Hamburg. „MJ“, der „King of Pop“, residiert ab 1. Dezember in Hamburg. Wer die Hauptrolle spielt, was Karten kosten, warum die Show umstritten ist.
- Nach „Hinterm Horizont“ und „Tina“ kommt nach Jahren mal wieder ein biografisches Jukebox-Musical nach Hamburg
- „MJ – Das Michael Jackson Musical“ feiert am 1. Dezember Premiere im Stage Theater an der Elbe als Nachfolger von „Die Eiskönigin“
- Es gibt Tage, an denen die Tickets für Vorstellungen in Hamburg günstiger zu haben sind.
Elvis, die Beatles, ABBA, Elton John, Tina Turner, Prince, Taylor Swift: Sie und andere formten die Popmusik, wie wir sie heute kennen. Sie setzten Maßstäbe in der Musik, aber auch in ihrer Vermarktung in Wort, Bild, Ton und Produkt. Aber es kann durchaus diskutiert werden, ob nicht immer noch einer alle überstrahlt: der „King of Pop“. Michael Jackson. Eine halbe Milliarde verkaufte Tonträger, unfassbare Meilensteine wie das Album nebst Musikvideo „Thriller“, volle Stadien weltweit – und endlose Kontroversen bis zu seinem zu frühen Tod 2009 im Alter von 50 Jahren und darüber hinaus.
Da darf, so muss es sein im 21. Jahrhundert, wie bei ABBA oder Tina ein Musical nicht fehlen: Am 1. Dezember feiert „MJ – Das Michael Jackson Musical“ seine deutsche Erstaufführung als Nachfolger von „Die Eiskönigin“ im Stage Theater an der Elbe. Es ist die zweite Premiere für Stage Entertainment dieses Jahr nach „& Julia“ im Oktober, und, wie für einen „King of Pop“ angemessen, ist alles eine Nummer größer. Was Musical-Fans vorab wissen müssen, haben wir hier zusammengefasst.
„MJ – Das Michael Jackson Musical“ lief bislang in New York und London
„Wanna Be Startin’ Somethin’“: Wie entstand das „MJ“-Musical?
Erstmals angekündigt wurde das „MJ“-Musical 2018 nach einem Script der US-Dramatikerin Lynn Nottage, die 2017 den Pulitzer-Preis für Theater für das Stück „Sweat“ erhielt. Inszenierung und die mit einem Tony ausgezeichneten Choreografien stammen vom britischen Ballett-Superstar Christopher Wheeldon. Durch die Pandemie verzögerte sich die Premiere im New Yorker Neil Simon Theatre bis zum 1. Februar 2022, am 6. März 2024 folgte die Europa-Premiere im Prince Edward Theatre in London. Myles Frost spielte übrigens sowohl am Broadway als auch im Westend die Hauptrolle. Der Hamburger Ableger ist der erste in nicht englischer Sprache, wobei die Songs nicht ins Deutsche übersetzt werden.
„Man In The Mirror“: Worum geht es in dem MJ-Musical?
Das Stück folgt dem anhaltenden Trend der sogenannten Jukebox-Musicals: Der Soundtrack besteht nicht aus extra für das Musical komponierten Liedern wie zum Beispiel in „Das Phantom der Oper“, sondern versucht, möglichst viele bekannte Hits einer Künstlerin oder eines Künstlers in die Handlung zu integrieren. So wird auch das Interesse von Besuchenden geweckt, die sonst nicht in Musicals gehen.
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In „MJ“ beginnt die Handlung 1992 zwei Tage vor dem Start der „Dangerous World Tour“ (die auch im Hamburger Volksparkstadion Station machte): Während Band und Crew proben, bespricht Michael mit seinem Manager Rob Details und Ideen und gibt dem Journalisten-Team von Rachel und Alejandro ein Interview. In Rückblenden erzählt Jackson von seiner traumatischen Kindheit, den Jackson Five und seiner Zusammenarbeit mit Produzenten-Legende Quincy Jones bei den Alben „Off The Wall“, „Thriller“ und „Bad“. Mit Näherrücken des Tourstarts häufen sich Probleme und Zweifel, aber mit der Devise „Working Day And Night“ wird alles gut.
„MJ“-Musical: 40 Songs werden auf zwei Akte verteilt
„Don‘t Stop ’Til You Get Enough“: Welche Hits sind zu erleben?
Für die Inszenierungen in New York und London wurden fast 40 Lieder von Michael Jackson und den Jackson Five sowie Motown-Klassiker auf die zwei Akte verteilt. Beliebte Klassiker wie „Beat It“, „I Want You Back“, „Blame It On The Boogie“, „Thriller“, „Earth Song“, „Billie Jean“, „Black Or White“ und „Bad“ sind ebenso dabei wie unbekanntere Songs, zum Beispiel „She’s Out of My Life“ vom „Off The Wall“-Album (1979) oder „Price Of Fame“, dass ursprünglich 1986 bei den „Bad“-Sessions aufgenommen, aber erst 2012 auf der Jubiläumsedition „Bad 25“ veröffentlicht wurde.
„Who‘s bad?“: Wer spielt in Hamburg die Hauptrolle des „King of Pop“?
In der Rolle des erwachsenen Michael Jackson sehen wir im Stage Theater an der Elbe einen alten Hamburger Bekannten: Der 1985 in Rio de Janeiro geborene Benét Monteiro verkörpert den Meister des Moonwalks. In der Hansestadt kennt man ihn bereits in Vertretung als Simba in „Der König der Löwen“ und Lola in „Kinky Boots“, als Kristoff in „Die Eiskönigin“ und in seinen bisherigen Hauptrollen in „Hamilton“ und „Hercules“. In weiteren Rollen zu erleben sind DNPRI (Tito Jackson, Quincy Jones), Pedro Reichert (Alejandro), Eve Rades (Rachel), David Hughey (Rob, Joseph Jackson) und Jessica Mears (Kate, Katherine Jackson). Den Michael als Teenager und Fünftel der Jackson Five spielt Prince Damien, Sieger der 13. Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ 2016. Michael Jacksons leibliche Söhne heißen übrigens Prince Michael Jackson I und II.
Michael Jackson: Kann oder muss man Künstler und Werk trennen?
„Leaving Neverland“: Die zahlreichen Kontroversen um Michael Jackson
Schon in seinen Hochzeiten in den 80er-Jahren umgaben Michael Jackson unzählige Gerüchte, Vermutungen, Rätsel und Behauptungen. Von seinem Schimpansen Bubbles über Schönheitsoperationen bis zu seiner Vitiligo-Krankheit, die seine Haut mit den Jahren immer bleicher erschienen ließ. So weit, so vergleichsweise harmlos. Aber 1993 wurden Vorwürfe laut, er hätte einen minderjährigen Jungen sexuell missbraucht. Anklage wurde nach einer außergerichtlich vereinbarten Zahlung von 15 Millionen US-Dollar nicht erhoben. 2003 wurden nach der TV-Doku „Living With Michael Jackson“ erneute Vorwürfe im Fall eines weiteren Teenagers laut, Jackson wurde angeklagt und 2005 freigesprochen. 2019, zehn Jahre nach Jacksons Tod nach einer Medikamenten-Überdosis, meldeten sich zwei weitere vermutliche Missbrauchsopfer in der Netflix-Doku „Leaving Neverland“ zu Wort.
Prominente, die sich an Frauen und Minderjährigen vergehen oder ihre Macht missbrauchen, sind seit „#metoo“ immer wieder Thema in der Öffentlichkeit, von Harvey Weinstein über R. Kelly bis P. Diddy. Im Fall von Michael Jackson scheint es zumindest keine eindeutigen Beweise oder gar Geständnisse zu geben, stattdessen auch Ungereimtheiten und Widersprüche, Vermutungen und zurückgezogene Aussagen. Es wurde öfter in kommerziellen TV-Produktionen als vor Gericht verhandelt. Entsprechend gespalten ist die Öffentlichkeit. Für die eine Seite steht Michael Jackson für den sexuellen Missbrauch von Minderjährigen, die andere glaubt an die Geldgier ehemaliger Vertrauter und eines Teils der Medien. Und das ist nur eine sehr, sehr verkürzte Darstellung. Jacksons Erbengemeinschaft, die Estate of Michael Jackson, hat ein Interesse, das Ansehen des „King of Pop“ zu bewahren. Für Millionen von Fans weltweit ist er „too big to cancel“, wie der „Guardian“ bemerkte. Zufall oder nicht, das Musical beginnt und endet 1992, im Jahr vor den ersten Vorwürfen also.
Stage Entertainment hat sich jedenfalls trotz der heiklen Hintergründe für die deutsche Umsetzung des Musicals entschieden: „Jeder einzelnen Spielplan-Entscheidung bei uns gehen umfassende Diskussionen voraus“, teilte ein Stage-Sprecher dem Abendblatt im November 2023 mit. Alle Eigenentwicklungen und Shows, die bereits andernorts gespielt worden seien, würden einer „komplexen Prüfung“ unterzogen.
Michael Jackson: Im Volkspark und in Niendorf hinterließ er Spuren
„Stranger In Moscow“: Michael Jackson in Hamburg
Immerhin zweimal besuchte Michael Jackson das Hamburger Volksparkstadion: am 1. Juli 1988 auf der „Bad“-Tour sowie am 10. August 1992 auf der „Dangerous“-Tour. Beim letzten Hamburg-Konzert vor 45.000 Fans war zumindest der damalige Abendblatt-Kritiker nicht begeistert über den Gegenwert für die bis zu 70 Mark Eintrittsgeld: „Es wirkt wie ein Symbol für die zunehmende Selbstdemontage Jacksons. Eine immer farbloser wirkende, lebende Legende als Dreh- und Angelpunkt einer gigantischen Inszenierung.“ Und in Niendorf erzählt man sich noch heute von zwei weiteren Besuchen in der Hansestadt: 2004 und 2006 schaute Jackson mehrere Tage lang in einem unscheinbaren Einfamilienhaus am Garstedter Weg bei Anton Schleiter vorbei, den er 1995 bei „Wetten, dass.. ?“ kennengelernt hatte. Schnell tauchten Trauben von Fans auf, die Polizei musste das Haus absichern. „Wir waren froh und glücklich, einen so guten Freund zu haben, ein Familienmitglied“, sagte Anton Schleiter 2020 in der Sat.1-Doku „Akte. Spezial: Michael Jackson – Auf der Suche nach der Wahrheit“.
„Man In The Mirror“: Wie gut kam das MJ-Musical bislang an?
Obwohl die Kritiken für das Michael-Jackson-Musical in New York und London nicht gerade Begeisterung vermittelten, ist „MJ – Das Michael Jackson Musical“ ein Publikumserfolg. Gelobt wurden die spektakuläre Inszenierung der Tanzszenen und natürlich die Musikauswahl, während die klischeehaften Dialoge und das einseitig positive Bild der Person Michael Jackson mehr Fragen aufwerfen als beantworten würden. Dennoch gewann das Stück vier Tony-Awards bei zehn Nominierungen und ist trotz der noch nicht langen Laufzeit von zwei Jahren bereits auf Platz 22 der umsatzstärksten Musicals aller Zeiten.
Michael-Jackson-Musical: Previews bereits eine Woche vor Premiere
„Money“: Wann kann man das Musical sehen und was kosten Karten?
Die Premiere von „MJ – Das Michael Jackson Musical“ ist am 1. Dezember im Stage Theater an der Elbe. Im Vorverkauf sind bislang Aufführungen bis zum 21. Dezember 2025 geplant. Karten kosten je nach Spieltag und Kategorie zwischen 63,99 Euro und 235,99 Euro, Spieltage unter der Woche sind zumeist günstiger zu haben als am Freitag und Sonnabend und an Feiertagen.
„MJ – Das Michael Jackson Musical“ 1.12.2024 bis 21.12.2025, Stage Theater an der Elbe, Norderelbstraße 8, Karten ab 63,99 im Vorverkauf; www.stage-entertainment.de
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