Hamburg. Die Sängerin und Rapperin aus Berlin setzt auf ihrer „Survival Mode“-Tour auf viel Gefühl. Musikalisch war es nur eine Karaoke-Show.

  • Nach ihrem Konzert im Frühjahr im Mojo Club ist Hip-Hop-Aufsteigerin Badmómzjay erneut live in Hamburg
  • Mit 22 Jahren veröffentlichte die Berliner Sängerin und Rapperin bereits mehrere erfolgreiche Top-Ten-Alben, EPs und Mixtapes
  • Bei ihrem „Survival Mode“-Konzert in der Sporthalle sind 3000 Fans dabei.

Am Mischpult bei modernen Hip-Hop-Konzerten scheint man wirklich einen entspannten Job zu haben: Einfach das Playback mit den Karaokeversionen der Albumtracks abfahren, die Bässe auf „der ganze Bums muss scheppern“ hochdrehen und fertig ist der Lachs. Es ist schon traurig, wie wenig heutzutage besonders in diesem Genre noch „live“ ist. Wenigstens singt und rappt die Berlinerin Badmómzjay bei ihrer Show am Montag in der Sporthalle tatsächlich. Verschnupft, aber so gut es geht.

„Survival Mode“ ist das Motto der Tournee der 22 Jahre jungen Künstlerin, die neben der ebenfalls in Berlin lebenden Nina Chuba zu den großen Aufsteigerinnen der letzten drei Jahre gehört. Bei Chubas Abriss in der ausverkauften Sporthalle im Mai wurde allerdings richtig aufgefahren, mit Band und DJ und ordentlich Lametta, bei Badmómzjay steht nur sie auf der großen Bühne, wenn auch bei vielen Songs flankiert von einem vierköpfigen Tanzensemble.

Badmómzjay in Hamburg: 3000 Fans sind in der Sporthalle dabei

Aber das muss sich auch alles noch finden. Es ging sehr schnell von den ersten viralen Tracks auf Instagram zu ihrer ersten Studioaufnahme 2019 mit 16 als Feature des Schweizer Rappers Monet192 im Lied „Papi“. Ein Plattenvertrag bei Universal, die Top-Ten-Alben „Badmómz.“ 2021 und „Survival Mode“ 2023 und entsprechender Social-Media-Hype sorgten für einen enormen Schub, und nach ihrem Auftritt beim „Spektrum“-Festival in Wilhelmsburg 2022 (und im Mojo Club im März) ist der Abend in Winterhude ihre erste große Hallenshow in Hamburg, wo sie noch im September Gast beim Deutschen Radiopreis war.

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Ein Doppel-Clubkonzert, die Georg Elser Halle oder die Inselpark Arena hätten allerdings auch gereicht und für eine packendere Atmosphäre gesorgt, 3000 zumeist weibliche Fans haben sich im Innenraum und auf den mit Vorhängen halbierten Tribünen ein Plätzchen in der eigentlich 7000 Fans fassenden Sporthalle gesucht. Viel Luft ist zwischen den Reihen, dafür gibt es aber auch keine Schlangen an den Versorgungsständen.

Badmómzjay in der Sporthalle: Tränen, als ein junger Fan mitsingt

„Zirkus“, „Tu nicht so“ und „Ice Cube“ rummsen ordentlich los, Badmómzjay tanzt, rappt und haut Zeilen wie „mein letzter Song in den Charts, war dir wieder mal zu hart, wenn die Scheiße dir zu rough ist, hör doch Coldplay, ja“ raus. Das klingt nach Abmackern, ist aber eher Selbstschutz. Denn Zweifel, Ängste, Perfektionspanik begleiten sie immer, und das erzählt sie sowohl im Netz als auch auf der Bühne immer offen. Die Badmómzjay in ihr gibt sich dann extra tough wie in „Mal mehr, mal weniger“, nimmt an die Hand, viele Fans singen jede Zeile mit, auch ohne die Texte oder Kommandos wie „pssst!“ von der Videoleinwand abzulesen.

Konzert badmómzjay
Badmómzjay alias Jordan Napieray wurde 2002 in Brandenburg an der Havel geboren und lebt in Berlin. 2021 erschien ihr Debütalbum „Badmómz.“ © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Die Jordan Napieray aber, der Mensch hinter der Rampenlichtpersönlichkeit, ist verletzlich, traut dem Braten nicht, das zeigt sich mit den Gesangsballaden „Warum bin ich so“, „Sag niemals“ und in „Supernova“, einem Lied, in dem sie mit ihrem Erzeuger spricht: „Und egal wo du warst, ja, in all diesen Jahren, hast du nicht einmal gefragt, ob die Kleine noch strahlt.“ „Danke, dass ihr mitfühlt“, ruft Badmómzjay. Das geht tatsächlich ins Herz, auch „Airplanes“, bei dem die junge Lotti, die gerade um ihren Großvater trauert, auf der Bühne mitsingen darf. Jordan weint ins Taschentuch.

Badmómzjay: Nach dem Konzert muss die Rapperin an den Tropf

Für das letzte Drittel der gut 90 Minuten wird sich wieder umgezogen und Fahrt aufgenommen. „Sterne unterm Dach“ und „Survival Mode“ sind zwei Zustandsbeschreibungen. Man merkt Badmómzjay an, dass der Abend, das Dasein als permanent abgefilmter Star Kraft kostet. „Was ist jetzt mit Badmómzjay ist nur ein kurzer Hype? Was ist jetzt mit ja die Kleine spielt die Shows nicht live? Wo ist jetzt die Hip-Hop-Polizei?“ Oder wie es in „Auf die Party“ heißt: „Ich komm auf die Party und ich bleibe bis um zehn. Werde niemals müde, hab noch zu viel im System.“ Sie hat jedenfalls alles gegeben und hängt nach der Show krank und erschöpft am Tropf, wie sie bei Instagram postet. Gute Besserung, Badmómzjay! Pass auf dich auf.

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