Hamburg. 140.000 digitale Geräte, 99 Prozent der Klassenräume mit WLAN, IT-Fortbildung mehr als verdoppelt. Rabe: „Deutliche Verbesserung“.
Lange gab es für Schulsenator Ties Rabe (SPD) nichts zu beschönigen, wenn es um die Digitalisierung der Schulen ging, und er betonte stets, dass viel zu tun bleibe. In einer Zwischenbilanz zur IT-Ausstattung beim Lehren und Lernen hat Rabe am Dienstag in der Landespressekonferenz nun von „deutlichen Verbesserungen und „großen Fortschritten“ gesprochen.
„An Hamburgs staatlichen Schulen unterstützen mittlerweile rund 140.000 digitale Geräte das Lernen“, sagte der Senator. Damit hat sich die Zahl der digitalen Endgeräte an den allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen seit 2018, als 55.000 Geräte im Einsatz waren, fast verdreifacht. Allein 75.000 Notebooks und Tablets sowie 33.500 Desktop-Computer stehen den Schülerinnen und Schülern zur Verfügung. Seit Beginn dieses Schuljahres sind alle Lehrerinnen und Lehrer mit einem Dienst-Tablet ausgestattet – insgesamt 20.500 Geräte. In den rund 12.000 Klassen- und Unterrichtsräumen sind mittlerweile 11.500 digitale Tafeln aufgestellt.
Schule Hamburg: Geräte aus Fördergeldern finanziert
„Das Ziel ist klar: Wir wollen, dass alle Hamburger Schülerinnen und Schüler in jedem Unterrichtsfach so selbstverständlich, wie sie Schulbücher und Arbeitshefte einsetzen, auch mit Laptops und anderen digitalen Geräten arbeiten“, sagte Rabe. Es gehe darum, die junge Generation auf das Leben in der digitalen Welt vorzubereiten.
Der Ausstattungsschub wurde mit 95 Millionen Euro aus Fördergeldern des Bundes finanziert. Hamburg hat bis Ende 2021 rund 60 Prozent der Bundesmittel für die Digitalisierung der Schulen abgerufen – „der beste Wert aller Länder“, wie Rabe betonte. Bis 2023 stehen weitere 166 Millionen Euro vonseiten des Bundes zur Verfügung, ergänzt um mehr als 30 Millionen Euro aus dem Hamburger Haushalt. Im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition sei vereinbart worden, so der SPD-Politiker, dass der Bund bis 2030 jährlich zwei Milliarden Euro in die Digitalisierung investieren will.
99 Prozent der Schulen mit WLAN ausgestattet
Laut Rabe sind inzwischen 99 Prozent der staatlichen Schulen mit WLAN in den Klassenräumen ausgestattet. Die Leistungsfähigkeit sei verzehnfacht worden: an Stadtteil-, Berufsschulen und Gymnasien sowie einem Teil der Grundschulen auf 1 Gigabit/s, an den restlichen Grundschulen auf 500 Mbit/s mit der Perspektive einer Erhöhung auf 1 Gigabit/s. Dass die Ausstattung nicht bei 100 Prozent liege, sei darauf zurückzuführen, dass einige Schulen derzeit umgebaut oder saniert werden.
In den vergangenen Jahren war häufig kritisiert worden, dass die vorhandene IT an Schulen nicht einsatzbereit sei. Mithilfe wiederum des Bundes hat die Schulbehörde die Mittel für Wartung und Pflege der digitalen Technik von 4,5 auf acht Millionen Euro pro Jahr erhöht.
„LMS.Lernen.Hamburg“ häufig genutzt
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg digitalen Unterrichts ist der Einsatz geeigneter und möglichst einheitlicher Software. Mittlerweile nutzen 73 Prozent oder 276 der 376 Schulen das Lernmanagementprogramm „LMS.Lernen.Hamburg“. Im März 2019 waren es lediglich 20 Schulen. Die Leistungsfähigkeit des LMS, das auch bei bundesweiten Veranstaltungen mit mehreren Hundert Teilnehmern eingesetzt wurde, konnte so gesteigert werden, dass über die Plattform ein digitales Prüfungsarchiv, ein Austauschforum für alle Lehrkräfte und bekannte Lernprogramme wie „bettermarks“ für das Fach Mathematik genutzt werden können.
Das Angebot an IT-Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte ist deutlich ausgebaut worden. Nahmen im Schuljahr 2019/20 noch 6800 Lehrerinnen und Lehrer an 775 digitalen Fortbildungen des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung teil, waren es 2020/21 bereits 16.500 Pädagogen und mehr als 3000 Veranstaltungen.
WLAN sollte Selbstverständlichkeit sein
„Die Schuldigitalisierung schreitet im Schneckentempo voran. Die Fortschritte sind zwar erfreulich, doch Hamburgs Schulen hinken der technischen Entwicklung auch weiter hinterher. WLAN an fast allen Schulen sollte im Jahr 2022 eine Selbstverständlichkeit sein und nicht als großer Erfolg verkauft werden“, sagte die CDU-Schulpolitikerin Birgit Stöver.
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In den beiden vergangenen „Corona-Jahren“ habe sich bei der digitalen Ausstattung viel getan, räumt Linken-Bürgerschafts-Fraktionschefin Sabine Boeddinghaus ein. „Aber alles andere wäre angesichts dieser Krise unentschuldbar. Dennoch ist immer noch nicht sichergestellt, dass wirklich alle Schülerinnen und Schüler ein eigenes Endgerät besitzen.“ Die „Schlafmützigkeit“ von Bund und Ländern habe dafür gesorgt, dass „das augenblickliche Omikron-Chaos an den Schulen nicht durch Wechsel- und Distanzunterricht aufgelöst werden kann“, sagte Boeddinghaus.
Schule Hamburg: FDP fordert IT-Administratoren
„Dass Hamburg bei der Ausstattung seiner Schulen mit moderner IT und der Fortbildung von Lehrkräften aufgeholt hat, ist erfreulich. Wichtig ist es, jetzt bei der Digitalisierung nicht nachzulassen. Hamburgs Schulen brauchen gut ausgebildete IT-Administratorinnen und -Administratoren sowie leistungsfähige Internetverbindungen“, sagte die FDP-Vize-Landesvorsitzende Ria Schröder.