Hamburg. Holger Karsten Schmidt, der als Gil Ribeiro Portugal-Krimis schreibt, legt enorm starken Wurf hin. Auch ein Thomas-Mann-Krimi lohnt sich.
Holger Karsten Schmidt ist der vielleicht erfolgreichste deutsche Drehbuchautor („Nord bei Nordwest“, „Harter Brocken“). Der gebürtige Hamburger hat sich aber auch als Autor von Kriminalromanen hervorgetan. Unter dem Pseudonym Gil Ribeiro schreibt er die an der Algarve spielende „Lost in Fuseta“-Reihe und unter seinem Klarnamen die Reihe „Die Toten von Marnow“. Jüngst ist „Finsteres Herz“ (KiWi, 464 Seiten, 17 Euro) erschienen, womit Schmidt – da legen wir uns hier fest – den besten deutschsprachigen Kriminalroman des Jahres vorgelegt hat. Ab 7. Dezember ist die Verfilmung in der ARD-Mediathek zu sehen. Drehbuch? Natürlich der Herr Schmidt.
Worum geht’s? In einem Wald nahe Rostock werden vier Leichen gefunden, zwei Männer, zwei Kinder, notdürftig verscharrt. Niemand, so scheint es, vermisst die Toten. Die Kommissare Lola Mendt und Frank Elling verfolgen eine Spur, die zu einem zwölfjährigen bulgarischen Mädchen führt, Sarah ist Waise. Sie ist einem Waisenhaus entflohen und befindet sich offenkundig in großer Gefahr.
Aus Hamburg: Bester deutschsprachiger Kriminalroman des Jahres – enorm spannend
Kurze Zeit später wird in einem Haus für Zeugenschutz ein Blutbad angerichtet. Polizisten sterben, Mendt und Elling werden lebensgefährlich verletzt, Sarah ist nach dem Massaker verschwunden. Zwei Sonderermittler sollen klären, warum die beiden Kollegen Ziel des Anschlags wurden und wo Sarah geblieben ist. Holger Karsten Schmidt erzählt seine enorm spannende Geschichte auf zwei zeitversetzten Handlungsebenen. Die hohe Schule des Kriminalromanschreibens.
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So ganz anders ist der Kriminalroman „Gefährliche Betrachtungen. Der Fall Thomas Mann“ (Droemer, 303 Seiten, 22 Euro) des Schweizer Autors Tilo Eckardt. Die Geschichte entführt ins litauische Nidden, wo Thomas Mann mit Familie im Jahr 1930 den Sommer verbringt. Ein Übersetzer, zugleich Ich-Erzähler des Romans, nähert sich dem Nobelpreisträger, weil er die „Buddenbrooks“ ins Litauische übertragen möchte.
Mann überlässt dem Übersetzer, den er wegen seines schwierigen Namens einfach „Müller“ nennt, die Abschrift eines Manuskripts zur zwischenzeitlichen Aufbewahrung. Es handelt sich dabei um eine eminent politische Rede des Dichters. Dummerweise wird Müller bei einer Rauferei im Wirtshaus das Manuskript gestohlen. Gelegenheit macht Diebe – und auch Detektive. So begeben sich Mann und Müller auf die Suche nach der Abschrift.
Eckardt hat seine Geschichte mit allerlei Anspielungen auf Historie und Zeitgeschichte gespickt. Ein amüsanter Roman mit viel Atmosphäre und hohem Unterhaltungswert.
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