Hamburg. Senatorin Schlotzhauer und Ärztekammer-Präsident Emami werben für Impfungen. So ist die Lage bei Infektionen und in Krankenhäusern.
Die Experten nennen es „saisonal“, doch das klingt fast ein bisschen verharmlosend: Erkältungen, Corona-Infektionen und die „echte“ Grippe (Influenza) haben in diesen Tagen Hamburg stärker im Griff, als man vermuten würde. Da es mit Auslaufen der Covid-19-Pandemie keine verlässlich erhobenen Infektionszahlen im Vergleich zur Bevölkerungszahl (Inzidenzen) mehr gibt, ist man für ein realistisches Lagebild auf mehrere Indizien angewiesen. Und ein wichtiges kommt aus den Krankenhäusern: Nach Abendblatt-Informationen haben mehrere Hamburger Kliniken wieder Isolierstationen einrichten müssen aufgrund von Patientinnen und Patienten, die mit oder wegen Corona aufgenommen wurden.
Allerdings zeigen sowohl das Intensivregister für belegte Betten (Divi) als auch einzelne Abfragen über den Gesundheitszustand der Covid-Patienten, dass die Lage vom Ernst der Pandemie weit entfernt ist. Das liegt daran, dass die Corona-Erkrankungen in der großen Mehrheit der Fälle aufgrund der hohen Impfquoten glimpflich verlaufen. Dennoch gelten Ältere sowie Menschen mit Vorerkrankungen nach wie vor als Risikopatienten. Covid kann bei ihnen zu einer erheblichen Verschlechterung des Gesundheitszustandes beitragen.
Corona und Grippe in Hamburg: Wer seine Impfung auffrischen sollte
Eine Grippe birgt dasselbe Risiko. Und das ist der Grund, warum sich Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Schlotzhauer (SPD) und Ärztekammer-Präsident Dr. Pedram Emami am Montag öffentlichkeitswirksam gegen Influenza haben impfen lassen. Sie bekamen im Institut für Umwelt und Hygiene in Rothenburgsort den neuesten, auf die herrschenden Mutationen angepassten Impfstoff.
Dort kann sich nach Anmeldung jeder beraten und impfen lassen. „Eine Grippe ist keine Erkältung“, sagte Schlotzhauer. Heißt: Man kann sie nicht leicht weghusten. Emami wies darauf hin, dass der Grippeschutz „nicht ewig“ halte und regelmäßig aufgefrischt werden müsse. Da sich der Personenkreis, für den die Immunisierung gegen Grippe und Corona empfohlen wird, stark überschneidet, warben beide für beides. Menschen über 60, Vorerkrankte, aber auch Schwangere sollten an die Impfung denken, so Schlotzhauer.
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Für die Menschen mit vielen „Publikumskontakten“ sollte das selbstverständlich sein, so Emami. Ärztinnen und Ärzte gehören dazu. Der Ärztekammer-Präsident und UKE-Neurochirurg bestätigte dem Abendblatt, dass sich Atemwegserkrankungen und vor allem Corona in den Krankenhäusern bemerkbar machten. „Die Dunkelziffer ist hoch“, so Emami. „Es beeinträchtigt in den Häusern aber noch nicht die Abläufe.“ Dennoch sei es ein erhöhter pflegerischer Aufwand, die Patienten mit dem Virus zu isolieren und zu betreuen. Der erstaunlich warme Herbst habe dazu beigetragen, dass diese Entwicklung nicht schon früher eingesetzt habe.
RKI: Corona ist wieder auf dem Vormarsch
In den Wochenberichten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zeigt sich eine langsam wachsende Zahl an Atemwegserkrankungen (ARE). Knapp ein Viertel der entnommenen Proben (23 Prozent) geht auf Corona zurück. Die Mehrzahl derjenigen, die mit einem ARE-Krankheitsbild in eine Klinik muss, ist über 60 Jahre alt. Auch wenn es nur noch in ausgewählten Bereichen eine Maskenpflicht gibt, rät Emami zum Blick nach Asien. „Immer dort, wo es zu einem dichten Aufeinandertreffen von Menschen kommt, ist eine Maske sinnvoll. Den saisonalen Atemwegskrankheiten kann man so entkommen.“