Wer auf der B 73 mit dem Auto von Hamburg nach Horneburg fährt, muss rechts abbiegen - und gleich bremsen, wenn er Pech hat. Vor der Bahnschranke. Stehen bleiben, warten und lesen: "Bitte Motor ausstellen" sowie "Achtung, spielende Kinder". Horneburg hat Bewusstsein für so was. Und das ist schon mal gut. Wenn es auch aufhält - na und?
SEHENSWERT
Hier ist das nicht so wichtig. Denn Horneburg hat irgendwas Verwunschenes, Selbstvergessenes, das ist sein Trumpf. Das alte Schloss, eine fast italienisch wirkende riesige Villa in Backstein, verfällt langsam aber sicher hinter ihrer weinberankten Fassade. Es gehört einem Hamburger, der inzwischen von der geplanten kulturellen Nutzung abgesehen hat. Nun wartet man, was passiert. Wahrscheinlich nicht viel, ohne viel Geld.
Doch der Verfall schafft ein besonderes Flair. Außerdem liegt das Moderne ja gleich nebenan. Vor der Scheune des Schlosses, die picobello hergerichtet ist, stehen Holzskulpturen, gehauen von einem ortsansässigen Künstler. Drinnen findet sich eine wertvolle Sammlung handwerklicher Geräte.
BESUCHENSWERT
Ein paar Straßen weiter steht das hübsch restaurierte "Mehr-Generationen-Haus", der Burgmannshof, bewacht vom "Isern Hinnerk": dem Standbild eines angeblich grausamen Burgmannes aus dem 13. Jahrhundert. Drinnen spielt sich für jeden was ab: Bauchtanz, Englisch für Kinder, Hebammentreffen, Männerfrühstück, Babymassage. Im Tauschring kann man seine speziellen Talente gegen die anderer tauschen. Donnerstags wird generationenübergreifend gemeinsam gekocht. Tolle Idee!
Ausflüge werden hier zu Highlights: zum Kulturzentrum Schloss Agathenburg, zur Feldsteinkirche in Bliedersdorf, zum Steingrab auf dem Archäologischen Lehr- und Wanderpfad. Und wer die Absicht hat herzuziehen, weil 2012 vielleicht unter der Elbe hindurch eine Autobahn vorbeiführt, kann schon mal den nahen Musterhaus-Wohnpark besuchen.
Vor 273 Jahren wurde der erste Horneburger Bock-, Schafs- und Pferdemarkt veranstaltet. Jedes zweite Oktoberwochenende lockt er zahlreiche Besucher an. Gerade haben wieder 240 Händler dort ihre Waren angeboten, von der Blumenzwiebel bis zum Reitpferd. Früher setzte Hamburg dafür sogar Sonderzüge ein.
Überhaupt verstehen es die Horneburger zu feiern: Schützenfest, Reiterfest, Umzüge und Feuerwehrfest locken viele Touristen an.
ERHALTENSWERT
Die Ruhe und das Flair ihres Dorfes ist den Einheimischen sehr wichtig. So gibt es beispielsweise ein abgeschiedenes Plätzchen hinter dem Rathaus: Wer leise genug ist, kann dort ein paar Waldohreulen begegnen, die verwundert von den Bäumen auf die Menschen herunterschauen.
1255 schrieb Abt Albert über den Bau der Horneburg auf dem Boden der Harsefelder Kirche. Dies ist das erste Zeugnis über den Ort. Heute gibt es die Burg nur noch auf dem Wappen. Das Posthorn erinnert an die Zeit, als Horneburg Poststation war. 1655 errichteten die Grafen Königsmarck dort ein Schloss. Die Samtgemeinde Horneburg verwaltet heute Agathenburg, Bliedersdorf, Dollern und Nottensdorf mit.
Einwohner 5518
Fläche 17,13 km⊃2;
pro km⊃2; 322,1
www.horneburg.de
QUELLEN: STATISTIKAMT