Hamburg. Die Staatsoper feierte das 30-jährige Bestehen ihres Nachwuchsprogramms mit einer Jubiläumsgala. Ehemalige Stipendiaten machten großen Eindruck.

Der Übergang in die harte Berufspraxis nach Abschluss einer Ausbildung ist oft ein Sprung ins kalte Wasser. Wie ein Opernhaus funktioniert, das wird nicht unbedingt im Studium vermittelt. Deshalb wurde 1994 an der Hamburgischen Staatsoper das Internationale Opernstudio gegründet.

Für zwei Jahre werden zehn junge Sängerinnen und Sänger mit einem Stipendium Mitglied und können in einem „training on the job“ in geschütztem Raum in den Berufsalltag hineinwachsen, betreut mit Meisterkursen, individuellen Coachings und mehr. Jedes große Opernhaus hat so ein Studio, doch das Besondere in Hamburg ist, dass die Stipendiaten hier vom ersten Tag an auch auf der Bühne stehen, in kleineren und mittleren Rollen, neben den großen Stars der Opernszene.

Pressefoto Gala des Internationalen Opernstudios Staatsoper Hamburg
Generalmusikdirektor Kent Nagano, Opernintendant Georges Delnon (v. l.) mit den Sängerinnen und Sängern Alexander Tsymbalyuk, Olga Peretyatko, Vida Miknevičiūtė und Christoph Pohl sowie Kultursenator Carsten Brosda nach der Jubiläumsgala. © Claudia Höhne | Claudia Höhne

Jetzt feierte das Internationale Opernstudio in Hamburg sein 30-jähriges Bestehen mit einer Gala im Haus an der Dammtorstraße. Am Pult des Philharmonischen Staatsorchesters war Generalmusikdirektor Kent Nagano, Intendant Georges Delnon führte moderierend durch den Abend.

Staatsoper Hamburg: Star-Sopranistin schwärmt vom „besten Opernstudio der Welt“

1500 Bewerbungen gibt es mittlerweile für das Studio. Der Grund? Olga Peretyatko brachte es auf den Punkt: „Es ist das beste Opernstudio der Welt!“ Die russische Star-Sopranistin, sie war 2005 bis 2007 im Studio, sang bei der Gala genau die Koloraturen gespickte Donizetti-Arie (O luce di quest’anima aus Linda di Chamounix) – federleicht, mühelos, souverän –, mit der sie sich damals beworben hatte.

Bis heute ist Peretyatko gern gesehener Gast in Hamburg wie auch andere Ehemalige: Vida Miknevičiūtė aus Litauen ist eine gefragte Wagner-Sopranistin geworden, sie bot bei der Gala – wie auch Bariton-Kollege Christoph Pohl – eine Tannhäuser-Arie. Bassist Alexander Tsymbalyuk aus der Ukraine sang Rossini, sonst hört man ihn weltweit als einen der besten Boris-Godunow-Darsteller. Diese vier Ehemaligen wurden von Kultursenator Carsten Brosda am Ende der Gala zu Kammersängern ernannt.

Opernstudio: Einige Solonummern der Stipendiaten hatten außerordentliches Niveau

So, wie die Stipendiaten im Alltag mit renommierten Kollegen auf der Bühne stehen, traten sie auch bei der Gala gemeinsam auf. Erfrischend, wie die aktuelle Stipendiatin Marie Maidowski als Mozarts „Figaro“-Susanna mit Christoph Pohl als Graf Almaviva kokettierte und sich auf ein Stelldichein verständigte. Und bei einigen Solonummern von aktuellen Stipendiaten freute man sich über das außerordentliche Niveau, etwa bei Tenor Aaron Godrey-Mayes und Bariton Grzegorz Pelutis, die ein Duett aus Bizets „Perlenfischer“ brachte.

Mehr Kultur in Hamburg

Auch ehemalige Stipendiaten, die das Opernstudio vor Kurzem abgeschlossen haben, machten großen Eindruck, wie Sopranistin Olivia Boen als Musetta in Puccinis „La Bohème“ oder zum krönenden Abschluss Bass-Bariton Liam James Karai als Escamillo mit dem Torero-Lied aus Bizets „Carmen“. Um die sängerische Zukunft muss man sich keine Sorgen machen.

Nächste Opernstudio-Produktion: 29.11. in der Opera stabile. Uraufführung „Dollhouse“ von Clemens K. Thomas.

Sternstunde oder Reinfall? Jeden Monat rezensieren wir für unsere Abonnentinnen und Abonnenten mehr als 100 Konzerte, Theatervorstellungen, Choreografien, Bücher, Ausstellungen, Serien oder Filme. Hier finden Sie alle Kritiken – was Sie in Hamburg gesehen, gehört oder gelesen haben müssen!