Hamburg. 105 Minuten toller Lutscher-Pop, volle Hütte und eine Überraschung: Die Berlinerin räumte komplett ab. Und sie hatte noch eine Überraschung im Ärmel.
Am Anfang ihres Konzerts am Mittwoch in der ausverkauften Sporthalle lässt Nina Chuba keine Zweifel aufkommen, wer da auf der Bühne steht. „NINA“ heißt der erste Song, „NINA“ leuchtet auf der Videoleinwand, und „NINA“ schallt es wieder und wieder aus den Kehlen von Chuba und 7000 Fans. Drei Bläserinnen tröten zur Attacke, die Band hämmert auf Saiten, Felle, Tasten. „Hallo Hamburg, hallo Heimat“, ruft Nina. Ein Triumphzug.
Der begann eigentlich erst 2022 und 2023 mit dem Singlehit „Wildberry Lillet“ und dem Nummer-eins-Album „Glas“, mit dem die aus Wedel stammende und nach Berlin gezogene Sängerin ihre TV-Karriere („Die Pfefferkörner“) hinter sich ließ, um als neuer Popstern so strahlend aufzugehen, dass man schon geblendet ist.
Nina Chuba gibt bei Konzert in Hamburg weiteren deutschen EM-Spieler bekannt
Dass Peter Fox, beim Hurricane Festival 2023 mit Nina Chuba einer der Höhepunkte, eines ihrer Vorbilder ist, hört man deutlich in den Pop-Rap-Dancehall-Knallern, die Chuba und Band aus der Kiste holen: „Mangos mit Chili“, „Freitag“, „Tracksuit Velours“ heben die Stimmung und bringen die 7000 zumeist jungen Fans auf einen Nenner: „Ich glaub ich will heut nicht mehr gehen.“ Peter Fox spielte übrigens seinerzeit mit seinem ersten Solo-Album „Stadtaffe“ (2008) innerhalb von wenigen Monaten in Hamburg in der Großen Freiheit 36, in der Sporthalle und auf der Trabrennbahn, bevor er (bis 2023) zu Seeed zurückkehrte. Chuba geht einen ähnlichen Weg: von der Freiheit 2023 in die Sporthalle und am 25. August auf die Trabrennbahn. In die Barclays Arena geht es dann im November 2025.
Zukunftsmusik, in der Sportbutze zählt das hier und jetzt. „Randale“ wird eingesprungen. Viel Licht und der mäßige, sehr bassige Sound passen zu den Liedern „Farbenblind“ und „Tinnitus“, bis Nina den Saal emotional noch weiter hochkocht mit einem kurzen Set auf einer zweiten kleinen Bühne. „Glas“, „Nicht allein“ und „Wieder vergessen“ werden mitten im LED-Lichtermeer in der komplett sitzenden Menge präsentiert, durch die Chuba anschließend wieder zur Hauptbühne („Weg mit den Handys, genießt den Moment!“) geht.
Nina Chube beherrscht bereits das große Show-Besteck – und das als Newcomerin
Dort wartet schon PaulWetz hinter dem Vorhang für das unter Luftschlangen absolut eskalierende Duett „Ich hass dich“. Auch Bayer Leverkusens Mittelfeldstar Florian Wirtz ist Teil der Party und grüßt via Video, als Nina Chuba ihn als nächstes EM-Kadermitglied ansagt. Eine große Ehre. Für beide.
Es ist schon beeindruckend, wie gut diese Quasi-Newcomerin bereits das große Showbesteck beherrscht, ob im Club, auf Festivals oder in den großen Hallen. Bunt, unterhaltsam, dynamisch und ohne großen Leerlauf geht es nahezu komplett durch ihre Diskografie mit einem Album und zwei EPs (und mehreren neuen und bislang unveröffentlichten Liedern), das „Fieber“ steigt bis zu „Glatteis“ und den Zugaben „Wildberry Lillet“, „Waldbrand“ und „Fahr zur Hölle“.
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Es ist sehr wahrscheinlich ein maximal denkwürdiger, 105 Minuten langer Abend nicht nur für den Teil der jüngsten Fans, die hier ihr erstes Konzert erleben. Nina hat sich noch direkt nach dem Soundcheck backstage ein Tour-Tattoo auf den linken Oberarm stechen lassen als Erinnerung – und vergießt auf der Bühne Tränen der Rührung. Lutscher-Pop war bis zu Nina Chuba, tatsächlich neuerdings Werbepartnerin eines bekannten Lolli-Herstellers, eigentlich ein abwertender Begriff. Aber diese Zeiten sind vorbei.