Hamburg. Das Volksparkstadion funkelte, die Erde bebte (fast): Wie Taylor Swift mit der größten Show der Welt Hamburg überwältigte.

  • Taylor Swift: Zum ersten Hamburg-Konzert kommen 50.000 Menschen.
  • Taylor Swift in Hamburg: Das Volksparkstadion funkelte, die Erde bebte (fast).
  • Taylor Swift tadelt ihr Hamburger Publikum bereits im vierten Song.

Das schönste war am Ende vielleicht das Danach. Als alles vorbei war, aber noch nicht alle Endorphine restlos verbraucht. Die Heimfahrt in den Fahrradgrüppchen und in der S-Bahn, so eine beseelte Stimmung, lauter singende oder erschöpft summende junge Menschen, ein inneres Leuchten.

Unwissende hätten auf einen Kirchentag tippen können. Aber erstens: Erlöser-Vergleiche, wirklich? Und zweitens: Unwissende? Konnte irgendjemand ernsthaft nicht mitbekommen haben, dass…?! Es wurde zuletzt ja von Tag zu Tag, genau genommen sogar von Stunde zu Stunde verrückter, seriöse Wissenschaftler (DESY!) kündigten Erdbebenmessungen an, es gab Swift-Karaoke im Taxi, Swiftie-Workouts an der Uni, Swiftie-Kaffee-Verkostungen in der Speicherstadt, Songtexte auf HVV-Bildschirmen, überall quoll der Glitzerstaub nur so aus den Ritzen. Overkill mit Prinzip. Konnte das eigentliche Ereignis da überhaupt mithalten?

Swiftmania in Hamburg – die Bilder zum Konzert von Taylor Swift

Taylor Swift gab im Hamburger Volksparkstadion zwei umjubelte Konzerte.
Taylor Swift gab im Hamburger Volksparkstadion zwei umjubelte Konzerte. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Als Taylor Swift im Hamburger Volksparkstadion auf die Bühne tritt, rastet das Publikum komplett aus.
Als Taylor Swift im Hamburger Volksparkstadion auf die Bühne tritt, rastet das Publikum komplett aus. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift rockt das Volksparkstadion in Hamburg.
Taylor Swift rockt das Volksparkstadion in Hamburg. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Auch der Regen scheint dem Superstar nichts auszumachen.
Auch der Regen scheint dem Superstar nichts auszumachen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Im Gegenteil: Taylor Swift scheint die Dusche regelrecht zu genießen.
Im Gegenteil: Taylor Swift scheint die Dusche regelrecht zu genießen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift macht es sich auf der Bühne bequem.
Taylor Swift macht es sich auf der Bühne bequem. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Ganz im Gegenteil: Sie liebe es, im Regen aufzutreten, lässt Swift das Publikum wissen.
Ganz im Gegenteil: Sie liebe es, im Regen aufzutreten, lässt Swift das Publikum wissen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift lieferte überragende Tanzeinlagen.
Taylor Swift lieferte überragende Tanzeinlagen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Die Bühnenshow sucht in der Popwelt ihresgleichen.
Die Bühnenshow sucht in der Popwelt ihresgleichen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Die dreifache Taylor Swift: einmal real, zweimal überlebensgroß auf der Leinwand.
Die dreifache Taylor Swift: einmal real, zweimal überlebensgroß auf der Leinwand. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift Luftbild Volksparkstadion
Und so sah das Ganze von oben aus. © ddp | ddp
Taylor Swift lieferte den 50.000 im Volksparkstadion unvergessliche Momente.
Taylor Swift lieferte den 50.000 im Volksparkstadion unvergessliche Momente. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift live zu sehen: Viele Fans wollten den Moment für immer festhalten.
Taylor Swift live zu sehen: Viele Fans wollten den Moment für immer festhalten. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Im Fokus von 50.000: Taylor Swift.
Im Fokus von 50.000: Taylor Swift. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Viertes Deutschland-Konzert von Taylor Swift
Kein Ticket? Kein Problem: Während des Konzerts von Taylor Swift wurde auch vor dem Volksparkstadion gesungen und getanzt. © DPA Images | Christian Charisius
Taylor Swift Hamburg
Nach dem ersten Konzert begann am späten Dienstagabend im Volksparkstadion das große Aufräumen. © Funke Medien Hamburg | Jakob Drechsler
Taylor Swift Hamburg
Der erste Auftritt von Taylor Swift hinterließ reichlich Kunststoffmüll. Anders als bei anderen Konzerten wurde alles in Einwegverpackungen ausgegeben. © Funke Medien Hamburg | Jakob Drechsler
Taylor Swift Hamburg
Nach dem Konzert wurden vor dem Stadion weiter Freundschaftsarmbänder getauscht. © Funke Medien Hamburg | Jakob Drechsler
Taylor Swift Hamburg
Apropos Armbänder: An alle Konzertbesucher wurden vor Beginn LED-Armbänder ausgegeben, die während des Konzerts ferngesteuert leuchteten und das Volksparkstadion in ein Lichtermeer verwandelten. © Funke Medien Hamburg | Jakob Drechsler
Taylor Swift Hamburg
Ähnlich eindrucksvoll wie das Konzert war auch der Fuhrpark des Konzerts am Volksparkstadion. © Funke Medien Hamburg | Jakob Drechsler
Auch am Tag nach dem ersten Hamburg-Konzert versammelten sich Taylor-Swift-Fans vor dem Hotel Vier Jahreszeiten.
Auch am Tag nach dem ersten Hamburg-Konzert versammelten sich Taylor-Swift-Fans vor dem Hotel Vier Jahreszeiten. © Funke Medien Hamburg | Clara Veihelmann
Es regnet – der Glitzer hält: Fans von Taylor Swift freuen sich auf das Konzert.
Es regnet – der Glitzer hält: Fans von Taylor Swift freuen sich auf das Konzert. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Ein Herz für Taylor Swift: Darauf können sich vor dem Volksparkstadion an diesem Dienstag alle einigen.
Ein Herz für Taylor Swift: Darauf können sich vor dem Volksparkstadion an diesem Dienstag alle einigen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Swifties warten vor dem Volksparkstadion auf den Konzertbeginn.
Swifties warten vor dem Volksparkstadion auf den Konzertbeginn. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Konzert Taylor Swift. Taylor Swift Fans
Konzert Taylor Swift. Taylor Swift Fans "Swifties" vor dem HSV Stadion in Hamburg © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor-Swift-Fans suchen unter dem Uwe-Seeler-Fuß Zuflucht vor dem Regen.
Taylor-Swift-Fans suchen unter dem Uwe-Seeler-Fuß Zuflucht vor dem Regen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Andere ruhen sich auf dem Denkmal für das verstorbene HSV-Idol aus.
Andere ruhen sich auf dem Denkmal für das verstorbene HSV-Idol aus. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Zeigt her eure Armbänder: Taylor-Swift-Fans mögen es bunt. Die 13 soll die Glückszahl des Popstars sein.
Zeigt her eure Armbänder: Taylor-Swift-Fans mögen es bunt. Die 13 soll die Glückszahl des Popstars sein. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Das Maskottchen des Footballteams New England Patriots war ebenfalls vor Ort.
Das Maskottchen des Footballteams New England Patriots war ebenfalls vor Ort. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Gut behütet: Männliche Fans sind bei Taylor Swift klar in der Minderheit.
Gut behütet: Männliche Fans sind bei Taylor Swift klar in der Minderheit. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Dieser Mann wurde offenbar aus Liebe zu seiner Frau zum Swiftie. © DPA Images | Thomas Müller
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Pink ist rund um das Volksparkstadion die dominierende Farbe. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
Dieser Fan hat offensichtlich für Stars etwas übrig.
Dieser Fan hat offensichtlich für Stars etwas übrig. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Manche hoffte noch, vor dem Stadion ein Ticket ergattern zu können.
Manche hoffte noch, vor dem Stadion ein Ticket ergattern zu können. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Erin ist nicht für Taylor Swift, sondern für die Vorgruppe Paramore von London nach Hamburg gekommen.
Erin ist nicht für Taylor Swift, sondern für die Vorgruppe Paramore von London nach Hamburg gekommen. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez
Taylor Swift Hamburg
Swifties haben sich vor dem Volksparkstadion gegen Regen gewappnet. © Funke Medien Hamburg | Kevin Kallenbach
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Swifties warten am Dienstagnachmittag vor dem Volksparkstadion geduldig auf den Einlass. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
Tommy und Maria sind die Ersten in der VIP-Schlange vor dem Volksparkstadion. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
swifties Hamburg
Schon am Mittag sind viele Fans rund ums Stadion unterwegs. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Optisch perfekt vorbereitet: Ein Fan der Sängerin Taylor Swift trägt das typische Bühnen-Outfit der Sängerin. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
An den Merchandising-Ständen vor dem Stadion bildeten sich bereits am Mittag Schlangen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Nele, Mara, Maja, Marie (v. l. n. r.) und Marissa (u.) aus Dortmund haben sich gegen Regen und Kälte gewappnet. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
Viele hatten sich mit Fanartikeln eingedeckt. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
swifties Hamburg
Bereit, die Liebe zu treffen: Zohar ist aus Israel gekommen … © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
swifties Hamburg
… Sina und Lena aus Ahrensburg. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Nele (hinten) verleiht Marissa den nötigen Glanz fürs Konzert. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
Leo und Max aus Südamerika zeigen mit ihrren Armbändern, für wen ihr Herz schlägt. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Amelie aus Rostock vertreibt sich die Wartezeit mit Handarbeit. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
Einige Fans harrten bereits seit den frühen Morgenstunden am Stadion aus. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Einige Fans haben auch ihre Autos auf das Ereignis vorbereitet. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
swifties Hamburg
Auch vor den Merchandisingständen bildeten sich Schlangen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
swifties Hamburg
Auch die Brezelverkäufer können auf Umsatz hoffen. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
swifties Hamburg
Janina, Julian, Melissa, Jenny, Swantje und Lina freuen sich auf das Konzert. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Vor dem Konzert von Taylor Swift in Hamburg
Was ist eine rosarote Brille dagegen? Ingrid aus Norwegen lässt ihre Augen pink leuchten. © DPA Images | Daniel Bockwoldt
Taylor Swift Hamburg
Janelle aus Detroit (USA) freut sich am Flughafen auf den Abend. Die Amerikanerin reist seit einem Jahr durch die Welt und kommt aus Lissabon zum Taylor-Swift-Konzert. © Funke Medien Hamburg | Alexander Berthold
Fans Taylor Swift
Dutzende Fans versammelten sich am Dienstagvormittag vor dem Hotel Vier Jahreszeiten und hofften, einen Blick auf Taylor Swift erhaschen zu können.  © Clara Veihelmann | Clara Veihelmann
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Großer Andrang herrschte bereits am Montag vor der Barclays Arena, in der sich Swifties mit Fanartikeln eindecken konnten. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Taylor Swift verbindet Generationen: Emily und ihre Mutter Andrea sind aus dem Alten Land zur Barclays Arena gekommen. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Tauschten am Montag Armbänder: Finja, Caro, Josephine, Lina und Lilly. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Jasmina und Laura aus Tampere (Finnland) präsentieren einen ergatterten Fanartikel. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Große Taylor-Swift-Fans: Theresa, Anthony und Alexis aus Kalifornien (USA). © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Taylor Swift kommt nach Hamburg
Swifties gibt es auch auf den Kaimaninseln: Holly, Tilly, Perl und Marty. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf
Ein Swiftie nutzt die Wartezeit für ein Schläfchen und hat gleich eine Hängematte mitgenommen.
Ein Swiftie nutzt die Wartezeit für ein Schläfchen und hat gleich eine Hängematte mitgenommen. © privat | privat
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Taylor Swift in Hamburg: Das Spektakel der Pop-Supermacht im Volksparkstadion

Dafür ist das Ende ein ganz guter Gradmesser. Aber natürlich muss man früher beginnen. Nicht mit dem Fan-Auftrieb vor dem Stadion, nicht mit dem Auftritt der Vorband. Wobei: wirklich starke Performance, Paramore – auch mit dem T-Shirt von Sängerin Haley Williams: „Rage Makes Me Feel Pretty“. Dies war, vollumfänglich, ein Abend der feministischen Rollenvorbilder. Aber man muss zum Nullpunkt, man muss mit der Erscheinung selbst anfangen.

Taylor Swift materialisierte sich aus dem magischen Gewaber aus Gerüchten und Vorfreude, aus Pop-Ikonen-Hype und handfest Gewusstem über ihre „The Eras Tour“, das gigantischste und erfolgreichste Bühnenspektakel der Musikgeschichte.

Hamburg, Volksparkstadion, Dienstag, 23. Juli, 19.33 Uhr: Die ersten Töne von „Miss Americana & The Heartbreak Prince“ erklangen, übrigens im Innenraum mit Regencapes in allen Farben. Es war feucht. Dennoch: Im Fan-Himmel schwelgten die Swifties, ganz weit über dem Geschehen, emporgehoben von nichts als dem Glauben, jetzt und hier am einzigen Ort der Welt zu sein, an dem zu sein es sich lohnte. Beim Entertainment-Nonplusultra der Jetzt-Zeit.

„Schön euch zu sehen“, rief Taylor Swift auf Deutsch, wortgleich hatte sie es vor wenigen Tagen auch in Gelsenkirchen so gehalten. „Hamburch, here we are“, folgte dann (wirklich „Hamburch“, sie hat ihre Hausaufgaben gemacht), und da war die Fantasykulisse in Pfirsich-Lila schon gefeiert worden. Der Funkelbody, die schimmernden Cowgirlstiefel, die großen Gesten der Animateurin, ach was: Dompteurin mitunter, die es nicht anders kennt, als dass ein ganzes Stadion ausflippt, wenn sie nur ihren Finger in die Menge richtet.

Taylor Swift sorgt in Hamburg für ein wahres Spektakel.
Taylor Swift sorgt in Hamburg für ein wahres Spektakel. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Beim ersten Hamburg-Konzert von Taylor Swift kommen 50.000 Menschen

50.000 waren an diesem Abend da zum ersten von zwei Hamburg-Konzerten des US-amerikanischen Superstars, der das Superstarsein auf ein vermutlich bislang nicht erreichtes Niveau gehoben hat. Man musste schon bei den ersten Songs der nach Alben – in der Swift-Terminologie: nach „Äras“ – sortierten XXL-Show, bei „Cruel Summer“ (dieser gewaltige Chorgesang des Publikums, so was von gut, reine Ekstase) oder „The Man“ an die Metaebene denken.

Daran, wie sehr sich alle Welt nicht allein für diese Heldin der Popkultur, die Swift unbestreitbar ist, sondern auch für diese Begeisterung selbst begeistert. Auch in Hamburg ging es nicht nur um Swift, sondern auch um die Swifties (90 Prozent weiblich, geschätzt, einer der Männer trug auf seinem Shirt den Slogan „Swiftie by Marriage“ spazieren). Es scheint besonders heute eine Sehnsucht nach dem Außergewöhnlichen, eine Gier nach der Bedeutungsaufladung zu geben. Seit Monaten ist die Swiftmania ein sich unentwegt selbst fütterndes System. Mit bisweilen eben skurrilen Auswüchsen, die Swiftie-Gottesdienste sind da nur ein Beispiel.

Taylor Swifts Haar saß trotz des Regens – „die Frau ist eine Arbeiterin“

Umso besser war es, Swift und ihr Taylorverse nun wirklich live zu erleben. Den von der 34-Jährigen optimierten Popsound der Gegenwart zu hören und ihrer perfekt durchchoreografierten Show (superbe Tanzeinlagen auch, ständiger Klamottenwechsel) beizuwohnen. „Kennt jemand den Text?“, fragte sie bei „Cruel Summer“, eine Koketterie eigentlich, eine rhetorische Frage natürlich, ein Ritual. Man kannte das alles schon vom längst erschienenen Konzertfilm, aber man musste die Euphorieglocke, die sich im Zusammenspiel von Star und Menge über ein Stadion zu wölben imstande ist, dann doch selbst bezeugen. Und das Versprechen, das die Künstlerin nicht nur in einer der Songzeilen aus „Me“ (stand tatsächlich nicht auf der Setlist, schade eigentlich) gab: „I promise, that you‘ll never find another like me…“

Trotz des Hamburger Regens sitzen Taylor Swifts Haare – halbwegs.
Trotz des Hamburger Regens sitzen Taylor Swifts Haare – halbwegs. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Wahnsinn, die Atmosphäre dieser „offiziellen Regenshow“, zu der Swift (dies mache nichts, die Band und sie liebten Regenshows ganz besonders) das Konzert beim sanften Nieseln erhob. Ihr Haar saß dennoch zunächst noch, halbwegs, das Nass in der Stirn unterstrich neben all dem Glamour dann halt so etwas wie ihr Musikerethos. Die Frau ist, unter anderem, auch eine Arbeiterin, die unter allen Umständen abliefert. Mit Herzgeste bei „Fearless“, sie musste sich vorher Regentropfen aus den Augen wischen, die Haare hingen nun doch nass und nasser… Ihre Laune schien das ganz und gar nicht zu trüben.

Taylor Swift tadelt ihr Hamburger Publikum bereits im vierten Song

Das war eigentlich das Bild des Abends (aber die Fotografen mussten das Stadion schon früh verlassen, die strengen Regeln gerade bei Großkonzerten verlangen es so): wie Taylor Swift bei „You Belong To Me“ klitschnass auf der güldenen Treppe performte, ihren Backgroundsängerinnen ausgelassen „Oh my God!“ zurufend. Und wie sie das tatsächlich irre zu genießen schien. Wegen Wetterkalamitäten ist es eben doch nicht ganz dieselbe Show überall, das Abweichen von der Perfektion geschah mit jedem Tropfen. Wasserfester, knallroter Lippenstift, wasserfeste Energie, das war die Formel.

Zwischenzeitlich muss die US-Sängerin auch mal das Publikum tadeln.
Zwischenzeitlich muss die US-Sängerin auch mal das Publikum tadeln. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

„You need to calm down, you’re being too loud“, tadelte sie das Publikum bereits im vierten Song, aber zu laut war hier gar nichts. Alles genau richtig so: Jedes Lied eine Wucht, jeder Vortrag hochprofessionell – und trotzdem zeigte sich da eine Nahbarkeit, die eben nicht nur aus Einübung und Kalkül bestand. „Ich liebe euch alle“, rief Taylor Swift (erneut auf Deutsch) kurz nach „Champagne Problems“.

Und man durfte davon ausgehen, dass diese Botschaft – obwohl doch jeder genau wusste, dass sie ihre Liebe schon bei fast 120 Konzerten zuvor ebenfalls bekundet hatte – ganz genau so auch bei vielen ankam. Fast ist man geneigt zu schreiben: ungefiltert. Das fest in der Show eingebaute Verschenken des schwarzen Hutes während „22“ an ein kleines Mädchen war auch in Hamburg erwartbar einer der emotionalsten und gleichzeitig überdrehtesten Momente.

„Champagne Problems“, entstanden mitten in der Pandemie und von damals aus betrachtet eigentlich – wir haben viel verdrängt oder vergessen – immer noch ein kleines Wunder, erlebte man nun in einem vollen Stadion gemeinsam. Swift an einem moosbewachsenen Flügel, das war schon entzückend.

Taylor Swift: eine Künstlerin, die den „Zeitgeist idealtypisch verkörpert“

Der anschließende absolut ohrenbetäubende Jubel ist ebenfalls ein Ritual – gut zweieinhalb Minuten waren es bei diesem ersten Hamburg-Konzert. „Wow“, formte Taylor Swift immer wieder mit den Lippen und nahm ihre In-Ear-Kopfhörer aus den Ohren. Es war wirklich SEHR laut.

Bei „Majorie“, der ihrer Großmutter gewidmeten Ballade, war das mit allen leuchtenden Displays ein klassischer Überwältigungsmove. Spielerischer kamen die gelben und orangefarbenen Luftballons zu „Willow“ daher, die in den Reihen plötzlich jeder Dritte zückte. (Lustig, es fiel einem plötzlich die „Rocky Horror Picture Show“ ein, als die Kinobesucher unter anderem Klopapierrollen in die Vorstellungen mitbrachten, um sie an der immer gleichen Stelle ungestüm durchs Parkett zu schmeißen.)

Mit Taylor Swift stellte sich eine Künstlerin in Hamburg vor, die den Zeitgeist idealtypisch verkörpert. Die Frau braucht eigentlich niemanden, um groß zu sein, keine Mittler, keine Medien. Und sie braucht zugleich alle, diese vielen Fans, die „We Are Never Ever Getting Back Together“ und das selbsttherapeutisch-ermächtigende „All Too Well“ Wort für Wort mitsingen und dabei sogar manchmal vergessen, den Augenblick mit dem Smartphone festzuhalten.

Es gibt auch die beinahe intimen Momente bei Swifts Hamburg-Konzert

Dass Swift mit den Lockdown-Alben „Folklore“ und „Evermore“ und deren eher akustischen Zugängen in die Herzen mancher traf, die mit dem Dancefloorsound der Discogöttin nicht so viel anfangen konnten, wurde in dieser Konzertmitte deutlich. Swift spielt auf der „Eras Tour“ ihre Alben nicht chronologisch, dramaturgisch ist das geschickt. Die Hits von „1989“ (ein Hit-Album wie „Thriller“, beinah), also „Blank Space“ und „Shake It Off“, kamen vor den neuen Songs von „The Tortured Poets Department“.

Taylor Swift macht aus Hamburgs Volksparkstadion einen hingebungsvollen Ort.
Taylor Swift macht aus Hamburgs Volksparkstadion einen hingebungsvollen Ort. © FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez

Was war ein besonderer Knallereffekt in einer von Knalleffekten gespickten Show? Sicher „Style“, der erste Song, den Swift von „1989“ spielte. Da entfaltete der üppige Catwalk aus Monitoren, die an diesem Abend schon Lava-ähnlich blubbern durften, noch einmal ordentlich Wirkung. Was für eine Hitparade insgesamt, auch „Wildest Dreams“ fehlte nicht. Insbesondere gab’s aber reichlich Budenzauber bei „Bad Blood“, als es langsam dämmerte (der Regen hatte längst nachgelassen): Die am Eingang verteilten Armbänder leuchteten stadionweit nach eigenen Gesetzen, Feuerfackeln schossen in die Höhe. Bei „Down Bad“ hätte es dann auch keinen mehr gewundert, wenn das ganze Volksparkstadion einem enormen Ufo gleich einfach abgehoben hätte.

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Als „Surprise Song“ spielte die so effektbegabte Swift einen Mix von „Teardrop On My Guitar“ und „Last Time“, und, als absolute Livepremiere, das Pianoballaden-Mash-up von „We Were Happy“ und „Happiness“. Da lauschten 50.000 ergriffen, es gibt sie auch, beinah intime Momente im Stadionrund.

Das Volksprakstadion war an diesem Dienstagabend ein hingebungsvoller Ort

Achtung Swifties, es folgt ein Sakrileg: Dass die begnadete Performerin Taylor Swift fürs (viele) Geld Abend für Abend immer mehr als drei Stunden abliefert, spricht unter anderem von Fleiß und Fanservice. Es war dann aber, für Nicht-Swifties, vielleicht, nur ganz vielleicht, insgesamt ein bisschen lang. Dass Taylor Swift jedoch nicht allein der Musik wegen so ein Hyperstar ist, versteht sich von selbst. Oder?

Und für die Swifties, die längst nicht nur aus Deutschland kamen (besonders Englisch hörte man oft), war das alles nichts anderes als eine Offenbarung. Das Volksparkstadion war an diesem Dienstagabend ein wogender, hingebungsvoller Ort, an dem eine außergewöhnliche Künstlerin auf dem Peak ihrer Karriere das tat, was ihr Job ist: Den Funken zu zünden, den ihre Fans zum Feuerwerk machen. Besondere, unvergessliche Momente, powered by Taylor Swift.