Hamburg. An zwölf Pilotstandorten werden Schüler und Lehrer voll ausgestattet. Wie sich Lerninhalte und Unterrichtsmethoden ändern sollen.
Hamburgs Schulen machen einen großen Sprung ins Digitalzeitalter, zumindest zunächst einmal zwölf Pilotschulen. Sie werden „digital vollständig“ ausgestattet und neue digitale Lern- und Lernmethoden erproben.
Wie das funktioniert, erläuterte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Montagvormittag vor Ort in der Lessing-Stadtteilschule in Wilstorf, wo er den digitalen Unterricht in den Klassenstufen 5, 6 und 7 besuchte.
Schule Hamburg: Hier startet zuerst das Digitalzeitalter im Unterricht
„Schülerinnen und Schüler sollen bereits in der Schule den richtigen Umgang mit Computern und Informatik lernen“, so Rabe. Deshalb starte die Schulbehörde ein Pilotprojekt für sechs Grundschulen, vier Stadtteilschulen und zwei Gymnasien. „An diesen Schulen bekommen alle Schülerinnen und Schüler sowie alle Lehrkräfte einen Computer. Ziel ist es, den Unterricht zu digitalisieren, digitale Lehr- und Lernmethoden zu erproben und Erkenntnisse für den weiteren Digitalisierungsprozess der Hamburger Schulen zu gewinnen.“
Die Projektschulen verfügten über ein leistungsfähiges flächendeckendes WLAN in allen Unterrichtsräumen, eine gemeinsame Kommunikationsplattform für alle Schüler und Lehrkräfte (zum Beispiel eduport oder IServ), eine Lernplattform (zum Beispiel LMS Lernen Hamburg) sowie ein MDM (Mobile Device Management) zur zentralisierten Verwaltung von mobilen Endgeräten. Für zusätzliche Fortbildungen und Konzeptarbeit bekommen die Schulen laut Behörde je nach Schulgröße zusätzliche Lehrerstunden.
Schulen in Hamburg sollen von den Pilot-Erfahrungen profitieren
Von den Erfahrungen, die hier gemacht werden, sollen andere Schulen profitieren: Die durch die Schulen neu eingeschlagenen pädagogischen Wege sollen in regelmäßigen Netzwerktreffen ausgetauscht werden und dabei zugleich von der Schulbehörde für andere Schulen aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.
Diese Schulen nehmen am Pilotprojekt teil:
- Anton-Rée-Schule Allermöhe (Grundschule in Neuallermöhe)
- Fridtjof-Nansen-Schule (Grundschule in Lurup)
- Schule Buckhorn (Grundschule in Volksdorf)
- Schule Zollenspieker (Grundschule in Kirchwerder)
- Grundschule Anna-Susanna-Stieg (in Schnelsen)
- Schule Am Schleemer Park (Grundschule in Billstedt)
- Schule Maretstraße (Grund- und Stadtteilschule in Harburg)
- Lessing-Stadtteilschule (in Wilstorf)
- Stadtteilschule Helmuth Hübener (in Barmbek-Nord)
- Gymnasium Rahlstedt
- Helmut-Schmidt-Gymnasium (in Wilhelmsburg)
- Ilse-Löwenstein-Schule (in Barmbek-Süd)
Am Pilotprojekt nehmen Schulen in den unterschiedlichsten sozialen Einzugsbereichen teil. Zwei von ihnen haben im Sozialindex den (niedrigsten) KESS-Faktor 1, vier den KESS-Faktor 2, eine KESS-3, drei haben KESS-4 und zwei den höchsten KESS-Faktor 5.
Erste Unterrichtsbeispiele konnte Ties Rabe am Montag an der Lessing-Stadtteilschule selbst erleben: so etwa, als Schülerinnen und Schüler am digitalen Stadtplan von London erkunden, wie man am besten von A nach B kommt, oder als sie auf ihren iPads eine Kalendergeschichte von Johann Peter Hebel aufnehmen.
Corona-Pandemie hat Schwächen der Digitalisierung aufgedeckt
Die Corona-Pandemie hatte die Digitalisierung an Schulen befördert, allerdings auch deren Mängel deutlich gemacht. Zum Schub führte auch der Digitalpakt der Bundesregierung. Nun seien alle staatlichen Schulen mit WLAN in nahezu allen Unterrichtsräumen ausgestattet, teilte die Schulbehörde mit. 10.500 der knapp 12.000 Unterrichtsräume verfügten zusätzlich über digitale Tafeln. Mehr als 100.000 Computer, Notebooks und Tablets stehen den 240.000 Hamburger Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. 89 Prozent der Schulen nutzen das einheitliche Lernmanagementsystem „LMS Lernen Hamburg“ (334 der 377 Schulen).
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Vor allem an den weiterführenden Schulen und den Berufsbildenden Schulen sei die Teilnahmequote sehr hoch: An Gymnasien liegt sie bei 91 Prozent, an Stadtteilschulen bei 95 Prozent, an Berufsbildenden Schulen bei 97 Prozent. Darüber hinaus nutzten 168 staatliche allgemeinbildende Schulen ergänzend die Kommunikationsplattform IServ (Stand September 2023).
Schule Hamburg: Informatik wird neues Pflichtfach
„Doch nicht nur die technische Ausstattung ist gewachsen, sondern auch die Anforderungen an Schülerinnen und Schüler, sich informatorische Kenntnisse und Medienkompetenzen anzueignen, die heute ein wichtiger Bestandteil der Allgemeinbildung sind“, sagte Rabe. Informatikunterricht beschränke sich nicht nur auf die Vermittlung fachlicher Inhalte, sondern lege mit diesen Inhalten und erworbenen Kompetenzen auch den Grundstein für ein Verständnis der Kulturentwicklung, die mit der Digitalisierung einhergeht.
Im Oktober hatte Rabe festgelegt, dass Informatik als ein neues Pflichtfach in allen Stadtteilschulen und Gymnasien ab dem 1. August 2025 fest im Stundenplan verankert werden soll. Die ersten Pilotschulen sollen mit dem Unterricht bereits im kommenden Schuljahr beginnen.
Gute Schule von heute helfe Kindern bei Auseinandersetzung mit digitalen Medien
Was sich die Lessing-Stadtteilschule von der Teilnahme am Pilotprojekt verspricht, die das Thema Digitalisierung 2020 in den Mittelpunkt der Schulentwicklung rückte, erklärte deren Schulleiter Tobias Stapelfeldt: „Gute Schule von heute ist darauf angewiesen, Kinder und Jugendliche bei einer intensiven Auseinandersetzung mit digitalen Medien zu begleiten. Lernen ist mehr denn je ein vielschichtiger Prozess in einer Überlagerung verschiedener analoger und digitaler Lebenswelten. Schule bleibt nur dann relevant, wenn sie einen verlässlichen, umfassenden und kritischen Zugriff auf möglichst viele dieser Welten ermöglicht.“
Dank des Pilotprojekts ist die Schule in Wilstorf seit Oktober vollständig mit iPads ausgestattet.