ in den Mund genommen und auf die traditionellen Kabelstraßenbahnen in San Francisco angespielt. Damit hat sie aber nicht erwogen, kalifornisches Flair in Hamburg einziehen zu lassen, sagt sie nun: „Die Cable Cars sind nur ein Beispiel. Es geht mir um ein Verkehrsmittel, das noch zu entwickeln ist.“ Aber: Identitätsstiftend und zukunftsorientiert wie die Cable Cars, das sollte es schon sein. Falsch ist es nicht, dass einzigartige Verkehrsmittel auch als Besuchermagneten funktionieren können. Das gilt von Venedig bis Wuppertal gleichermaßen.

HafenCity und Innenstadt müssen endlich zusammenwachsen

Ob eine Ringlinie die Kern- und HafenCity tatsächlich verquicken könnte, vermag Peter Feder als Sprecher der Handelskammer Hamburg nicht zu beurteilen, sagt er. Allerdings: „Klar ist, dass wir eine Verbindung brauchen, und die sollte möglichst attraktiv sein. Wir schauen uns jeden konkreten Vorschlag an, der das leistet. Vor allem muss es schnell umgesetzt werden!“ Die Handelskammer habe immer hinter der Erweiterung der Innenstadt durch die HafenCity gestanden, „aber wir haben von vornherein angemahnt, dass beide Bereiche gut miteinander verknüpft sein müssen.“

Und das müsse für alle Verkehrsträger gelten, sagt er: „Verkehrsberuhigung kann zwar ein Faktor sein, um für Attraktivität zu sorgen. Andererseits setzen viele Menschen auch auf den Individualverkehr.“ Entstünde eine Situation, bei der insbesondere Besucher aus dem Umland oder Touristen zwar in der HafenCity gut einen Parkplatz finden, in der historischen Innenstadt aber nicht, könnte das zulasten der Gewerbetreibenden in der Kerncity gehen. Insbesondere, da nun auch Teile der Steinstraße zur Kommunaltrasse werden sollen.

Dass die Händler in der HafenCity jenen in der Innenstadt die Umsätze abgraben könnten, „ist eine verständliche Sorge der Gewerbetreibenden. Umso wichtiger ist es, dass die Innenstadt und HafenCity endlich zusammenwachsen“, sagt Feder.

Ideen zur Domachse: von Tunnel über Diagonalkreuzung bis Hochbrücke

Grundsätzlich liege allen Beteiligten an der Domachse, sagt Citymanagerin Allkemper. Denn indem eine Brücke zwischen den Quartieren geschlagen würde, komme es zu einer Aufwertung der Fußgängerzone, die auch Händler und weitere Akteure der Innenstadt begrüßen würden. So könnte die Innenstadt von der Eröffnung der neuen XXL-Shoppingdestination Westfield Überseequartier sogar profitieren.

Nur muss die Domachse und damit die Schneise Willy-Brandt-Straße dafür endlich fußgängerfreundlicher werden. Ideen zur Umsetzung dessen gab es in der Vergangenheit zur Genüge. Von der Untertunnelung der Straße über eine extravagante Shibuya-Kreuzung mit diagonalen Zebrastreifen wie in Tokio bis hin zu einer High Line wie in New York, also einer Fußgängerhochbrücke, waren sämtliche Varianten bereits im Gespräch.

Werkstattverfahren endet mit vielen Ideen und wenig konkreten Plänen

In einem Stadtwerkstattverfahren zur Domachse zwischen August und Oktober 2023 entstand zuletzt erneut eine Reihe von Ideen. Umsetzungen wurden allerdings nur in geringfügigem Umfang beschlossen. Im Gespräch ist derzeit etwa die nördliche Erweiterung des Domplatzes an der St.-Petri-Kirche und die Verlegung der Domstraße. Konkret geplant ist zudem, dass die Domachse auf der westlichen Seite im Verlauf Alter Fischmarkt und Brandstwiete zu einem Boulevard ausgebaut wird. Vor allem Fußgänger und Radfahrer sollen davon profitieren. „Es soll Spaß machen, diese Achse zu nutzen“, äußert Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein. Weitere Ergebnisse des Werkstattverfahrens müssten nun erst einmal Machbarkeitsstudien durchlaufen.

Handelskammer-Sprecher Feder empfindet es zwar wichtig, über den sogenannten Runden Tisch Innenstadt die Vielzahl der Beteiligten und Betroffenen von etwaigen Bauprojekten einzubinden. Allerdings würden die Entscheidungsprozesse dadurch auch stark verlangsamt, meint er.

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HafenCity: Verbindungsachse noch immer fraglich

Dass eine konkrete Idee für die Verbindungsachse noch immer fehlt, führt nun dazu, dass eine eventuelle Baumaßnahme dann stattfände, wenn der Westfield-Shoppingtempel im Überseequartier schon eröffnet ist. Für potenzielle Besucher ist das denkbar ungünstig, sagt Citymanagement-Geschäftsführerin Allkemper. Zumal die Baumaßnahmen auch Autofahrern ungelegen kämen. „Momentan haben wir ja zahlreiche Baumaßnahmen, die zu Umleitungen führen, sodass sogar Ortskundige sich fragen, wo sie eigentlich langfahren müssen“, sagt sie. Es sei wichtig, in Zukunft mehr Wert auf Beschilderung und eindeutige Wegführungen zu legen. Außerdem sollten einzelne Bauprojekte besser aufeinander abgestimmt sein.