Hamburg. „Kein Feuerwerk“: Ausblick auf die zehnte, letzte Staatsopern-Saison von Intendant Georges Delnon und Generalmusikdirektor Kent Nagano.
„Diese Saison strahlt Kontinuität aus“, kündigte Staatsopern-Intendant Georges Delnon beim Ausblick auf seine zehnte, letzte Hamburger Spielzeit an. Zwei Dutzend Uraufführungen in einem Jahrzehnt (der legendäre Rolf Liebermann kam in seinen ersten 14 Intendanz-Jahren auf die gleiche Anzahl) hat Delnon damit im Lebenslauf vorzuweisen.
Viele gemeinsam mit Generalmusikdirektor Kent Nagano, für den es ebenfalls die letzte Runde an der Dammtorstraße sein wird. „Kein großer Abschied, kein Feuerwerk, sondern eine Reihe Uraufführungen“, verbunden mit einigen Schlussstrichen, sind zum Ende dieser Ära geplant, die mittendrin durch Corona jahrelang ausgebremst worden war.
Alles andere als zeitgenössisch soll die Spielzeiteröffnung werden: Carl Orffs mittelalterliches Dreierpack „Trionfi“, mit den beliebt spektakelnden „Carmina Burana“ als Schlussdrittel, steht am 21. September auf dem Spielplan, als Regisseur kehrt Calixto Bieito ans Haus zurück. Wer diesen Orff vorab und unüberdacht auch noch konzertant hören möchte – Naganos „Rathaus Open Air“-Konzert am 31. August erfüllt diesen Wunsch.
Staatsoper Hamburg: Ende der Ära Georges Delnon/Kent Nagano naht
Ein Vierteljahrhundert nach Peter Konwitschnys provokanter Sicht darauf erhält Webers „Freischütz“ ein Update, dieses Mal inszeniert Andreas Kriegenburg, Yoel Gamzou wird dirigieren. „Elektra“ und „Salome“ hat Dmitri Tcherniakov bereits in eine noble Altbauwohnung hineininszeniert, seine Strauss-Triloge wird mit „Ariadne auf Naxos“ im Januar abgerundet, die Titelpartie singt Anja Kampe. Auch das Adam-Fischer/Mozart-Kapitel endet, mit dessen Frühwerk „Mitridate“.
Sechs Jahre nach ihrem Erfolg mit Schostakowitschs „Nase“ kehrt die Intendant-Kollegin Karin Beier für eine Gastarbeit an die Staatsoper zurück, entschieden hat sie sich für „Maria Stuarda“, eines der vielen Donizetti-Dramen um Frauen in Krisensituationen, mit dem die Italienischen Opernwochen 2025 eröffnet werden. Die Titelrolle übernimmt Ermonela Jaho, als Stimmdarstellerin ähnlich charismatisch wie Asmik Grigorian.
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Das Finale: ausdrücklich zeitgenössisch. Unsuk Chin schreibt momentan noch an einer Oper namens „Die dunkle Seite des Mondes“, auch das Libretto kommt von ihr. Als letzte Chefsache vor dem letzten Vorhang wird das Stück von Nagano dirigiert, die Inszenierung übernimmt das britisch-irische Künstlerkollektiv Dead Centre, Besuchern des letzten Kampnagel-Sommerfestivals womöglich durch das Aufregerchen-Gastspiel „Good Sex“ in Erinnerung. Dazu kommen kleinere Uraufführungen, vor allem in der Opera stabile.
Die Konzertsaison wirkt ebenfalls unaufgeregt wie eine weitere, eher nicht wie die finale Nagano-Spielzeit: Beginnend mit der Kombination von Ligetis „Lux aeterna“ und Bruckner 9 als Beitrag zum Jubiläumsjahr, endend mit Brahms‘ Vierter und einer sinfonischen Auftragsarbeit von Alex Nante.
Auch die Akademie-Konzerte zum Saisonbeginn betonen den lokalpatriotischen Traditionsbezug zu Brahms. Im Hauptprogramm der Abo-Konzerte finden sich einige anziehende Gegensätze: Lachenmanns „Tanzsuite mit Deutschlandlied“ neben Saint-Saëns‘ „Orgelsinfonie“; ein Drei-Generationen-USA-Tripel mit Werken von Bernstein, dem Jazztrompeter Wynton Marsalis und Amy Beach; Messiaens himmelwärts gerichtete „Couleurs de la Cité céleste“ neben Mahlers „Lied von der Erde“. Zwei Fragmente – Mozarts Große c-Moll-Messe und Schuberts „Unvollendete“ – werden mit einem neuen Werk von Jörg Widmann kontrastiert.
Weitere Infos: www.staatsoper-hamburg.de, www.staatsorchester-hamburg.de