Hamburg. Alle Hamburger Schüler sollen fit gemacht werden. Wann Unterricht verbindlich wird, wer unterrichten soll – und was dafür ausfällt.
So sollen Hamburgs Schülerinnen und Schüler fit gemacht werden für die Zukunft: Schulsenator Ties Rabe (SPD) will Informatik zum Pflichtfach an den Schulen der Hansestadt machen – und zwar in der Mittelstufe, also den Klassenstufen 7 bis 10. Verbindlich wird dies mit Beginn des übernächsten Schuljahrs. Das Abendblatt hatte bereits über die Pläne berichtet, jetzt werden sie konkret.
„Digitale Technik bestimmt die Berufswelt, die Welt von Bildung und Wissenschaft und unser Alltagsleben“, erklärte Rabe am Dienstag. „Wer digitale Techniken nicht versteht, droht schnell in der digitalen Welt abgehängt zu werden. Wir wollen Hamburgs Schülerinnen und Schüler mit den Herausforderungen nicht allein lassen, sondern bereits in der Schule gut auf das Leben vorbereiten.“
Schule Hamburg: Informatik ab 2025 im Stundenplan fest verankert
Deshalb werde Informatik als neues Pflichtfach in allen Stadtteilschulen und Gymnasien ab dem 1. August 2025 fest im Stundenplan verankert. Zunächst hatte die Behörde einen Start zum Schuljahresbeginn 2024 angestrebt. Die ersten Pilotschulen beginnen aber mit dem Unterricht bereits im kommenden Schuljahr, so die Schulbehörde. Sie stütze sich bei ihren Plänen auf einen Beschluss der Kultusministerkonferenz, Empfehlungen der „Ständigen Wissenschaftlichen Kommission“ (SWK) sowie einen Beschluss der Bürgerschaft.
Das Schulfach Informatik soll mit insgesamt vier Wochenstunden in der Mittelstufe (Klassenstufe 7 bis 10) fest verankert werden. Wie bei vielen anderen Fächern können die Schulen selbst entscheiden, in welchen Jahrgangsstufen der Informatikunterricht konkret stattfindet. Die meisten Schulen würden sich voraussichtlich dafür entscheiden, jeweils zwei Unterrichtsstunden pro Woche in den Klassenstufen 8/9, 8/10 oder 9/10 zu unterrichten, heißt es aus der Behörde.
Entwurf für Bildungsplan Informatik erarbeitet
Auf der Grundlage umfangreicher Beratungen mit anderen Bundesländern habe man einen Entwurf für einen neuen Bildungsplan für Informatik erarbeitet. „Ich halte wenig von Sonderwegen. Einige Länder haben das Schulfach schon eingeführt, deshalb haben wir uns dort ausführlich beraten“, so Schulsenator Rabe.
Auch habe man viele Gespräche mit Experten geführt und ein großes Fachforum mit Informatiklehrkräften, Schulleitungen, Aus- und Fortbildnern sowie Vertreterinnen und Vertretern aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft organisiert. Aus diesen Gesprächen seien vielfältige Anregungen in den Entwurf für den Bildungsplan Informatik aufgenommen worden. Der Plan werde zurzeit mit der Schulöffentlichkeit erörtert und 2024 zur Erprobung in Kraft gesetzt.
Bei anderen Fächern muss gekürzt werden
Für das zusätzliche Pflichtfach muss die Zahl der Unterrichtsstunden anderer Fächer angepasst, sprich: gekürzt werden. „Wir wollen die Höchstgrenzen von 31 bis 34 Schulstunden pro Woche möglichst beibehalten“, so Rabe. „Deshalb müssen die anderen Schulfächer etwas zusammenrücken, um Platz für Informatik zu schaffen.“
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Vorgabe ist, dass der „Wahlpflichtbereich“ und der „Gestaltungsspielraum“ um jeweils zwei Stunden verringert werden. Beim „Wahlpflichtbereich“ entscheiden die Schülerinnen und Schüler selbst, welches Fach sie lernen wollen. Beim „Gestaltungsspielraum“ von 17 bis 25 Wochenstunden legt jede Schule eigenständig fest, welche Schulfächer gelernt werden sollen. So sollen Schulen selbst entscheiden und ihre schuleigene Stundentafel anpassen können. Betroffen seien die Verschiebung von „gerade einmal zwei Prozent aller Unterrichtsstunden von Klasse 5 bis Klasse 10“. Mit einer Sonderregelung soll sichergestellt werden, dass sprachbegabte Schülerinnen und Schüler weiterhin alle Sprachen lernen können.
Schule Hamburg: Pilotphase beginnt schon im August 2024
Der Entwurf für eine endgültige Regelung der neuen Stundentafel wird jetzt den beratenden Kammern und Gremien vorgestellt, dort erörtert und dann – wie die Bildungspläne auch – im kommenden Jahr endgültig entschieden. Der Einführung des Pflichtfachs Informatik zum 1. August 2025 geht eine einjährige Pilotierungsphase ab dem 1. August 2024 voraus. In dieser Pilotierungsphase begleitet die Behörde einige Hamburger Schulen in der Einführung des Faches Informatik, um im Interesse der übrigen Schulen erste Erfahrungen mit der Implementierung des Pflichtfaches und dem Einsatz des neuen Rahmenplans zu sammeln.
Das Landesinstitut für Lehrerbildung hat sein Fortbildungsangebot für das Fach Informatik verdreifacht. Bei einer Schulabfrage sei deutlich geworden, dass rein rechnerisch alle weiterführenden Schulen zusammen schon jetzt genügend Informatik-Lehrkräfte haben. Da die Lehrkräfte aber nicht gleichmäßig über die Schulen verteilt und zudem manchmal in anderen Fächern stark eingebunden seien, ermögliche das Fortbildungsangebot weiteren Lehrkräften, sich auf das neue Fach vorzubereiten.