Jork / Lühe: Zwischen Harburg, Buxtehude und Stade liegt das Land der Obsthöfe, Deiche und Windmühlen - das Alte Land.
Orange, wohin man guckt. An Hausmauern, Straßenecken. Nein, das ist keine Invasion von holländischen Fußballfans, sondern von Kürbissen. Die laufen gerade dem Apfel den Rang ab. Ist hier das neue Halloweenland? Nein, nur das Kürbisland - oder besser gesagt: das Alte Land. Das Land zwischen Harburg, Buxtehude und Stade. Das Land der Obsthöfe, der Deiche und Windmühlen. Das Land, in dem andere Leute Urlaub machen und das in jeder Jahreszeit sein Gesicht verändert.
In den Hochzeiten der Obstblüte kommen zahlreiche Touristen. Blütenspanner nennt mancher Altländer sie. Ein Scherz natürlich! Denn Gäste sind willkommen. Nicht nur als Wirtschaftsfaktor. Sie genießen, was auch Einheimische lieben: "Die abwechslungsreiche, vom Obstanbau geprägte Landschaft mit Elbe, Marsch und Geest und der Nähe zu Hamburg", sagt Gerd Lefers (58), Obstbauer in Jork. Sein Sohn Cord führt den Hof in achter Generation.
Eingedeicht und kultiviert wurde das Land von holländischen Kolonisten (schon wieder die Farbe Orange!!!). Das fruchtbare Marschland machte die Bauern reich. Prunkvolle Bauernhäuser prägen heute noch das Bild in der Region. Man kommt sich fast vor wie in einem Freiluftmuseum. Doch die Zeiten bleiben auch hier nicht stehen. Vor rund 30 Jahren intensivierten immer mehr Landwirte den Obstanbau. Für den Erhalt ihrer Scholle sind sie auch politisch aktiv. Aktueller Konfliktstoff: die geplante Elbvertiefung. "Das hätte negative Folgen für das von unseren Plantagen benötigte Elbwasser", erklärt Gerd Lefers, der stellvertretender Landrat ist.
Für das Alte Land machen sich auch Zugezogene stark - so wie Kerstin Hintz (43). Die Hamburgerin lebt seit 22 Jahren in der Samtgemeinde Lühe. Im Rahmen einer Bürgerinitiative bemüht sie sich um eine Bewerbung für die Aufnahme in das Weltkulturerbe der Unesco. "Hier sind Landschafts- und Dorfstruktur noch erlebbar, wie sie vor Jahrhunderten angelegt wurden, das gilt es in seiner Geschlossenheit zu erhalten", sagt Kerstin Hintz.
So sind sie hier: "Bodenständig, geschäftstüchtig und weltoffen", sagt Maren Köster-Hetzendorf (50). Für die Bürgermeisterin von Grünendeich gaben die lokalen Eigenarten Stoff genug, um einen Krimi zu schreiben: "Emmis Bester" (Hannah-Verlag). Der Spaziergang auf dem Deich mit Blick auf den breiten Elbstrom gehört zum Leben hier dazu. Und abends ein Diekpedder (warmer oder kalter Apfelsaft mit Obstler). Willkommen im Apfelland.
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